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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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nicht meine –, als wären’s seine eigenen. ›Deine sehen doch mehr aus wie ein Bündel Bananen‹, habe ich gesagt.«
    Inez bewunderte den Ring, in dem ein Diamantsolitär so groß wie Zeinabs Daumennagel prangte. »Bist du denn eigentlich nicht schon mit Rowley Woodhouse verlobt?«
    »So ähnlich. Aber die zwei kennen sich nicht, die wissen nicht, dass der andere existiert. Ist also nicht riskant.«
    Inez konnte ihr Lachen kaum unterdrücken. »Willst du denn beide heiraten?«
    »Ganz offen, Inez, und das sage ich nur Ihnen: Ich habe nicht vor, auch nur einen von denen zu heiraten. Wissen Sie, was Rowley zu mir gesagt hat? Der ist echt schlau. ›Schatzilein‹, hat er gesagt, ›die Verlobung ist die moderne Form der Ehe.‹«
    »Ja, und man wird auch nicht gerichtlich belangt, wenn man zwei Verlobte hat. Was aber wird dein Vater sagen, wenn du zwei verschiedene Männer heimbringst, mit denen du verlobt bist?«
    »Die werde ich nie heimbringen.« Zeinab klang ziemlich schockiert. »Mein Paps glaubt, ich werde in Pakistan den Sohn seines Cousins heiraten. Von dem Typen, dem mich Morton gestern Abend auch noch vorgestellt hat, habe ich Ihnen noch nichts erzählt, oder? Orville Pereira heißt er, ist absolut unansehnlich, so hässlich wie die Nacht finster, und steinalt. Aber Morton hat mir erzählt, er macht dreißig Riesen pro Woche. Pro Woche. «
    Inez schüttelte den Kopf. Oft wusste sie nicht, was sie von Zeinab halten sollte.
    »Da steigt gerade Will aus Keith Beattys Van. In letzter Zeit war er sehr nachdenklich und träumte vor sich hin.«
    Doch Zeinab war an Will Cobbett nicht interessiert. »Ich warte noch, bis sich dieser Keith verdünnisiert hat, dann laufe ich mal eben ums Eck und hole uns eine Abendzeitung.«
    »Mal sehen, ob sie Jacky Miller schon gefunden haben. In den Ein-Uhr-Nachrichten kam nichts.«
    Während sie fort war, machte sich Inez daran, den Laden aufzuräumen. Jede Silberdose und jedes Etui, das sie hatten, lag geöffnet auf einem Tischchen, dem Spinettdeckel oder einem der Pflanzenständer herum. Als sie eben den letzten Deckel zuklappte, kamen Freddy Perfect und Ludmilla Gogol zur Ladentür herein. Inez hasste das. Mit ihren eigenen Worten: Es brachte sie auf die Palme. Schließlich gab es für die Mieter eine eigene Tür zum Treppenhaus. Warum konnten sie nicht diese benutzen?
    Heute trug Ludmilla ein antikes bodenlanges Kleid aus gemustertem pinkfarbenem Samt, das nicht von »Star Antiquitäten« stammte, sondern von irgendeinem Geschäft in der Portobello Road, wie sich die Trägerin anschickte, ihr zu erzählen. Im Tonfall der Steppenvölker oder einer Imitation davon meinte Ludmilla, sie habe dafür nur vierzehn Pfund neunundneunzig bezahlt, obwohl das Kleid mindestens hundert wert sei. Sie zog eine Zigarette aus ihrer Handtasche, die sie als Pompadour bezeichnete, steckte sie in eine schwarz-silberne Zigarettenspitze, zündete sie an und blies einen perfekten Rauchring in die Luft. Freddy war wie üblich damit beschäftigt, kleine Kunstwerke in die Hand zu nehmen und zu untersuchen.
    »Entschuldigung, Ludmilla«, sagte Inez, die nicht länger an sich halten konnte und zwischen zwei dringlichen Beschwerden schwankte. »Ich gestatte nicht, dass hier drinnen geraucht wird. Das ist eine eiserne Regel, leider.«
    »Ach, aber ich bin doch Bewohnerin. Bei Freddy ist das anders, er ist kein Bewohner, sondern nur mein Liebhaber. Er wohnt nicht hier.«
    »Tatsächlich? Wie man sich doch täuschen kann. Und noch etwas: Habe ich diese Zigarettenspitze nicht schon mal irgendwo gesehen? Zum Beispiel in diesem Laden?«
    Zeinab kam zurück, aber Inez ließ sich dadurch nicht unterbrechen. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich sie Ihnen nicht verkauft habe, und Zeinab auch nicht.«
    »Definitiv nicht.«
    Mit einem südländischen Schulterzucken und schiefem Lächeln zog Ludmilla die immer noch brennende Zigarette heraus und steckte sie sich in den Mund. Wie durch Zauberei blieb sie an ihrer Unterlippe kleben, während sie redete, und hüpfte dabei auf und ab. »Oh, tut mir so Leid. Freddy schuld, Freddy böser Junge ist. Er in mich so verliebt, Sie wissen, dass immer Geschenke kaufen will, aber kein Geld hat. Was würden tun? Ich Ihnen sagen: Er borgt das aus Ihre Laden. Nur für ein oder zwei Tage – stimmt’s, Freddy?«
    »Hab kein Wort verstanden«, sagte Freddy, der damit beschäftigt gewesen war, an einer Kette zu ziehen, mit der man bei einer Messingtischlampe die Lichtstärke regulieren

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