Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
Sie sich keine Sorgen um Ihre Freundin. Wir kümmern uns um sie. Es war wohl alles ein bisschen zu viel. Versuchen Sie ruhig zu atmen, Oliver. In etwa zehn Minuten landen wir.«
Die Ärztin hatte einen Arm um Sarah gelegt und sie zu ihrem Platz geführt. Beschämt wischte sie sich mit dem Ärmel ihres T-Shirts über das Gesicht. Dr. Burnsreichte ihr einen kleinen Medikamentenbecher, in dem eine durchsichtige Flüssigkeit schimmerte.
»Trinken Sie das, Sarah. Es wird Ihnen gut tun.«
Als sie ein kurzes Zögern bemerkte, fügte sie hinzu: »Es ist ein leichtes Beruhigungsmittel. Keine Sorge, wir wollen Sie nicht außer Gefecht setzen.«
Sarahs Hand zitterte, als sie danach griff und den Becher schließlich leerte. Verlegen drehte sie ihn anschließend in den Händen, bevor sie die Ärztin ansah. »Es tut mir ehrlich Leid, dass ich so aus der Fassung geraten bin. Aber es war alles so schrecklich. Ich habe mir solche Sorgen gemacht und konnte nur so wenig helfen.« Sie betrachtete angestrengt den Becher.
Die Ärztin ging in die Hocke und strich ihr über die Hand. »Sie haben alles ganz richtig gemacht. Ohne Sie hätte es Ihr Freund nicht so weit geschafft.« Sie musterte Sarahs Gesicht. »Geht’s wieder?«
Sarah nickte, und Meagan stand auf. »Gut, dann ruhen Sie sich auch ein wenig aus. Es dauert nicht mehr lange.«
16
N achdem Oliver hinter den Türen, die zur Intensivstation führten, verschwunden war, hatte Sarah wie versteinert dagestanden und ihm mit hängenden Armen nachgeschaut. Man hatte ihr versichert, dass alles für ihn getan werde, und ihr gesagt, dass sie ihn jetzt nicht begleiten könne. Zunächst fiel es ihr aufgrund der Erschöpfung schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, doch nach einigen Minuten dachte sie darüber nach, wen sie informieren musste. Seine Eltern und seine Tochter. Sarah schauderte unwillkürlich. Vor ihrer Abreise hatte sie deutlich gespürt, dass Patricia und Daniel Johnson Vorbehalte ihr gegenüber hegten.
Sarah dachte an ihre Großeltern auf Wintinarah. Sie rechneten morgen mit ihrer Rückkehr. Gestern noch hatte sie über Funk mit ihrem Großvater gesprochen und ihm von ihrem Abschlussausflug zum Berrigan Hill vorgeschwärmt. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens beschloss sie, zunächst nur ihre Großeltern anzurufen. Sie brauchte erst ein wenig Trost durch vertraute Stimmen, bevor sie Olivers Eltern informieren konnte.
Sie war froh darüber, an ihren kleinen Lederrucksack gedacht zu haben, denn alles Weitere ihrer Ausrüstung war im Wagen geblieben. Müde, aber nun doch entschlossen, ging sie den Stationsflur entlang und blieb schließlich vor dem Schwesternzimmer stehen. Ehe sie anklopfen konnte, öffnete sich die Tür, und ein kräftiger Krankenpfleger kam so schwungvoll um die Ecke,dass er beinahe mit ihr zusammengestoßen wäre. Abrupt blieb er stehen.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Sarah nickte. »Ich gehöre zu Oliver Johnson. Er ist gerade eingeliefert worden.« Sie zögerte kurz. »Ich suche ein Telefon, möchte aber nicht so weit weg von hier, falls es etwas Neues gibt.«
Der Mann lächelte verstehend und deutete auf die Tür am Ende des Gangs. »Sehen Sie da vorne den Ausgang zum Fahrstuhl? Neben dem Lift finden Sie zwei Telefone. Ich sage hier noch meiner Kollegin Bescheid, falls man Sie zwischenzeitlich sucht, okay?«
Sarah nickte wieder. »Danke.«
Als sie wenig später die Stimme ihrer Großmutter vernahm, hatte sie Mühe, die Fassung zu wahren.
»Großmutter? Ich bin’s, Sarah.«
»Hallo, mein Mädchen.« Heather klang erfreut. »Seid ihr schon auf dem Heimweg?«
»Nein, wir sind in Albury. Im Krankenhaus. Oliver ist von einer Schlange gebissen worden.« Sie brach ab und fühlte, wie ihr schon wieder die Tränen in die Augen stiegen.
Heather McMillan war beunruhigt. »Wie geht es ihm? Ist es sehr schlimm? Was für eine Schlange war es denn?«
Sarah wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg, die ihr jetzt über die Wangen liefen. Stockend berichtete sie: »Ich habe keine Ahnung. Es ... es ging ihm rasend schnell immer schlechter. Ich musste den Flying Doctor Service rufen. Er ... er wird gerade auf der Intensivstation behandelt. Ich ... ich weiß nicht, ob er es schafft.«
Heather holte tief Luft. »Sarah? Du musst jetzt ruhig bleiben, hörst du? Du änderst nichts an der Situation, wenn du weinst und mit den Zähnen klapperst. Denk daran, wie du Oliver am ehesten eine Hilfe sein kannst. Pass auf! Von uns wird sofort jemand zu euch
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