Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
ausruhen.«
Heather gab ihm Recht. »Geh mit, mein Mädchen. Es stimmt wirklich, was Wolfgang sagt. Du kannst im Moment doch nichts für Oliver tun.« Als sie Sarahs kritischem Blick begegnete, fügte sie hinzu: »Ich bleibe solange hier und warte. Sobald sich sein Zustand irgendwie verändert, melde ich mich auf Wolfgangs Handy, hm?«
Sarah wollte sich eigentlich nicht überreden lassen, doch sie musste sich eingestehen, dass sie am Ende war. Sie spürte, dass sie sich nicht mehr lange auf den Beinen würde halten können. Resigniert ließ sie die Schultern hängen und senkte den Kopf. »Aber nur ganz kurz. Ich will duschen und mich umziehen. Ich fühle mich tatsächlich ziemlich matschig.«
Wolf hatte erneut seinen Arm um sie gelegt und zog sie mit sich. »Komm.« Über die Schulter hinweg nickte er Heather dankbar zu.
Wie selbstverständlich kümmerte er sich um Hotelzimmer und brachte Sarah mitsamt der Reisetasche, die ihre Großmutter gepackt hatte, auf ihr Zimmer. Im Bad ließ er heißes Wasser in die Wanne laufen. Sarah sah ihm fast apathisch zu. Sie schien nicht mehr in der Lage, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Wolf entnahm ihrer Tasche einen leichten Morgenmantel und reichte ihn ihr.
»Kommst du allein klar?«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Aber ja. Danke.« Müde ging sie ins Bad. Minuten später genoss sie das warme Wasser und den duftenden Schaum. Nachdem sie sich gewaschen und die Haare eingeschäumt hatte, blieb sie in der Wärme der Wanne liegen. Bleierne Müdigkeit griff nach ihr, doch sie hatte Angst, ihr nachzugeben. Es zog sie so schnell wie möglich zu Oliver zurück. Als sie befürchten musste, einzuschlafen, spülte sie den Schaum ab, stand auf und stieg aus der Wanne. Sie rubbelte sich das Haar ein wenig trocken und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Wolf hatte am Fenster gestanden und hinausgesehen, als sie das Zimmer wieder betrat. Nun wandte er sich um und grinste. »Na? Du siehst besser aus.«
»Ich fühle mich auch besser. Eine weitere Verschlechterung wäre wohl kaum noch möglich gewesen.« Sie betrachtete einen kleinen Tisch am Fenster, der gedeckt war.
Er winkte sie heran. »Komm, du musst etwas essen.«
Sie ging zu ihm und sah ebenfalls nach draußen.
»Ich hab keinen Hunger.«
Er zog einen Stuhl für sie heran. »Nur ein bisschen. Du wirst sehen, dann fühlst du dich noch besser.«
Sarah ließ sich auf dem Stuhl nieder und betrachtete die appetitlich dekorierten Sandwiches mit Schinken, Ei, Käse und Tomaten. Sie schluckte unwillkürlich. Der Gedanke an Oliver schnürte ihr förmlich die Kehle zu. Wolf hatte sie beobachtet.
»Wenn du hier sitzt und hungerst, hilfst du ihm auch nicht.« Energisch legte er ihr etwas auf den Teller undgriff dann – wie um sie zu ermuntern – selbst zu. Schweigend kauten sie eine Weile. Wolf sah schließlich auf und bemerkte leise: »Er ist wohl sehr wichtig für dich, oder?«
Sarah ließ ihr Wasserglas sinken und schaute ihn stirnrunzelnd an. Die Müdigkeit machte sie ungeduldig. »Was ist das denn für eine blöde Frage?« Sie spürte, wie sie wütend wurde. Wolf hatte den Kopf gesenkt und schwieg. Sarah zwang sich, ihre Wut hinunterzuschlucken. Vielleicht hatte Wolf doch das Recht, eine solche Frage zu stellen. Schließlich waren sie sich einmal sehr nahe gewesen. Sie griff in die Tasche ihres Morgenmantels, holte ein Haargummi hervor und band sich die noch feuchten Locken im Nacken zusammen. Dann schaute sie ihn wieder an.
»Oliver ist sehr wichtig für mich. Wenn ich es recht bedenke, ist er in den letzten Wochen vielleicht sogar zum wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. Ich könnte mir nicht vorstellen, wieder ohne ihn zu sein ...«
Wolf nickte ein wenig betreten und kaute schweigend.
Er wusste, dass es im Augenblick keinen Sinn hatte, mit Sarah zu diskutieren. Dennoch traf ihn ihre Offenheit bis ins Innerste. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass jemand seinen Platz bei Sarah so einfach einnehmen konnte. Er war sich ihrer Liebe und Zuneigung so sicher gewesen ...
Beide hingen ihren Gedanken nach und aßen still. Als Sarah ihr Glas geleert hatte, lehnte sie sich zurück, gähnte kurz und stand dann auf. »So, ich ziehe mich an, dann können wir wieder in die Klinik.«
Wolf schüttelte den Kopf. »Sarah, leg dich ein wenig hin.«
Sarahs Blick fiel auf das weiche Bett mit der dick gepolsterten apricotfarbenen Steppdecke. Es sah sehr einladend aus. Sie glaubte nie zuvor so müde gewesen zu sein, doch
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