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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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sie richtete sich gerade auf, streckte sich kurz und ging entschlossen zu ihrer Reisetasche, um ihre Sachen herauszusuchen.
    »Wenn ich mich jetzt hinlege, schlafe ich bestimmt vierundzwanzig Stunden durch. Ich will wissen, was mit Oliver ist. Ich könnte jetzt nicht seelenruhig schlafen, während er vielleicht stirbt...«
    Sie brach ab und fuhr sich über die Augen. Gleichzeitig kam sie sich zimperlich vor.
    Wolf war rasch aufgestanden und zu ihr gegangen. Wie selbstverständlich zog er sie in seine Arme und hielt sie eine Weile fest. Dann sah er ihr ins Gesicht und strich ihr mit der Hand über die Wange.
    »Du legst dich jetzt hin, und ich verspreche dir, dich in genau zwei Stunden zu wecken, okay?« Er schob sie vor sich her und schlug die Decke auf. »Sollte in der Zwischenzeit etwas passieren, wird sich deine Großmutter ja melden.«
    Zähneklappernd kroch Sarah zwischen die Laken. Sie war einfach zu müde, um Widerspruch zu erheben. Sie bemerkte nicht einmal mehr, wie Wolf sie zudeckte und sich in alter Vertrautheit auf die Bettkante setzte, um sie zu betrachten. Eigenartig berührt, verweilten seine Augen auf ihrem Gesicht, das sich rasch entspannte. Sarah war beinahe sofort eingeschlafen. Wolf blieb auf der Bettkante sitzen. Es fiel ihm schwer, Schuld einzugestehen. Zuzugeben, dass die Affäre mit Teresa ein Fehler gewesen war, der ihn nun möglicherweise endgültig die Beziehung zu Sarah kosten würde. Es ärgerte ihn maßlos, dass sie sich offensichtlich so schnell getröstet hatte. Das war ganz und gar nicht ihre Art... Wolf grübelte. Irgendetwas musste geschehen sein. Er kannte Sarah auch nicht so entschlossen und unnachgiebig. Im Grunde hatte er sie immer um den Finger wickeln können. Umso mehr irritierte ihn jetzt die Tatsache, dass sie ihn so rasch aus ihrem Leben gestrichen hatte.
    Nachdenklich sah er auf sie hinunter. Mehrere Haarsträhnen waren ihr ins Gesicht gefallen, und unwillkürlich streckte er die Hand aus, um sie vorsichtig, ja, beinahe zärtlich beiseite zu streichen. Sarah schlief weiter, seufzte nur leise und drehte sich auf die Seite. Dabei schob sich der Ärmel ihres Bademantels nach oben – und Wolf schnappte vor Überraschung unwillkürlich nach Luft, als die hässliche frische rot schimmernde Narbe sichtbar wurde. Sekundenlang starrte er in verblüfftem Entsetzen darauf, während sein Verstand auf Hochtouren arbeitete, Möglichkeiten und Erklärungen zurechtlegte und wieder verwarf. Auf Socken nahm er schließlich eine unruhige Wanderung durchs Zimmer auf, während ihm unendlich viele Gedanken durch den Kopf schössen.
    Die nahe liegendste Möglichkeit war ihm zugleich auch die unangenehmste. Er fuhr sich immer wieder nervös durch das blonde Haar und starrte aus dem Fenster. Mit aller Macht wünschte er sich, dass es zwischen dieser Narbe auf Sarahs Arm und ihm keinerlei Zusammenhang gab, und doch kannte er Sarah so gut, dass er innerlich bereits die Gewissheit verspürte, dass er sehr wohl etwas damit zu tun hatte. Aufgewühlt und unruhig ging er leise wieder zum Bett und beugte sich erneut über sie. Vielleicht hatte er sich doch getäuscht. Sie konnte ja auch einen Unfall gehabt haben ... Nach einem langen Blick auf ihren Unterarm richtete er sich auf und ging wieder zum Fenster. Er legte einen Moment den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Zu unvermittelt traf ihn die Wucht der Erkenntnis. Hatte er das angerichtet? Er sah aus dem Fenster, ohne irgendetwas bewusst wahrzunehmen. Verdammt noch mal! Aber man beendete doch nicht einfach sein Leben, weil es in der Beziehung nicht lief. Er würde das nicht tun.
    Eine heiße Röte stieg ihm ins Gesicht, als er sich klar machte, wie tief Sarahs Gefühle für ihn gewesen sein mussten und wie leichtfertig er sie aufs Spiel gesetzt hatte. Welche Traurigkeit musste sie empfunden haben. Hilflosigkeit machte sich in ihm breit. Er erkannte, dass er wahrscheinlich noch nie in seinem Leben diese Stufe im Spektrum der Fähigkeit zu lieben erreicht hatte. Das Gefühl, dass er ohne seine Partnerin unfähig wäre, weiterzuleben. Das Gefühl, dass alles vorbei wäre, wenn er sie verlöre ...
    Wolf atmete heftig aus. Er wand sich innerlich. Er hasste es, sich derart mit sich selbst auseinander setzen zu müssen, und er wollte es nicht spüren, dieses Gefühl der Schuld, das langsam in ihm hochkroch und ihn irgendwie erniedrigte, ihn gewöhnlich machte und sich darüber hinaus auch noch mit der Gewissheit vereinigte, dass er diese Frau und

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