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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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Abständen und erhellten Gruppen von weißen Zelten, die mit handgesägten Schildern geschmückt waren mit Aufschriften wie »Bad« und »Essen«, und eins der Zelte versprach auch eine Prophezeiung des Schicksals (für nur einen Schilling). Camille suchte nach Hotelschildern. Ihr Kopf platzte schier vor Anspannung und Erschöpfung.
    Ira musterte eine der zwielichtigen Tavernen, als sie vorbeikamen. »Wie wäre es, wenn ich ein paar Runden gewinne und uns ein Hotelzimmer besorge?«
    »Wie wär’s, wenn Sie das Geld, dass Sie in die Mitte eines Pokertischs legen würden, nähmen und es benutzen würden, um uns dieses Hotelzimmer zu beschaffen?«, erwiderte Camille. Er drehte sich in seinem Sattel um.
    »Mit Ihnen in der Nähe werden meine Fähigkeiten noch einrosten«, murrte er, dann hielt er vor einem zweistöckigen Sandsteinhotel mit Namen Kismet .
    Sie beluden sich mit den Gewehren, Feldflaschen und dem Essen – nichts war sicher, wenn man es unbewacht ließ – und betraten die Eingangshalle. Das Erdgeschoss war ein Versammlungsort für Männer, die aussahen wie erfolgreiche Schürfer. Waldgrüne Seidenvorhänge, teilweise bestickt mit Goldfäden, beschirmten den Eingang zum Salon. Oscar zog Camille näher zu den Vorhängen hinüber, während Ira zur Rezeption ging, um mit dem Angestellten dort zu reden.
    »Was ist da vorhin passiert?«, fragte er. Camille ließ einen Sack Kidneybohnen auf den Teppich fallen. Sie hätte sich im Leben nicht vorstellen können, dass sie einmal mit einem Sack Bohnen ein Hotel betreten würde.
    »Du meinst die Reiter? Ich denke, Ira hat uns nicht die ganze Wahrheit gesagt«, antwortete sie.
    Oscar verlagerte das Gewicht der beiden Gewehre auf seinem Rücken. »Nein, ich meinte, was ist mit dir passiert, als du dich im Sattel plötzlich so versteift hast.«
    Camille knetete ihre Schulter, um eine verspannte Stelle zu lockern.
    »Es war wieder dieses schreckliche Singen. Es kam unmittelbar, bevor diese Reiter aufgetaucht sind.« Wie eine Warnung. Aber ein Fluch würde sie nicht warnen, oder? Vielleicht stimmte die Legende von dem Umandu überhaupt nicht. Aber wenn sie sich in Bezug auf den Fluch irrte, in welch anderer Hinsicht konnte sie sich da noch irren? McGreenery hatte sie bezichtigt, nichts über den Stein zu wissen. Sie hasste es, dass er recht gehabt hatte.
    »Und der Totenkopf, von dem wir Ira gegenüber behauptet haben, wir hätten ihn nicht gesehen?«, fuhr Oscar fort. Camille kratzte sich den Nasenrücken und mied seinen Blick.
    »Das, ähm, könnte etwas mit dem Fluch zu tun haben«, antwortete sie hastig. Oscar stöhnte und schob abermals die Gewehre auf seinem Rücken zurecht.
    »Dies ist erst der dritte Tag. Wenn wir so weitermachen, werden wir es nicht bis Port Adelaide schaffen«, sagte er.
    Camille gebot ihm Schweigen. »Wir haben den Tod bereits einmal überlistet, Oscar. Aus irgendeinem Grund ist es uns bestimmt zu leben. Ich glaube, wir haben überlebt, damit wir nach Port Adelaide gehen und meine Mutter und den Stein finden, nicht um auf dem Weg dorthin zu sterben.«
    Oscar zog den grünen Vorhang einige Zentimeter zurück. Drinnen rauchten und lachten ein paar Männer, während sie drei große Goldklumpen in der Mitte eines Tisches bewunderten.
    »Ich glaube an das, was ich sehen kann. Was ich berühren und riechen und schmecken kann. Das ist für mich wahrhaftig«, sagte er und ließ den Vorhang zurückschwingen. »Ich weiß nicht, was diese Erscheinung vorhin war. Ich weiß nicht, ob wirklich jemals zwei Steine aus der Unterwelt gestohlen wurden oder ob allein das Aussprechen des Namens eines der Steine einen verflucht, aber es fällt mir schwer, an einen magischen Stein zu glauben, der niemals außerhalb der Fantasiewelt gesehen worden ist. Es ist einfach nicht vernünftig.«
    Also glaubte Oscar doch nicht an den Umandu. Und er sah in ihr wahrscheinlich nichts anderes als ein törichtes kleines Mädchen, das daran glaubte.
    »Warum muss es vernünftig sein? Ich bin es müde, vernünftig zu sein. Welchen Grund gab es, dass die Christina gesunken ist? Dass mein Vater gestorben ist? Ich habe den Namen des Steins in dieser Nacht zum ersten Mal ausgesprochen, kurz bevor der Sturm zurückkehrte. Ich habe meinen Vater und das Schiff auf den Grund des Meeres geschickt und ich kann dem keinen Sinn abgewinnen. Es ist nicht logisch, es ist nichts, was ich anfassen oder riechen oder schmecken kann«, fügte sie hinzu. Sie hatte Mühe, nicht in Schluchzen auszubrechen.

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