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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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»Aber ich glaube an das, was der Stein vielleicht tun kann. Ich muss daran glauben.«
    Oscars Miene wurde sanfter und er verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere.
    »Nach allem, was geschehen ist«, fuhr Camille fort, »bin ich bereit, die Vernunft über Bord zu werfen. Irgendetwas in mir sagt, dass das, was wir tun, richtig ist. Und dass sogar er in Ordnung ist.« Camille deutete mit dem Kopf auf Ira, der innegehalten hatte, um mit einer Kellnerin zu schäkern.
    »Willst du mir sagen, dass du ihm tatsächlich vertraust?«, fragte Oscar.
    Camille musterte ihren Führer, als dieser einen Ellbogen auf die Rezeption stützte und die Krempe seines Hutes hochschob. Er beugte sich zu der Kellnerin vor und murmelte ihr etwas ins Ohr. Die Kellnerin schnappte nach Luft und schlug Ira ins Gesicht.
    »Das ginge vielleicht ein bisschen zu weit«, erwiderte Camille. Die Kellnerin machte auf dem Absatz kehrt und eilte durch die Vorhänge in den verräucherten Salon.
    Camille drehte sich zu Oscar um und senkte die Stimme. »Da wir schon mal ehrlich zueinander sind, ich wünschte, du würdest aufhören, so ein Griesgram zu sein. Irgendetwas scheint dich zu verärgern. Ich erinnere mich nicht daran, dass du dich je zuvor so aufgeführt hast. Still und ernst, ja. Aber nicht griesgrämig.«
    Oscar packte die Gewehre und ein Bündel Vorräte und beugte sich dichter zu ihr.
    »Das war vor dem Schiffbruch. Bevor außer uns alle auf der Christina gestorben sind.«
    Camille wich vor ihm zurück. »Dann gibst du mir also doch die Schuld. Du denkst, es ist meine Schuld, weil ich den Namen des Steins ausgesprochen habe.«
    Auch Oscar wirkte verblüfft. »Dir die Schuld geben? Natürlich nicht. Nichts von alldem ist deine Schuld.«
    Camilles erster Gedanke war es, mit Oscar zu streiten, darauf zu beharren, dass sie verantwortlich war, ihn daran zu erinnern, dass sie den Namen Umandu ausgesprochen hatte und dass sie die Hand ihres Vaters losgelassen hatte. Die Worte blieben ihr im Halse stecken, als sie auf die grünen Vorhänge starrte, sich an die Wellen erinnerte, den peitschenden Regen, die Blitze und die alles verzehrende Angst in dem Moment, in dem sie begriffen hatte, dass sie nicht länger die Hand ihres Vaters hielt.
    Ira kam herbei und rieb sich die Wange.
    »Frauen«, sagte er, dann zwinkerte er Camille zu. »Natürlich mit Ausnahme von Ihnen.«
    Er hielt zwei Schlüssel in der Hand.
    »Zwei?«, fragte Camille, überglücklich bei dem Gedanken, ihr eigenes Zimmer zu haben. Sie stellte sich vor, wie sie ihr schmutziges Kleid und die Strümpfe abstreifte, sich den Staub und den Schweiß vom Körper wusch, sich unter warme Decken kuschelte und sich von den Federn einer Gänsedaunenmatratze einhüllen ließ. Der reine Himmel.
    »Letzter Halt in der Zivilisation, Schätzchen. Ich dachte, ich spendiere Ihnen was.«
    Camille nahm ihren Schlüssel und ging auf das Treppenhaus zu, dessen Wände bedeckt waren von alten Gemälden, Lageplänen und vergilbten Karten. Der Fluch des Umandu. Welcher Fluch? Heute Nacht würde sie in einem richtigen Bett schlafen, ohne Oscar auf dem Boden neben sich, der sie dazu brachte, sich darum zu sorgen, dass sie schnarchte oder im Schlaf redete, ohne den Sternenhimmel als Decke, ohne zu hören, wie Männer und Frauen im Nebenzimmer unvorstellbare Dinge taten.
    »Ich schätze, das bedeutet, dass mir heute Nacht nichts anderes übrig bleibt, als Ihnen den Rücken zu wärmen«, sagte Ira zu Oscar, als sie ihre Zimmer erreichten, die im gleichen Flur einander gegenüberlagen. Oscar schloss seine Tür auf.
    »Lassen Sie sich von mir einen Rat geben. Wenn Sie mir den Rücken wärmen, wird Sie das umbringen.«
    Ira nickte. »Guter Rat.« Er sah Camille an und tippte sich an den Hut. »Wenn Sie jemanden brauchen, der Ihnen den Rücken wärmt, Schätzchen, es wäre mir eine Ehre.«
    Oscar stieß Ira in ihr Zimmer.
    »Gute Nacht, Camille«, sagte er. Camille lachte und schloss ihre Tür auf.
    »Gute Nacht, Oscar.«
    Camille hockte am nächsten Morgen über einem tiefen Graben und hielt sich die Nase zu, um den schalen Gestank der Toilette auszublenden. Vier Sichtblenden aus Stroh verbargen sie von dem geschäftigen Treiben Bendigos, als sie den unangenehmsten Teil ihres Aufenthalts in einer so primitiven Siedlung möglichst schnell hinter sich brachte. Sie stand auf und ließ ihren Rock wieder um ihre Knöchel fallen. Draußen hatte die sengende Sonne den Schlamm in den Straßen getrocknet. Ein Mann saß vor

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