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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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und Schnauben des schweren Atems ihrer Pferde übertönte seine Stimme beinahe, aber Camille folgte ihm, als er von dem Pfad abbog und in ein Dickicht von kopfhohen Büschen fuhr. Dichtbelaubte Zweige flogen ihr ins Gesicht und zerkratzten ihre Wagen, während Ira sie zu einem Pfad hinunterführte, der, wie es aussah, seit Jahren nicht mehr von Hufen oder Rädern berührt worden war.
    Ira schwenkte um eine weitere scharfe Kurve und verschwand außer Sicht. Camille umrundete die Biegung, und ihr Pferd krachte durch einen holzgerahmten Eingang, der in einen Berghang eingelassen war. Schwärze schlug ihr entgegen und ihr Pferd bäumte sich auf.
    »Brrr!«, flüsterte Ira, der aus der Dunkelheit kam und die Zügel ihres Pferdes übernahm. Hinter ihr preschte Oscar in den Stollen. Die Decke und die Wände bestanden aus grob gehauenen Steinen und festgeklopfter Erde. Ira führte sie weiter hinein, bis sie vollends verborgen waren. Sie standen still, still wie der Staub, der sich auf dem Boden angesammelt hatte, und lauschten. Blut rauschte durch Camilles Kopf und ihre Ohren, aber nach einigen tiefen Atemzügen hörte sie Pferdehufe in der Ferne verklingen. Und dann waren sie fort.
    Ira wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wer waren diese Männer?«, fragte Oscar. Er nahm den breitkrempigen Hut ab, den Camille ihm gereicht hatte. Der Hut verlieh Oscar ein raues Erscheinungsbild und hielt die funkelnde Sonne besser ab als seine Matrosenmütze.
    Iras Brust hob und senkte sich schwer, als er wieder ins Sonnenlicht trat.
    »Warum sind wir vor ihnen geflohen?«, fragte Camille. Ira hockte sich hin und legte eine Hand auf den Boden, während er die andere hob, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Oscar wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht und klatschte seinen Hut gegen seinen Oberschenkel. Um sie herum wogte Staub auf.
    »Sie sind weg«, verkündete Ira, stand auf und griff sich sein Pferd. Er lenkte den Wagen zurück ins Sonnenlicht.
    »Wer sind ›sie‹?«, fragte Camille, als sie an den Zügeln ihres eigenen Pferdes zog. Die Stute rührte sich nicht von der Stelle. Camille grub die Fersen in die Erde und zog. Keine Chance. Ira kam zurück in den Bunker, griff nach den Zügeln und führte die störrische Stute hinaus.
    »Niemand«, antwortete er ihr. »Lassen Sie uns einfach weiterreiten. Und zwar schnell.«
    Oscar sprang in seinen Sattel und blockierte Ira den Weg, sodass dieser nicht vorbeikam. »Nicht bis Sie uns erklärt haben, was gerade geschehen ist. Ist jemand hinter Ihnen her?«
    Ira versuchte, sich um Oscars Pferd herumzubewegen, aber Oscar versperrte ihm erneut den Weg.
    »Es ist niemand hinter mir her, kapiert? Aber es ist kein gutes Omen, wenn eine Bande von Reitern schnell hinter einem herkommt. Und wo wir gerade von bösen Omen sprechen, was war das für ein Ding dort hinten? Bin ich der Einzige, der einen Totenkopf in der Luft gesehen hat?«
    Camille blitzte Oscar an, als dessen Blick sie streifte. Sie konnte es nicht erklären, ohne den Umandu zur Sprache zu bringen, und sie wollte nicht, dass Ira ihnen jetzt schon davonlief.
    »Wovon reden Sie?«, fragte sie.
    »Ira, haben Sie getrunken?« Oscar deutete auf Iras Flasche. »Was ist wirklich da drin?«
    Ira sprang weg. »Ich bin nicht betrunken! Also schön, vergessen Sie es. Meine Augen müssen mir einen Streich gespielt haben«, meinte er, aber sein irritierter Blick sagte Camille, dass er es nicht recht glaubte. »Glück für uns, ich habe erkannt, wo wir waren, und schnell die Biege gemacht.«
    Camille schaute zu dem Bunker zurück. »Ist das eine Mine?«
    Ira zuckte die Achseln und schaffte es schließlich, sich um Oscars Pferd herumzubewegen. »Aus meinen Goldgräberzeiten. Ich habe sie nie richtig in Gang bekommen. Habe mehr Geld verloren als verdient.«
    Camille stieg auf ihr Pferd. Ihr Kleid klebte an ihrem Rücken und ihren Armen. Das Singen war abermals einem Unglück vorangegangen. Sie glaubte keinen Moment, dass diese Reiter keinen Grund zur Sorge darstellten. Sie hatten etwas mit dem Stein zu tun, aber Camille wusste nicht, was.
    Für den Rest des Tages legten sie ein schnelles Tempo vor und machten nur zweimal Rast. Ira weigerte sich weiterhin, etwas über die drei Reiter zu sagen.
    Oscar und Camille ließen das Thema fallen, als sie bei Einbruch des Abends in die Goldgräberstadt Bendigo kamen. Menschen füllten die weitläufigen Straßen, und Gelächter hallte aus den Tavernen. Öllampen beleuchteten die Gehwege in großen

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