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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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können.«
    Caroline drehte den Kopf zum Fenster. Nachmittägliches Licht warf Schatten über Wangen und Haar ihrer Mutter und offenbarte, wie übel die Schwindsucht ihrer Schönheit mitgespielt hatte.
    »Samuel. Er ist McGreenerys Sohn, nicht wahr?«, fragte Camille, schockiert über ihre Kühnheit, aber nicht bereit, auch nur ein Quäntchen Zeit zu verschwenden. Ihre Mutter hielt den Blick auf den Hafen gerichtet.
    »Ja. William hat dir meinen Brief nicht gezeigt?«
    »Nicht direkt.«
    Die Schultern ihrer Mutter sackten herab. »Was hat dein Vater dir über mich erzählt?«
    Die Frage lenkte vom Thema Samuel ab. Camille vermutete, dass dies eine der Fragen war, über die ihre Mutter jahrelang nachgegrübelt hatte.
    »Dass du bei meiner Geburt gestorben seist«, antwortete Camille. Sie wollte keine Fragen ihrer Mutter mehr beantworten. Zu viele eigene Fragen verlangten nach Antwort. »Hast du uns verlassen, weil du McGreenerys Kind erwartet hast?«
    Ihre Mutter seufzte und schaute in ihren Schoß. »Camille, ich habe mit Stuart McGreenery den größten Fehler meines Lebens gemacht.« Sie legte eine knochige Hand auf ihre Brust. »Ich liebe Samuel von ganzem Herzen, aber ich hatte alles mit deinem Vater und mit dir, und ich habe es weggeworfen, weil ich mir vorgestellt habe, das Zusammensein mit Stuart würde aufregend sein. Ich war so furchtbar dumm.« Sie spuckte die Worte beinahe in ihren Schoß.
    »Stuart hat mich gebeten, mit ihm davonzulaufen. Ich dachte, nichts könnte romantischer sein.« Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schaute wieder aus dem Fenster. »Ich habe Ja gesagt.«
    Camille holte tief Luft und biss sich fest auf die Innenseite ihrer Unterlippe. »Wie konntest du?«, fragte sie.
    »Ich war jung, noch keine achtzehn. Ich wollte Romantik und Aufregung, keine Ehe.« Sie sah Camille mit wässrigen Augen an. »Und sosehr ich dich liebte, wusste ich doch nicht, ob es das Richtige für mich war, Mutter zu sein. Ob ich es einigermaßen gut machen würde.«
    Camilles Bereitschaft, in wenigen Sekunden alles zu verzeihen, schwand. Sie selbst war noch keine achtzehn, aber sie wusste mit jeder Faser ihrer Seele, dass sie ihre Familie niemals im Stich gelassen hätte.
    »Also hast du geplant, mit Stuart McGreenery davonzulaufen. Du wolltest seine Ehefrau sein? Die Mutter seines Kindes? Wir waren nicht genug für dich? Mein Vater war ein guter Mann. Er war ein guter Vater. Und du hast ihn verlassen.«
    Sämtliche Sorgen Camilles, ob ihre Mutter sie mögen oder sie annehmen würde, lösten sich in Luft auf. Wen kümmerte es, was eine selbstsüchtige Frau wie ihre Mutter dachte?
    »Ich wusste, dass er ein guter Mann war, dass er ein guter Vater sein würde. Ich konnte dich ihm nicht wegnehmen. Die Art, wie er dich verhätschelte, wie er dir vorsang und dich mit in die Kuppel hinaufnahm, um dir den Mond und die Sterne zu zeigen …« Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Er und Stuart haben wegen des Geschäfts gestritten. Ihre Freundschaft – wenn man es überhaupt so nennen konnte – zerbrach, nachdem William aus Sydney zurückkam mit … nun, ich nehme an, du weißt es … mit dieser Karte, und sie sind übereingekommen, die Firma aufzulösen.«
    Also war die Karte der Auslöser für die Rivalität ihres Vaters und McGreenerys gewesen. Die Karte und natürlich ihre Mutter. Camille fühlte sich so nah am Ziel, sie war so erpicht darauf, endlich Antworten zu bekommen. Ein Teil von ihr verlangte, das Tempo zu drosseln und ihre Mutter sprechen zu lassen, aber sie drängte die Stimme zurück.
    »Also hast du sie genommen? Die Karte, du hast sie mitgenommen, als du fortgegangen bist?«
    »Bitte, hör mir zu, Camille.« Ihre Mutter bemühte sich, energisch zu klingen, und lehnte den Kopf zurück. »Bitte, lass mich einfach ausreden.«
    Camille verschränkte die Hände hinter dem Rücken, presste ihre Finger zusammen und nickte.
    »Als ich entdeckte, dass Stuarts wahre Absicht nur darin bestand, an die Karte heranzukommen, verwandelte sich alles an ihm, wovon ich dachte, ich würde es lieben, in verabscheuungswürdige Eigenschaften. Ich sah, dass alles, was er im Leben wollte, die Dinge waren, die andere Menschen hatten – Geld, Macht, sogar mich –, und er hatte die Absicht, den Stein zu verkaufen, und zwar …«
    »Dem Höchstbietenden«, beendete Camille ihren Satz. »Das hat er mir in Melbourne erzählt.«
    Ihre Mutter richtete sich höher auf. »Melbourne? Er ist hier? In Australien?«
    War

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