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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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das Erregung, die ihre Augen aufleuchten ließ? Es gab Camille einen Stich, als sie daran dachte, dass ihre Mutter Stuart McGreenerys Ankunft mit der gleichen Aufregung entgegensah, mit der sie der Ankunft ihrer Tochter entgegengesehen hatte.
    »Was hattest du vor, als du ihm geschrieben hast?«, fragte Camille.
    »Ich habe Stuart nicht geschrieben! Ich habe nur deinem Vater geschrieben. Ich habe Samuel den Brief schreiben lassen.«
    Die Decke über den Beinen ihrer Mutter rutschte herunter, als sie sich vorbeugte. Sie schien in dem Stuhl zu versinken, als sie die Decke wieder über ihre Beine zog. »Samuel muss von sich aus an Stuart geschrieben haben.«
    Samuel hatte William auch mitgeteilt, dass ein weiterer Brief an McGreenery geschickt worden war. Aber warum? Hatte Samuel ihm seine Existenz unter die Nase reiben wollen, wie man Salz in eine Wunde rieb? Oder hatte er einfach gewollt, dass alle Karten aufgedeckt auf dem Tisch lagen?
    »Ich will nicht, dass Stuart die Karte bekommt, Camille. Dieser Stein ist zu mächtig für jemanden wie ihn.«
    Sie hielt ihren bohrenden Blick auf Camille gerichtet und versuchte die Wirkung ihrer Warnung abzuschätzen. Sie nahm einen flachen Atemzug, bevor sie fortfuhr.
    »Ich habe versucht, die Karte zu zerstören, aber sie wollte nicht brennen, als ich sie über Flammen hielt. Sie ließ sich auch nicht zerreißen. Nicht einmal die schärfste Klinge konnte sie zerschneiden. Sie hat Macht, Camille. Ich habe festgestellt, dass ich mich nicht dazu überwinden konnte, sie in den Müll zu werfen oder in der Erde zu begraben, und ich begriff, dass sie auch über mich Macht hatte. Ich konnte mich nicht von ihr trennen.«
    »Aber du konntest dich von uns trennen, von deiner Familie«, sagte Camille, die begann, die Fassung zu verlieren.
    »Ich hatte keine andere Wahl. Ich …« Ihre Mutter senkte den Blick auf den Schoß. »Unmittelbar nachdem Stuart mir von seinen Plänen für die Karte erzählte, fand ich heraus, dass ich schwanger war. Und dein Vater war monatelang fort gewesen …«
    Übelkeit stieg ihr in der Kehle auf, als sie sich Stuart McGreenery und ihre Mutter in ihrem Akt des Verrates vorstellte.
    »Ich habe hastig Vorkehrungen getroffen und dich bei deiner Amme zurückgelassen, bevor William von See zurückkehren konnte«, sagte Caroline, die immer noch nicht in der Lage war, ihre Tochter anzusehen.
    »Warum hast du meinem Vater nicht einfach von McGreenerys Plan erzählt? Warum hast du nicht einfach alles gestanden, was du getan hattest? Stattdessen hast du dein Leben aufgegeben, um eine Karte zu schützen, um dich selbst zu schützen. Du hast beschlossen, dich zu verstecken, weil du nicht den Mut hattest, für deine Fehler einzustehen!«
    Ihre Mutter streckte ihre zerbrechlichen Hände nach ihr aus. Sie begann zu husten, ein heiseres, trockenes Husten. Sie hob die Hand an den Mund und drückte sich ein Taschentuch auf die Lippen. Camille ging zu ihr und umfasste ihre Schultern. Auf dem Beistelltisch standen ein Glas und ein Wasserkrug. Camille hob den Krug mit zitternden Händen an, während ihre Mutter weiterhustete und um Luft rang.
    Die Schlafzimmertür flog auf und Samuel eilte zu seiner Mutter hinüber. Er nahm Camille das Glas aus der Hand und hielt es seiner Mutter an die Lippen. Oscar und Ira standen zaudernd in der Tür, während der Husten nachließ. Caroline nahm das Taschentuch vom Mund. Leuchtend rote Blutflecken bedeckten das Leinen. Samuel stellte das Glas krachend auf den Beistelltisch.
    »Sie braucht Ruhe. Worüber ihr zwei auch gestritten habt, es kann warten.«
    Beschämt darüber, dass sie unten ihre erhobenen Stimmen erhört hatten, ging Camille auf die Tür zu.
    »Nein, Samuel«, sagte Caroline heiser. Camille blieb stehen und drehte sich zu ihrer Mutter um. Sie richtete sich auf ihrem Stuhl auf und zog ihre ausgemergelten Schultern zurück. »Du hast recht, Camille. Ich war ein Feigling. Ich hatte Angst vor allem.«
    Schweißperlen rannen von ihren Schläfen und ihrem Hals und durchnässten den Kragen ihrer Bluse. »Ich habe mich niemals für das entschuldigt, was ich getan habe. Was soll ich jetzt damit anfangen?«
    »Erzähl mir einfach, warum du die Karte mitgenommen hast«, sagte Camille. »Erzähl mir, warum Flucht die einzige Lösung war.«
    Samuel stürmte auf Camille zu. »Das reicht!«
    Und diesmal protestierte ihre Mutter nicht.

Kapitel 16

    Camille schaffte es halb die Treppe hinunter, bevor die Tür zum Zimmer ihrer Mutter geöffnet und

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