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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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denken!
    Pagel musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Haare auf den Zähnen, was?«, sagte er schneidend. Doch dann grinste er. »Umso besser. Werden Sie brauchen, wenn Sie Scheerer kennen lernen. Der hält nichts von Weibern im Busch. Wundert mich, dass er überhaupt zugestimmt hat, Sie mitzunehmen.«
    »Na, na, mach unserem Fräulein keine Angst«, sagte Krüger besänftigend. Er wandte sich an Emma: »Wir sind seit mehreren Monaten mit Herrn Scheerer unterwegs, und ich meine behaupten zu dürfen, dass er ein sehr verantwortungsbewusster Mann ist. Nur deshalb möchte er keine Frauen mitnehmen. Er ist der Meinung, sie seien den Strapazen im Busch nicht gewachsen.«
    Emma runzelte die Stirn. »Aber ich stehe doch gar nicht in Herrn Scheerers, sondern in Herrn Crusius’ Diensten! Er wird wohl selbst entscheiden dürfen, wer ihn begleitet, oder nicht?«
    »Irrtum«, sagte Pagel barsch. »Alles, was die Forschungsreisen betrifft, entscheidet Scheerer, und auch Crusius muss sich seinen Anweisungen beugen. Soll froh sein, dass er mitkommen darf!«
    »Wir kennen Herrn Crusius noch gar nicht, er begleitet uns zum ersten Mal«, erklärte Krüger. »Als Scheerer, Georg und ich in der Moreton Bay unterwegs waren, um die Fauna dort zu untersuchen, erreichte uns die Nachricht der Kolonialregierung, zukünftig würden uns ein deutscher Forscher und sein Assistent begleiten. Der Auftraggeber der beiden, Cesar Godeffroy, wolle sich dafür großzügig an den Kosten für Lohn, Ausrüstung und Verpflegung der ganzen Gruppe beteiligen. Diesem Angebot konnten die Herren der Regierung offenbar nicht widerstehen …«
    »… und drückten uns Crusius aufs Auge«, knurrte Pagel. »Und jetzt auch noch eine Frau.«
    Unbehaglich fragte Emma: »Godeffroy bezahlt Sie also dafür, dass Sie Crusius und mich mitnehmen?«
    Krüger nickte. »Genau. So müssen Sie beide sich nicht alleine durch den Busch schlagen, sondern können auf unsere Hilfe und unser Wissen zurückgreifen.«
    »Höhere Überlebenschance«, sagte Pagel. »Tote Forscher können nichts mehr sammeln. Das weiß auch Godeffroy.«
    »Georg will damit sagen, dass es nicht ganz ungefährlich im Busch ist, vor allem dann nicht, wenn man zum ersten Mal hier ist. Da ist es von Vorteil, erfahrene Männer an seiner Seite zu wissen.«
    »Deshalb hält Scheerer auch nichts von Weibern im Busch«, wiederholte Pagel. »Reicht schon, sich ums Überleben zu kümmern. Für Ohnmachten und anderen Weiberkram ist da kein Platz.«
    »Dann ist es ja gut, dass ich kein Weib bin«, sagte Emma und schaute ihm fest in die Augen. »Sondern eine junge Dame, die über genügend Selbstdisziplin verfügt, um sich unter widrigen Umständen zu behaupten.«
    Pagel brummte etwas Unverständliches.
    Krüger lachte. »Chapeau«, sagte er und neigte seinen Kopf mit den rotblonden Locken.
    Obwohl Emma sich keineswegs so stark und zuversichtlich fühlte, wie ihre Bemerkung es vermuten lassen sollte, kam sie nicht umhin, sich über Krügers Anerkennung zu freuen.
    Gleichzeitig schlich sich zum ersten Mal eine Ahnung in ihr Bewusstsein, dass sie es als Frau unter all diesen Forschern nicht leicht haben würde. Sie hatte geglaubt, mit Crusius allein zu sein; dass sie sich aber vor drei weiteren studierten Herren würde beweisen müssen, die Crusius und sie nur widerwillig in ihrer Gruppe duldeten, machte sie nun doch nervös. Wenn dieser Scheerer wirklich solch ein Frauenfeind war, würde er sie dann überhaupt mitnehmen? Viel zu sagen hatte Crusius anscheinend nicht. Würde er sich mit seinem Wunsch, eine Frau als Pflanzenzeichnerin dabei zu haben, durchsetzen können?
    Emma spürte ein flaues Gefühl im Magen. Jetzt nur keine Panik bekommen! In wenigen Stunden würde sie Crusius und Scheerer begegnen, und dann würde sie wissen, wie es weiterging. Völlig unnötig, sich bis dahin den Kopf zu zerbrechen.
    Einen Punkt allerdings gab es noch, den sie klären wollte.
    »Warum haben eigentlich Sie beide mich abgeholt?«, fragte sie. »Wenn Herr Crusius und ich gar nicht richtig zur Gruppe gehören, sondern nur«, sie schluckte, »aufgrund von Godeffroys Zahlungen geduldet werden, dann wäre es doch Herrn Crusius’ Aufgabe gewesen, mich abzuholen, oder?«
    »Meine Rede«, sagte Pagel.
    »Eigentlich schon. Aber wir waren von unserer letzten Forschungsreise her ja sowieso noch in der Gegend«, erklärte Krüger. »Während Georg und ich die Sammlung abgeschlossen und verpackt haben, damit sie nach Sydney geschickt werden

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