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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Häuser duckten sich unter niedrigen Dächern. Manche Gebäude waren aus Holz, andere aus Backstein, fast alle unverputzt, aber mit hübschen Veranden versehen. Schutzlos lagen sie in der Sonne, denn Schattenspender gab es kaum. Nur hier und dort stand eine Gruppe von Gewächsen mit riesigen, saftiggrünen Blättern.
    »Bananen«, sagte Krüger, als er Emmas fragenden Blick bemerkte. »Hübsch, nicht?«
    Emma nickte, froh, dass zumindest er die auffälligsten Gewächse hier zu kennen schien. Nach ihrem Erlebnis mit den Mangroven, wenn es denn welche gewesen waren, erschien ihr das nicht mehr selbstverständlich.
    Sie kamen nur langsam vorwärts, da die Forscher sich nicht nur mit ihrem eigenen Gepäck abmühten, sondern zusätzlich mit Emmas Seekiste. Das verursachte ihr einerseits Gewissensbisse, kam ihr andererseits aber sehr zupass, denn in der lähmenden, schattenlosen Hitze war jede Bewegung anstrengend, obwohl Emma nur ihre Botanisiertrommel umgeschnallt hatte. Ihre Hände waren klebrig, die Haut unter Korsett und Hemd schweißnass. Ihr dunkles Kleid, so kam es ihr vor, speicherte die Sonnenstrahlen und verstärkte sie noch, und nun wurde ihr auch klar, weshalb alle Welt hier Weiß trug.
    Verstohlen wischte sie sich mit ihrem Taschentuch über Stirn und Hals. Eine Dame schwitzte nicht, allerhöchstens glühte sie – wie oft hatte ihr die Mutter das eingebläut!
    Nun, sie ist nie in Australien gewesen , dachte Emma in einem Anflug späten Trotzes. Hier bleibt einem auch als Dame nichts anderes übrig, als zu schwitzen.
    Ihr Gesicht war sicher schon ganz rot, und Emma roch selbst, dass ihr ein Bad mal wieder gutgetan hätte. Sehr ärgerlich, dass sie in diesem derangierten Zustand Herrn Crusius wiedersehen sollte.
    Vor ihr ließen Krüger und Pagel schnaufend Emmas Seekiste auf den Boden poltern.
    »Wir sind da«, sagte Krüger schwer atmend. Er wies auf das Gasthaus einige Schritte weiter. »Hier übernachten wir. Scheerer und Crusius treffen wir ebenfalls in diesem Gasthaus.«
    »Sind sicher unterwegs«, keuchte Pagel und stützte sich auf sein Gewehr. »Donnerkiel, Fräulein Röslin, haben Sie Wackersteine im Gepäck?«
    »Nein. Bücher«, sagte Emma kleinlaut. Dass die beiden Forscher schon jetzt Mühe mit ihr hatten, ließ sie in Pagels und Krügers Ansehen ganz sicher nicht steigen.
    »Machen wir uns doch erst einmal ein wenig frisch«, schlug sie vor. »Danach geht es uns allen besser, und wir können die Herren Crusius und Scheerer wohlgemut …«
    »Höre ich da meinen Namen?«, fragte jemand hinter ihr.
    Sie fuhr herum. »Herr Crusius!«
    Da stand er, die Arme ausgebreitet, als wollte er sie an sein Herz drücken, den Mund unter dem dunklen Schnurrbart zu einem breiten Lächeln verzogen. Freude kam in Emma auf. Jetzt bin ich wirklich angekommen, dachte sie erleichtert. Am liebsten wäre sie Herrn Crusius um den Hals gefallen.
    Stattdessen ergriff er ihre Hand und führte sie an die Lippen. »Mein liebes Fräulein Röslin! Haben Sie es also tatsächlich bis ans Ende der Welt geschafft! Ich freue mich sehr, dass ich nun solch eine charmante Begleitung habe.«
    Emma errötete leicht und schaffte es kaum, ihre Freude zu unterdrücken. Crusius’ Willkommensworte unterschieden sich so völlig von denen Pagels auf dem Dampfschiff, dass sie ihr vorkamen wie ein kostbares Versprechen. Ein Versprechen, dass ihre Zukunft doch nicht nur schwarz sein würde.
    »Ich werde alles tun, um Ihnen eine hilfreiche Assistentin zu sein«, sagte sie aufrichtig.
    »Daran habe ich keinen Moment gezweifelt«, sagte Crusius leise. Sein Lächeln vertiefte sich, und Emma schlug die Augen nieder.
    Dann stellten die Männer sich einander vor. Crusius bedankte sich herzlich dafür, dass Pagel und Krüger Emma wohlbehalten zu ihm gebracht hatten, und rasch entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch über die Fahrt auf dem Brisbane River, die anstehende Expedition und die Vorbereitungen, die noch getroffen werden mussten.
    Emma hielt sich höflich zurück, verfolgte aber aufmerksam jedes Wort. So erfuhr sie, dass Carl Scheerer seit Tagen darauf brannte, endlich loszukommen, und bereits angekündigt hatte, dass er ihnen nach ihrer Ankunft nur eine einzige Nacht im Gasthof zugestehen würde.
    »Alter Menschenschinder«, lachte Crusius, und Krüger erwiderte, um Wahrheit und Gerechtigkeit bemüht: »Aber nein. Er ist eben mit Leib und Seele Forscher!«
    »Und als solcher froh, dass Sie alle endlich eingetroffen sind«, sagte ein fremder

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