Der Duft von Orangen (German Edition)
gehen. Schlafen. Du warst nur … Du hattest gerade …“
Ich wusste, was er meinte, doch ich rührte mich nicht. „Noch nie ist eine Episode durch Sex ausgelöst worden. Im Gegenteil, die Befriedigung meiner Lust hilft mir sogar dabei, sie in Schach zu halten.“
„Du …“, sagte Johnny, „treibst deine Spielchen mit mir.“ „Das würde ich gerne.“
In seinem Blick las ich Erstaunen, aber dann wurde er ernst. „Ich werde nichts tun, bevor du nicht eine Nacht geschlafen und deinen Arzt aufgesucht hast.“
Ich blinzelte. „Du nimmst deinen Schwanz als Geisel, um mich zum Arztbesuch zu erpressen?“
Er lachte überrascht auf. „Du hast ein ziemlich loses Mundwerk, weißt du das?“
Ich lächelte. „Nur bei dir.“
Er neigte den Kopf ein wenig auf die mir schon so vertraute Art und schaute mich an, als wenn ich ihn an etwas erinnerte. „Ja.“
„Bring mich ins Bett“, flüsterte ich. Mit einem Mal war ich müde, mein Kopf schmerzte. Glücklicherweise nahm ich keinen Orangenduft wahr, und mir war auch nicht schwindelig. Ich war nur müde, wie immer nach elf Uhr abends. „Komm mit mir. Bleib einfach nur … bei mir, okay?“
Er schaute in den Flur hinaus. „Ich sollte gehen.“
„Was, wenn ich dich in der Nacht brauche?“, fragte ich.
Seine Augen suchten meine. „Meinst du, das könnte passieren?“
Ich nickte. Johnny seufzte und schaute wieder in Richtung Haustür, dann zu mir. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und hielt mich ganz ruhig. Sein Blick durchbohrte mich förmlich, und ich wartete angespannt darauf, dass er mich küssen würde.
„Du willst bleiben“, flüsterte ich. „Genauso sehr, wie ich will, dass du bleibst. Egal was du hiervon hältst, du willst es. Hab ich recht?“
Johnny seufzte. „Nur um sicherzugehen, dass mit dir alles in Ordnung ist.“
Ich legte meine Hände über seine und drehte sie ein wenig, damit ich seine Handflächen küssen konnte, bevor ich unsere Finger miteinander verschränkte und einen Schritt zurück machte. Bis zu meinem Schlafzimmer zog ich ihn. Leider war es nicht so aufgeräumt, wie es hätte sein sollen, aber ich hatte schließlich keinen Besuch erwartet. Ich ließ seine Hände los, und er blieb im Türrahmen stehen.
„Ich gehe nur schnell ins Bad“, sagte ich. „Mach es dir bequem.“
Im Badezimmer stellte ich erleichtert fest, dass ich nicht so schlimm aussah, wie befürchtet. Meine Haare waren durcheinander und meine Augen leicht gerötet, aber das kam von denTränen, nicht von der Episode. Ich drehte meinen Kopf hin und her und versuchte, mein Gesicht so zu sehen, wie er es sah, aber ich konnte mich nur als mich selber sehen.
Ich wusch mich schnell und warf meine Klamotten in den Wäschekorb. Dann zog ich mein übergroßes T-Shirt über. Der Boden war kalt an meinen Füßen, und ich hüpfte über den Flur in mein Schlafzimmer. An der Tür blieb ich stehen. Johnny drehte sich um. Die Cinema Americana lag offen auf meinem Schreibtisch, und er blätterte darin. Mir fiel ein, dass daneben ein Album mit Hochglanzfotos lag, die ich aus dem Internet ausgedruckt hatte. Bilder von ihm aus seinen Filmen und seinen Modeltagen. Ein paar von seinen Kunstwerken. Die DVD von Nacht der hundert Monde lag dort auch.
„Äh“, sagte ich. „Ich bin wirklich keine verrückte Stalkerin. Versprochen.“
Er schlug das Album zu. „Du weißt, dass all das schon lange her ist.“
„Ich weiß.“ Ich ging zum Bett und zog die Decke zurück, dann schlüpfte ich mit einer Grimasse zwischen die kalten Laken. Sie wärmten sich schnell auf, aber einen Moment lang zitterte ich. Mir fiel etwas ein. „Ich habe leider nichts für dich zum Anziehen. Tut mir leid.“
Seine Finger waren bereits dabei gewesen, den obersten Hemdknopf zu öffnen. Er hielt inne. „Ich kann in meinen Boxershorts schlafen, wenn das für dich in Ordnung ist.“
Ihm beim Ausziehen zuzusehen war irgendwie irreal – wie einen Film anzugucken, nur vollkommen anders. Ich hatte ihn diese Bewegungen schon in Filmen und pixeligen Clips im Internet machen sehen. Und in meinem Kopf, wenn ich im Dunkeln war. Nun wusste ich schon, wie er sein Handgelenk drehen würde, bevor er den Knopf geöffnet hatte.
Johnny zog das Hemd aus und schaute sich um, bevor er es sorgfältig über die Lehne meines Schreibtischstuhls hängte. Seine Brust war glatt und geschmeidig, weit und breit kein Haar in Sicht. Er war auch immer noch durchtrainiert – nicht ganz so muskulös wie in seinen Zwanzigern, aber
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