Der Duft von Orangen (German Edition)

Emm, es stimmt. Verstehst du es nicht? Nein, wie könntest du auch.“
    Er stand auf und ging zu dem Schrank in der Ecke, öffnete die Tür und holte ein dickes, mit Gummibändern zusammengehaltenes Skizzenbuch heraus, das abgenutzt und alt aussah und drohte, bei der kleinsten Bewegung zu zerfallen. Eines der Gummibänder riss, und Johnny warf es beiseite.
    Er öffnete das Buch. Zeigte mir einige seiner Zeichnungen. Blätterte um. „Siehst du?“
    Harte, kräftige Bleistiftstriche, die das Papier an einigen Stellen zerrissen hatten und dennoch ein zartes und ausgefeiltes Muster aus Grafit auf das Papier zauberten. Die Frau von den Leeren Räumen . Eine ähnliche Pose. Nur drehte sie sich auf diesem Bild nicht weg, und auch das Haar fiel ihr nicht ins Gesicht. Ich konnte jede Linie ihres Gesichts sehen.
    Ich bin diese Frau .
    Ich schnappte nach Luft … und war doch nicht überrascht. Hatte ich es die ganze Zeit über nicht irgendwie gewusst? Hatte nicht ein Teil von mir seit jenem Tag, an dem ich auf dem Eis ausgerutscht und in die Vergangenheit gefallen war, daran geglaubt?
    Es gibt Dinge, die ergeben einfach keinen Sinn. Die Liebe ist eines davon. Sich zu verlieben ist wie sich kopfüber in einen Abgrund zu stürzen und zu hoffen, dass die Person, die man liebt, einen auffangen wird. Liebe ist eine unerklärbare Verbindung.
    Irgendetwas hatte uns zusammengebracht. Johnny und mich. Wir mussten es nicht verstehen. Wir mussten es einfach nur akzeptieren.
    Mein Blick fiel auf den unteren Rand der Zeichnung. Johnny hatte seinen Namen und ein Datum dahin geschrieben. Ich fuhr die Linien mit einem Finger nach, und selbst jetzt, viele Jahre später, färbte der Bleistift meine Fingerspitze.
    „Das war mein erster Versuch“, sagte Johnny. „Ich habe mich eines Tages einfach hingesetzt und angefangen zu malen. Ich konnte nicht aufhören.“
    „Du hast an dem Tag angefangen?“
    „Ja.“
    Ich fuhr die Schrift noch einmal mit dem Finger nach. „Ich weiß, warum.“
    Er schaute mich an. „Wirklich?“
    „An dem Tag bin ich gestürzt. Es war das erste Mal, dass ich in die Dunkelheit ging.“
    Wir schauten das Bild an, das er vor so langer Zeit gezeichnet hatte. Die Linien und Wirbel, aus denen er mein Gesicht erschaffen hatte. Alles hatte an diesem Tag begonnen und geendet, und wir würden nie erfahren, warum. Aber war das wichtig? Ich glaubte nicht.
    Johnny klappte den Skizzenblock zu und legte ihn beiseite. Er küsste mich. Dann legte er eine Hand auf meinen Bauch, genauauf die Stelle, unter der das kleine Wunder steckte. Ich küsste ihn und fürchtete nicht länger, dass die Welt unter mir wegkippen würde. Ich wusste, egal was uns hierhergebracht hatte oder was in der Zukunft passieren würde, alles war genau so gekommen, wie es hatte sein sollen.
    In diesem Augenblick wusste ich alles. Ich hatte nicht länger Angst, nur zu träumen. Ich wusste, das hier war real.
    – ENDE –

ANMERKUNG DER AUTORIN
    Natürlich könnte ich auch schreiben, ohne Musik zu hören, aber ich bin froh, dass ich es nicht tun muss. Hier ist eine kleine Zusammenstellung der Musik, die ich gehört habe, während ich diesen Roman schrieb. Bitte unterstützen Sie die Künstler, indem Sie ihre Songs auf legale Weise erstehen!
    „Breathe Me“ – Sia
    „Bulletproof Weeks“ – Matt Nathanson
    „City Lights“ – Mirror
    „Closer“ – Kings of Leon
    „Collide“ – Howie Day
    „Damn I Wish I Was Your Lover“ – Sophie B. Hawkins
    „Don’t Pull Your Love“ – Hamilton, Joe Frank and Reynolds
    „Dream a Little Dream of Me“ – The Mamas and the Papas
    „Ghosts“ – Christopher Dallman
    „Goodbye Horses“ – Psyche
    „I Think She Knows“ – Kaki King
    „I’m Burning for You“ – Blue Öyster Cult
    „If“ – Bread
    „If You Want to Sing Out, Sing Out“ – Cat Stevens
    „Incense and Peppermints“ – Strawberry Alarm Clock
    „Je t’aime moi non plus“ – Serge Gainsbourg and Jane Birkin
    „Joy to the World“ – Three Dog Night
    „Kiss You All Over“ – Dr. Hook
    „Labor of Love“ – Michael Giacchini’s Star Trek (Filmmusik)
    „Lascia ch’io pianga Prologue“ – Antichrist Soundtrack
    „Life on Mars“ – David Bowie
    „Purple Haze“ – The Cure
    „Shambala“ – Three Dog Night