Der Duft von Orangen (German Edition)
vom Vortag zurücklegen musste.
„Wie sonst hätte ich mir etwas anderes zum Anziehen besorgen sollen?“
„Du bist früh aufgewacht. Hast du dich im Dunkeln nach Hause geschlichen?“ Ich lachte wieder und stand auf. Er zucktenicht zurück, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm einen Kuss zu geben. „Es war dir peinlich.“
„Ich stehe immer so früh auf.“
„Das war nicht immer so.“ Ich wusste nicht, wieso ich das sagte.
„Früher bin ich ja auch immer viel später ins Bett gegangen.“ Seine Hände ruhten auf meinen Hüften. „Meinst du nicht, dass du dich auch anziehen solltest?“
„Machst du mir Frühstück?“
„Möchtest du das gerne?“ Er lachte. „Lieber nicht. Ich bin ein verdammt schlechter Koch.“
„Dann bringst du mich besser ins Mocha “, erwiderte ich.
Das war ein Test. Fast dachte ich, er würde ihn nicht bestehen. Aber Johnny nickte nur und schaute mich von Kopf bis Fuß an.
„Dann solltest du dich besser beeilen, damit du nicht zu spät zur Arbeit kommst.“
Ich duschte, zog mich an und schminkte mich, aber als ich die Haare mit der Lederspange hochstecken wollte, konnte ich sie nicht finden.
„Emm! Jetzt komm!“
„Bin schon da.“ Ich band meine Haare schnell zum Zopf und rannte nach unten, wo Johnny auf mich wartete.
Gemeinsam mit ihm zum Mocha zu gehen war ein wenig, wie als das berühmteste Pärchen der Highschool den Abschlussball zu betreten. Alle starrten uns an. Und Johnny nahm meine behandschuhte Hand in seine und verschränkte unsere Finger.
„Hey“, sagte er zu Carlos, der seinen Laptop noch nicht aufgebaut hatte. „Wie geht’s?“
„Guten Morgen, Carlos.“ Mein Lächeln war triumphierend, vielleicht sogar ein wenig gehässig, aber das war mir egal.
Carlos nickte uns beiden zu. „Sie haben heute Kürbis-Latte auf der Karte. Der ist gut.“
„Ich weiß schon, was ich will“, erwiderte ich. Johnny drückte mich an sich. „Ja, ich auch.“
Es fühlte sich ein wenig seltsam an, von ihm zur Arbeit gefahren zu werden, aber wirklich nur ein bisschen. Auf dem Parkplatz küsste er mich und sagte mir, dass ich ihn eine halbe Stunde vor Dienstschluss anrufen sollte, damit er mich abholen käme.
Und so fing es an. Das. Wir. Alles.
Und es war gut. Wirklich gut. Johnny war ein Mann, kein Junge, genau wie ich meiner Mutter gesagt hatte.
Und er hielt, was er versprach. Wenn Johnny mir sagte, er würde mich von der Arbeit abholen, dann war er nie zu spät. Wenn er versprach, was zum Abendessen mitzubringen, tat er es. Da er seine Arbeitszeit selbst bestimmen konnte, war er flexibler als ich, was mir gut zupasskam. Denn er bestand weiterhin darauf, dass ich entweder einen Arzt aufsuchte oder freiwillig darauf verzichtete, Auto zu fahren. Ich nahm sein Angebot, mein Chauffeur zu sein, dankend an.
Wir sprachen nicht über die Episoden, worüber ich froh war. Wenn ich ihn manchmal dabei ertappte, wie er mich neugierig musterte, ignorierte ich es. Was wir hatten, war gut und echt, und es funktionierte.
Mit Johnnys Tochter Kimmy hingegen war es eine ganz andere Geschichte. Er hatte mich vorgewarnt, dass sie mich nicht mit offenen Armen aufnehmen würde, und genauso war es. In meinen Augen war sie ganz die Tochter ihrer Mutter … auch wenn ich nur meine Vorstellungskraft hatte, um mir zu sagen, wie ihre Mutter so war.
Es war Johnnys Tag, sich um seinen Enkel Charlie zu kümmern, der gerade zur Tür hineinstürzte und sich Johnny in die Arme warf, nur um gleich darauf ins Fernsehzimmer zu sausen, um auf dem großen Fernseher mit der Wii zu spielen. Kimmy blieb in der Tür stehen, als bräuchte sie eine Einladung, um einzutreten – was, wie ich wusste, nicht der Fall war.
„Emm, ich möchte dir meine Tochter Kimmy vorstellen. Kimmy, das ist Emm. Ich habe dir schon von ihr erzählt.“
Kimmy schaute mich mit erhobenen Augenbrauen von Kopfbis Fuß an und sagte dann zu ihrem Vater: „Sie werden immer jünger, Dad.“
„Vielleicht wirst du nur älter.“ Das war vermutlich nicht die beste Reaktion von mir, aber anstatt mir eine zu knallen, lächelte Kimmy tatsächlich.
„Sie spricht. Stell dir das mal vor.“
„Kimmy“, sagte Johnny seufzend, doch er entschuldigte sich nicht für sie. „Lass gut sein, okay?“
Es gefiel mir, dass er nicht versuchte, beste Freunde aus uns zu machen. Nicht dass es mir etwas ausgemacht hätte, mit Johnnys Tochter befreundet zu sein, die in meiner Vorstellung immer noch einen Strampler und eine volle
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