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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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kannst du behaupten, ihr blind ergeben zu sein? Du hast gar keine Ahnung, was Hingabe bedeutet. Du denkst doch immer nur an dich.“
    Sein Bruder schwieg, seine Brust hob und senkte sich schwer.
    „Carlton?“, rief in diesem Augenblick eine Frau. Leichtfüßige Schritte kamen den Gartenweg hinabgetrippelt.
    Radcliff hörte hinter sich Röcke rascheln und warf einen Blick über die Schulter. Jemand war ihnen in den Garten gefolgt.
    Carlton schnaufte vernehmlich.
    Mit einem vertraulichen Grinsen beugte Radcliff sich zu seinem Bruder. „Ich scheine nicht der Einzige zu sein, dessen Wert sich an der Länge seines Schwanzes bemisst.“
    „Du solltest jetzt besser verschwinden.“
    „Gern. Wenn du dich fortan von Matilda fernhältst – und von meiner Frau sowieso. Ansonsten dürftest du dir wünschen, dass unsere Mutter dich niemals in die Welt gesetzt hätte.“
    Radcliff zog sich seine Kapuze über, verbarg sein Gesicht darunter und kehrte zurück zum Haus. Als er an der im Dunkel wartenden Verehrerin seines Bruders vorbeiging, sagte er beiläufig: „Hüten Sie sich vor ihm, Madam. Mit Carlton zu verkehren, ist noch niemandem gut bekommen.“
    Sie hielt kurz inne und eilte dann seiner Warnung zum Trotz weiter.
    Kopfschüttelnd wandte sich Radcliff dem Haus zu. Jeder war seines eigenen Glückes Schmied. Er konnte nicht alle Welt retten.

8. Skandal
    Eine Dame sollte ihrem Gatten in Pflicht und Treue ergeben sein – zumindest hin und wieder. Es wird ihr das Leben leichter, erträglicher und bisweilen gar erfreulicher machen.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    Am folgenden Nachmittag
    N achdem sie sowohl zum Frühstück als auch zum Nachmittagstee im Salon sich selbst Gesellschaft geleistet hatte, und Bradford sich nun noch immer nicht blicken ließ, beschloss Justine, ihre neuen, prunkvollen Räumlichkeiten genauer zu erkunden. Sie hoffte, sich dabei einen Reim auf das Leben zu machen, das nun das ihre war. Kein Laut war im Haus zu hören, nur das leise Rascheln ihres blassblauen Musselinkleides, als sie durch die verlassenen Zimmerfluchten streifte.
    Sie wusste selbst nicht, woher dieser Drang rührte, Bradfords Besitz in Augenschein zu nehmen. Der Wert seiner Besitztümer bedeutete ihr wenig. Vielmehr suchte sie zwischen den Bildnissen, Vasen und dem erlesenen Mobiliar nach einem Hinweis, der ihr helfen könnte, ihn besser zu verstehen, sein wahres Wesen zu ergründen. Doch nichts gab ihr erhellende Erkenntnisse ein – was gewiss daran lag, dass fast alles Erbstücke vergangener Generationen waren, die schon vor Bradfords Zeiten hier ihren festen Platz gehabt hatten.
    Einst hatte sie geglaubt ihn zu kennen, aber nun ahnte sie, dass es Seiten an ihm gab, die er bislang verborgen hatte. Sie wünschte, dass es ihr bald gelang, den Mann zu enthüllen, der sich hinter der gezeichneten Fassade versteckte, denn so langsam begann es ihr zuzusetzen, dass sie nicht wusste, was ihm geschehen war.
    Vor zwei verschlossenen Flügeltüren blieb sie unschlüssig stehen. Ab und an drang das Echo von Schritten an ihr Ohr, wenn die Diener in Verrichtung ihrer Pflichten durch die Gänge eilten, doch ansonsten herrschte Totenstille.
    Justine sah sich verstohlen um, vergewisserte sich, dass niemand sie beobachtete, dann griff sie nach den beiden Knaufen und drehte zaghaft, ging sie doch davon aus, dass die Tür verschlossen war.
    Dem war jedoch nicht so.
    Sie zögerte kurz, dann stieß sie die Türen auf und trat in einen sonnendurchfluteten Raum mit getäfelten Wänden und hohen Decken. Damit es nicht so aussah, als schnüffelte sie heimlich herum, ließ sie die Türen weit offen.
    Wie Justine feststellte, war sie in Bradfords Arbeitszimmer gelandet. An der hinteren Wand reihten sich bis unter die Decke Bücherregale, auf denen dicht an dicht schwere, in Leder gebundene Bände standen. Davor befand sich ein großer Schreibtisch aus blank poliertem Mahagoni, auf dem neben einer Reihe Tintenfässern etliche gespitzte Federn bereitlagen und diverse Papiere sich stapelten.
    Ihr Blick blieb indes an dem einzigen Bild hängen, das den Raum zierte: ein Bildnis, das den Ehrenplatz über dem marmornen Kaminsims einnahm. Justine sah zu der hochgewachsenen Gestalt einer schönen Frau mit dunklem Haar und rosigen Wangen, die ihre behandschuhte Hand anmutig auf einer Gartenmauer ruhen ließ. Sie trug ein fließendes, narzissengelbes Gewand, unter dem weiße Schuhspitzen hervorblitzten.
    Obwohl die Frau nicht lächelte, war der Blick ihrer

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