Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
nachdachte. »Oder zumindest hoffe ich das. Ich will nicht darüber nachdenken, was wohl sonst noch im Nebel lauern mag.«
Er ging an ihr vorbei und streckte die Hand aus, als suche er nach einem ganz bestimmten Punkt.
»Es kommt von der anderen Seite.«
Von der anderen Seite?
Jaelyn runzelte die Stirn. Es schien ihr auffallend günstig, dass er die Magie gerade dann spürte, als er dabei war, ihren Streit zu verlieren.
»Das sagst du nur, um mich abzulenken«, warf sie ihm vor.
Er warf einen Blick über seine Schulter. »Jaelyn, du wüsstest es, wenn ich dich anlöge, oder?«
Damit hatte er allerdings nicht unrecht.
Sie fühlte definitiv keine Täuschung. Was sie spürte, war eine wachsende Erleichterung, die mit Macht ihre Verbindung erfüllte.
»Das ist nicht unbedingt eine gute Neuigkeit«, warnte sie ihn. Sie wollte nicht, dass er sich allzu große Hoffnungen machte. Auf das Schlimmste gefasst sein und mit dem Schlimmsten rechnen, das war ihr Motto. Und die vergangenen Jahrzehnte hatten gezeigt, dass sie damit verdammt richtiglag. »Der Fürst der Finsternis hat Tausende von Lakaien«, rief sie Ariyal ins Gedächtnis. »Es könnte einer von ihnen sein, der versucht, den Durchbruch zu schaffen.«
»Es ist mir gleichgültig, um wen oder was es sich handelt«, gab er zurück. »Alles, was dich hier herausholen kann, bedeutet etwas Gutes.«
Jaelyn murmelte etwas über die hartnäckige Dummheit der Sylvermyst und trat direkt vor ihn.
»Es gibt kein ›du‹. Das heißt ›wir‹«, teilte sie ihm mit, während sie ihm den Finger in die Brust bohrte. »Wir gehen gemeinsam durch die Öffnung, wenn sich eine auftut, oder aber keiner von uns beiden wird gehen.«
»Schätzchen …«
»Sag nicht Schätzchen zu mir«, unterbrach sie ihn, und der Klang ihrer Stimme verriet ihm, dass sie keines seiner Argumente gelten lassen würde. »Wir werden hindurchgehen und uns auf den Fürsten der Finsternis vorbereiten. Wenn wir Vampire und Sylvermyst dazu bringen können, sich zusammenzuschließen, ganz zu schweigen von den Werwölfen, kann er uns auf gar keinen Fall besiegen. Und immerhin werden wir dann eine bessere Chance haben als im Alleingang.«
Er öffnete den Mund, um zu widersprechen, schloss ihn jedoch wieder, als ihm die Bedeutung ihrer Worte bewusst wurde.
»Du hast recht«, gestand er widerstrebend.
»Vielen Dank«, antwortete sie trocken.
Sie hatte keine Zeit, auf ihren kleinen Sieg stolz zu sein. Oder auch nur Erleichterung darüber zu empfinden, dass sie dem nervenaufreibenden Nebel vielleicht tatsächlich entkommen konnten.
Denn aus heiterem Himmel durchzuckte sie ein heftiger Schmerz, begleitet von einer weiblichen Stimme, die Jaelyn eine Gänsehaut über den Körper jagte.
»Jaelyn!«
Jaelyn warf Ariyal einen resignierten Blick zu. Wer auch immer es war, der versuchte, die Nebel zu betreten, er kam zu spät.
»Verdammt«, murmelte sie.
Ariyal strich mit den Fingern über ihre Wange, und sein Blick glitt mit schmerzerfülltem Bedauern über ihr Gesicht, das sie ihm zugewandt hatte.
»Offenbar wurde die Entscheidung für uns getroffen.«
»Es sieht ganz so aus.« Sie streichelte mit der Hand ihre Schrotflinte und zog sie aus dem Halfter. »Hast du irgendwelche Vorschläge?«
Ariyal streckte den Arm aus und rief seinen Bogen und seine Pfeile herbei, während er mit den Augen den Nebel absuchte. Ein guter Krieger ließ sich von dem Löwen nicht so sehr ablenken, dass er die Kobra nicht bemerkte, die sich im Gras versteckte.
»Sie ist nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, und das bedeutet, es besteht die Möglichkeit, dass ihr Körper verwundet werden kann.«
Jaelyn begriff seinen Gedankengang umgehend. »Wenn wir diesen also zerstören können …«
»Dann wird der Fürst der Finsternis wieder an dem Punkt sein, an dem er angefangen hat«, vervollständigte Ariyal ihren Satz. »Nicht imstande, in unsere Welt einzudringen.« Er verzog das Gesicht. »Oder wenigstens können wir das hoffen.«
Hoffen.
Jaelyn hätte vielleicht gelacht, wenn der Fürst der Finsternis sich nicht ausgerechnet diesen Augenblick ausgesucht hätte, um den Nebel zu teilen und vor ihnen zu erscheinen.
Jaelyn erschauderte, fassungslos über die entsetzliche Ironie, die darin lag, dass das ultimative Böse sich in einer jungen Frau versteckte, die wirkte, als sei sie der Inbegriff der Unschuld.
Das war einfach falsch.
»Süße Jaelyn, weshalb läufst du vor mir davon?«, fragte die Kreatur spöttisch. Ein verschmitztes
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