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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Echo.
    Aus dem Speisesaal hörte man das Klimpern von Besteck und Geschirr. Aaro trat zögernd an die geöffnete Tür. An den langen Tischen im Saal saßen bekannte Gesichter. Als sie ihn sahen, wurde es vollkommen still.
    »Aha, unser verlorenes Schaf«, sagte Frau Weckman.
    Sofort wurde in einer Ecke geblökt. Arttu »Könö« Könönen, der Plagegeist der Klasse, war in seinem Element. »Stehen ein Schaf und ein Rasenmäher auf der Wiese. Sagt das Schaf ›Mäh!‹. Sagt der Rasenmäher: ›Du hast mir gar nichts zu befehlen.‹«
    Aaro machte eine Grimasse in die entsprechende Richtung, als Könö in sein widerliches, abgehacktes Lachen ausbrach.
    »Sei still, Könönen«, befahl Frau Weckman genervt. »Komm mit, Aaro.«
    Die Lehrerin stand auf und ging in Richtung Fernsehraum. Aaro folgte ihr und spürte dabei die Blicke der anderen in seinem Rücken.
    »So, ich glaube, du bist mir eine Erklärung schuldig«, sagte Frau Weckman.
    Aaro berichtete möglichst sachlich, was passiert war. Zum Glück tobte die Lehrerin nicht, sondern sagte geradezu gefügig: »Die Polizei hat mich angerufen. Du sollst morgen Nachmittag zur Zeugenvernehmung zu dieser Adresse gehen.« Sie gab Aaro einen Zettel.
    »Aber wir fliegen doch schon morgen früh …«
    »Essi wird mit dir hierbleiben. Für euch ist ein Flug am Abend gebucht, um acht. Geh jetzt essen.«
    Aaro nickte gehorsam und kehrte in den Speisesaal zurück. Der dickliche Könö, der seine eigene Stimme über alles liebte, versuchte mit seinen Späßen weiterzumachen, aber Jaakko, Aaros bester Freund, brachte ihn zum Schweigen und Aaro durfte erzählen, was er erlebt hatte. Er übertrieb ein wenig, um seine Zuhörer zufriedenzustellen.
    Nach dem Essen ging Aaro mit Jaakko und ein paar anderen Jungen aufs Zimmer. Vom Gang aus warf er einen Blick in einen der Mädchenschlafsäle.
    Eine Gruppe hatte sich um die lockenköpfige Laura geschart und quasselte und gickelte. Sofort rumpelte Könö mitten hinein, nahm Laura die Digitalkamera, auf die alle geschaut hatten, aus der Hand und hielt sie hoch über den Kopf. Das löste großes Geschrei aus, was Könö zu genießen schien. Die Mädchen verlangten die Kamera zurück, aber Könö sah sich auf dem kleinen Display die Aufnahmen des Tages an und lachte herablassend.
    Aaro schaute aus der Ferne zu, aber dann wurde sein Interesse geweckt und er ging näher heran. Neugierig starrte er auf die Aufnahme vom Petersplatz. Zwischen vielen anderen Leuten war da auch ein schmächtiger Typ zu sehen, den Aaro gut kannte: er selbst. Dann aber spazierte eine Riesenüberraschung ins Bild: Aaro erkannte plötzlich den Attentäter aus der Sixtinischen Kapelle.
    In dem Moment gelang es Laura, Könö die Kamera mit Gewalt aus der Hand zu reißen.
    »He, warte mal«, rief Aaro. »Gib her, auf dem Film ist der Typ, der Säure auf das Wandgemälde in der Sixtinischen Kapelle geschüttet hat!«
    »Was laberst du da?«, fuhr Laura ihn an, gab ihm aber doch zögernd die Kamera.
    Aaro schaute konzentriert auf das kleine Display, konnte jedoch keine Einzelheiten erkennen. Könnte das Material eventuell der Polizei behilflich sein? Schwer zu sagen, man bräuchte einen größeren Bildschirm, einen Fernseher oder einen Computer.
    Laura nahm die Kamera wieder an sich und Aaro ging zu den anderen Jungen auf dem Flur.
    »Was ist los?«, fragte Jaakko.
    Aaro marschierte in den Fernsehraum und überprüfte die Anschlüsse. Es waren die falschen. Anschauen allein würde sowieso nichts nützen, man müsste die Aufnahme auch bearbeiten können: verlangsamen, vergrößern, das Farbrauschen bereinigen.
    Mit den anderen Jungen im Gefolge marschierte er in den Speisesaal, wo Frau Weckman mit einer Tasse Kaffee saß.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte Aaro. »Ich brauche einen Computer. Meinen Sie, ich könnte den Rechner von der Jugendherberge ausleihen?«
    »Was redest du da? Hast du nicht gesehen, wie die Rezeption hier ausgerüstet ist?«, höhnte Könö. »Reservierungsbuch und Bleistift. Wahrscheinlich haben die nicht mal einen Taschenrechner.«
    Die Lehrerin sah die beiden überdrüssig an. »Jetzt reicht’s, Jungs. Benehmt euch. Wofür braucht ihr einen Computer? Zum Spielen?«
    Aaro ärgerte sich, mit Könö auf eine Stufe gestellt zu werden. »Laura hat heute Aufnahmen mit der Digitalkamera gemacht und es könnte etwas dabei sein, das für die Polizei interessant ist. Aber man müsste es erst überprüfen und dafür braucht man einen Computer.«
    »Nein!«,

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