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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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sagte sie. »Es gab Probleme, als du zur Welt kamst. Verstehst du es jetzt?«
    Eine unsichtbare Hand rammte ein Brecheisen in mein Herz. »Sie hat sich meinetwegen das Leben genommen?« Sie zögerte und drückte meine Finger. »Genau das solltest du nicht denken, fand dein Vater.«
    »Und darum wollte er, dass ich mich von Ihnen fernhalte.«
    Sie lehnte sich wieder zurück und strich mit beiden Händen leicht über die Tischkante. Jedes Mitgefühl, das ich in ihr gesehen hatte, war verschwunden. »Wir sind jetzt fertig.«
    »Sarah ...«
    Sie hob den Finger, worauf ihre beiden Biker-Freunde herüberkamen und hinter mir stehen blieben. Ich spürte sie wie eine Wand in meinem Rücken. Sarahs Gesicht war unerbittlich.
    »Du solltest jetzt gehen.«
    Der Tag explodierte über mir, als ich ins Freie trat. Die Sonne bohrte sich in meinen Hinterkopf, und der Schnaps brodelte in meinem leeren Magen. Ihre Worte klangen mir im Ohr, und ich sah ihr Gesicht vor mir. Das kalte, harte Mitleid.
    Ich schaffte es bis zum Wagen, bevor ich die Schritte hörte.
    Ich fuhr herum und riss die Hände hoch. Das entsprach der Umgebung. Einer der Biker von Sarahs Tisch stand keine zwei Schritte hinter mir. Er war knapp einen Meter neunzig groß und trug lederne Chaps und eine Wraparound-Sonnenbrille. Die weißen Strähnen in seinem Bart sahen in der Sonne eher gelb aus. Seine Mundwinkel waren nikotinfleckig. Ich schätzte sein Alter auf sechzig Jahre. Harte, brutale sechzig. Die Pistole, die in seinem Hosenbund klemmte, war verchromt.
    Er streckte die Hand aus und hielt mir mit zwei Fingern ein zusammengefaltetes Stück Papier entgegen. »Den sollten Sie dem Typen im Knast geben, sagt sie.«
    »Dolf Shepherd?«
    »Von mir aus.«
    Ich nahm das Papier; es war eine zusammengefaltete Serviette. Drei Zeilen in einer lockeren Handschrift, blaue Tinte, die in dem weichen Papier verlief. Gute Leute lieben Dich, und gute Leute werden nicht vergessen, wofür Du stehst. Dafür sorge ich.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich.
    Er beugte sich vor. »Geht Sie einen Scheißdreck an.«
    Ich schaute an ihm vorbei zur Tür. Er sah, dass ich überlegte, und legte die Hand auf die Pistole unter seinem Gürtel. Muskeln spannten sich unter der ledrigen Haut.
    »Das ist nicht nötig«, sagte ich.
    Gelbliche Barthaare bewegten sich an seinen Mundwinkeln. »Sie haben Sarah aufgeregt. Belästigen Sie sie nicht noch mal.«
    Ich starrte ihn an, bis er wegschaute, aber seine Hand blieb auf der Waffe.
    »Betrachten Sie das als Warnung.«
    Am Spätnachmittag überquerte ich die Stadtgrenze von Salisbury. Ich hatte Kopfschmerzen, und ich fühlte mich leer. Weil ich etwas Gutes nötig hatte, rief ich Robin an. Sie meldete sich beim zweiten Klingeln. »Bist du für heute fertig?«, fragte ich.
    »Muss nur noch ein paar Dinge unter Dach und Fach bringen. Wo bist du?«
    »Im Auto.«
    »Alles okay? Du klingst nicht gut.«
    »Ich glaube, ich werde verrückt. Lass uns was trinken gehen.«
    »Im gewohnten Lokal?«
    »Ich bin an der Bar«, sagte ich.
    Wir waren seit fünf Jahren nicht im gewohnten Lokal gewesen. Es war leer. »Wir öffnen erst in zehn Minuten«, sagte die Kellnerin.
    »Kann ich mich einfach an die Bar setzen?« Sie zögerte, und da dankte ich ihr und ging einfach durch. Die Barfrau hatte nichts dagegen, ein paar Minuten zu früh anzufangen. Sie hatte hochtoupiertes Haar und eine lange Nase, und sie schenkte großzügig ein. Ich hatte zwei Bourbon gekippt, als Robin endlich auftauchte. Die Bar war immer noch leer. Robin küsste mich, als meinte sie es ernst.
    »Nichts Neues von Dolf«, sagte sie. »Was ist denn los?«
    Zu viel war passiert. Zu viele Informationen. Ich konnte nicht mal versuchen, davon zu erzählen. »Alles«, sagte ich. »Nichts, worüber ich reden möchte.«
    Sie setzte sich und bestellte das Gleiche wie ich. Ihr Blick war sorgenvoll, und ich sah, dass der Tag auch für sie kein Spaziergang gewesen war. »Hast du meinetwegen Probleme?«, fragte ich.
    Sie zuckte die Achseln, aber sie tat es zu schnell. »Nicht viele Polizisten haben eine gemeinsame Vergangenheit mit zwei Mordverdächtigen. Das macht die Dinge kompliziert. Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlt, außen zu stehen. Die Leute behandeln mich anders. Die anderen Cops.«
    »Das tut mir leid, Robin.«
    »Mach dir keine Sorgen deshalb.« Sie hob ihr Glas. »Cheers.«
    Wir tranken aus, gingen etwas essen und fuhren zu ihr nach Hause. Wir gingen ins Bett und pressten uns aneinander. Ich war

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