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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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»War nett, dich zu sehen, George.«
    George deutete zu Jamie hinaus. »Vergiss nicht, was ich gesagt habe. Ich brauche nicht noch mehr Probleme mit deinem Bruder. Wir sind bald verwandt.«
    »Keine Sorge.«
    »Danke.«
    Ich wollte mich abwenden, aber da kam mir noch ein Gedanke. »Eine Frage, George.«
    »Ja?«
    »Diese Buchmacher, von denen du gesprochen hast. Diese Schwergewichte. Ich meine, sind die schwergewichtig genug, um jemanden wegen unbezahlter Schulden umzubringen?« Er wischte sich über den Mund. »Ich könnte mir vorstellen, dass es von der Höhe der Schulden abhängt.«
    Ich ging hinaus, ohne mich noch einmal umzusehen. Draußen breitete sich der neue Tag unter einem turmhohen Himmel aus, einem blauen Gewölbe, so riesig und still, dass es unwirklich erschien. Jamie saß im Truck; er sah blass und verquollen aus und hatte Ringe unter den Augen. Zwischen seinen massigen Schenkeln klemmte eine Bierflasche. Er sah, dass ich hinschaute.
    »Ich fange nicht schon morgens mit dem Saufen an, falls du dich fragst. Ich war die ganze Nacht auf.«
    »Soll ich fahren?«
    »Von mir aus. Egal.«
    Wir tauschten die Plätze. Ich stellte den Sitz ein bisschen höher, und eine leere Bierflasche rollte mir vor die Füße. Ich warf sie nach hinten. Jamie rieb sich das Gesicht und betrachtete sich im Spiegel an der Sonnenblende. »Mein Gott. Ich sehe beschissen aus.«
    »Alles okay?«
    Er beäugte George durch das Fenster. »Lass uns abhauen«, sagte er. Ich ließ den Motor an und fädelte mich in den spärlichen Verkehr ein. Ich merkte, dass er mich anschaute.
    »Na los«, sagte ich.
    »Was?«
    »Du kannst mich fragen.«
    Seine Stimme wurde lauter. »Was zum Teufel, Adam — was wollte die Polizei von dir?«
    »Ich schätze, das war das Gesprächsthema im ganzen Haus.«
    »Kannst du wohl sagen, Bruder. Ist ja nicht so, dass irgendjemand vergessen hätte, wie die Cops dich das letzte Mal abgeholt haben. Dad sagt allen, sie sollen Ruhe bewahren, aber das ist nicht so einfach. Ich sag's dir ganz unverbindlich: Alle sind beunruhigt.«
    Ich hatte damit gerechnet, dass es so kommen würde. Also berichtete ich, ohne aus der Haut zu fahren. Jamie machte ein zweifelndes Gesicht.
    »Worüber habt ihr denn gesprochen, Grace und du, was so verdammt geheim war?«
    »Das geht auch dich nichts an.« Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Er saß mit verschränkten Armen da und war wütend. »Hast du deswegen die ganze Nacht getrunken?«, fragte ich. »Zerbrichst du dir wieder den Kopf über deinen Bruder? Hast deine Zweifel?«
    »Nein.«
    »Was dann ?«
    »Wegen Danny hauptsächlich«, sagte er. »Er war in Ordnung, weißt du? Ich dachte, er ist noch unten in Florida und hängt eine Weile am Strand rum. Und die ganze Zeit lag er da in diesem Loch.« Er trank sein Bier aus.
    »Lüg mich nicht an, Jamie.«
    »Ich lüge nicht«, sagte er, aber auch das war gelogen. Ich beließ es dabei.
    »Danny hatte Krach mit seiner Freundin, und er hat sie geschlagen«, sagte ich. »Deshalb war er in Florida. Weißt du etwas darüber? Wer das Mädchen war?«
    »Keine Ahnung. Er hatte einen ganzen Haufen.«
    »Und was ist mit seiner Zockerei?« Jetzt beobachtete ich ihn. »Glaubst du, die könnte etwas damit zu tun haben? Vielleicht hatte er Schulden bei den falschen Leuten.«
    Jamie sah betreten aus. »Du weißt also davon, hm?«
    »Wie schlimm war es?«
    »Manchmal ziemlich schlimm, aber nicht immer. Du weißt ja, wie es gehen kann. Mal bist du oben, mal unten.« Er lachte, doch es klang nervös. »Das kann sich schnell drehen. Aber er kam damit zurecht. Hat sich immer bemüht, sich nicht zu übernehmen.«
    »Irgendeine Ahnung, wer seine Wetten angenommen hat?«
    »Woher soll ich das wissen?« Es klang defensiv.
    Ich hatte Lust, ihn unter Druck zu setzen, ließ es jedoch bleiben. Wir fuhren schweigend weiter, aus der Stadt hinaus und über einen Bach. Auf der leeren Landstraße gab ich Gas. Der Truck vibrierte unter uns, und ich spürte, dass ich Jamie mit meinen Fragen durcheinandergebracht hatte. Er rutschte auf seinem Sitz herunter, seine Kiefer mahlten, und als er dann sprach, sah er mich nicht an.
    »Ich hab's nicht so gemeint, weißt du.«
    »Was hast du nicht so gemeint?«
    »Als ich gesagt hab, ich würde sie ficken. Das hab ich nicht so gemeint.« Er sprach von Grace. »Und was ist mit deinem Fernrohr im oberen Stockwerk ?« Er schüttelte den Kopf. »Hat sie das gesagt? Verdammt! Miriam hat mich mal dabei erwischt, wie ich Grace mit dem Fernglas

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