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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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gebracht, aus Rücksichtnahme wegen der Sache vor fünf Jahren.«
    »Ich vermute, das war nicht ganz die Wahrheit.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Dadurch, dass ich Sie nicht finden konnte, hatten sie etwas mehr Zeit mit Ihnen. Das überrascht mich nicht.« Ich dachte an das Vernehmungszimmer und an das Erste, was Robin zu mir gesagt hatte. Es war meine Idee.
    »Sie wussten, dass Sie kommen würden?«, fragte ich.
    »Ich oder jemand wie ich. Ihr Vater hatte mich am Telefon, bevor sie das Gelände verlassen hatten.«
    »Ich brauche keinen Anwalt«, sagte ich. »Sei nicht albern«, sagte mein Vater. »Natürlich brauchst du einen. Außerdem ist er auch für die Familie hier.«
    Parks schaltete sich ein. »Auf Ihrem Grund und Boden wurde eine Leiche gefunden, Adam, und zwar an einer abgelegenen Stelle, die nur wenige Leute kennen. Da werden sie sich alles ansehen, und zwar gründlich. Manche Leute könnten versuchen, die Situation auszunutzen, um Ihren Vater unter Druck zu setzen.«
    »Glauben Sie wirklich?«, fragte ich.
    »Es geht um ein Kernkraftwerk mit sechs Reaktoren, und es ist Wahljahr. Die Kräfte, die da im Spiel sind, übersteigen alles, was Sie sich vorstellen können —«
    »Sie übertreiben, Parks«, unterbrach mein Vater ihn.
    »Tatsächlich?«, sagte der Anwalt. »Die Drohungen waren ziemlich drastisch, aber bis gestern waren es nur Drohungen. Grace Shepherd wurde überfallen. Ein junger Mann ist tot, und niemand von uns weiß, warum. Dadurch, dass Sie den Kopf in den Sand stecken, schaffen Sie nichts davon aus der Welt.«
    »Ich weigere mich zu akzeptieren, dass die Korruption in diesem County so verbreitet ist, wie Sie uns glauben machen wollen.«
    »Es ist nicht nur das County, Jacob. Es ist Charlotte, Raleigh, Washington. Seit Jahrzehnten hat es nichts annähernd Vergleichbares gegeben.«
    Mein Vater wischte diese Feststellung beiseite. Dolf schaltete sich ein. »Deshalb hast du Parks doch gerufen, oder? Überlass ihm das Zweifeln.«
    »Es wird Ermittlungen geben«, sagte Parks. »Hier brennt die Lunte, genau hier. Es wird heiß werden. Es wird wimmeln von Reportern.«
    »Von Reportern?«, wiederholte ich.
    »Zwei waren schon am Haus«, berichtete mein Vater. »Darum sind wir hier.«
    »Du solltest einen Mann ans Tor stellen«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Parks. »Einen Weißen, keinen Wanderarbeiter. Jemanden, der gut Ordnung halten kann und respektvoll, aber fest auftritt. Wenn die Sache in die Nachrichten kommt, will ich, dass das Gesicht der amerikanischen Mittelschicht aus dem Fernseher schaut.«
    »Himmel.« Dolf setzte sich angewidert hin.
    »Wenn die Polizei oder sonst jemand über irgendetwas reden will, schicken Sie sie zu mir. Dafür bin ich da. Dafür bezahlen Sie mich.«
    Mein Vater sah Dolf an. »Tu es«, sagte er.
    Parks zog einen Stuhl unter dem Kartentisch am Fenster hervor und schleifte ihn über den Teppich. Dann setzte er sich vor mich. »Erzählen Sie mir von gestern Abend. Ich möchte wissen, was man Sie gefragt hat und was Sie geantwortet haben.«
    Ich erzählte es ihm, und die anderen beiden hörten zu. Er fragte nach dem Fluss, nach Grace. Er wollte wissen, worüber wir gesprochen hätten. Ich wiederholte, was ich den Polizisten gesagt hatte. »Das ist irrelevant«, sagte ich.
    »Lassen Sie mich das beurteilen.« Er wartete auf meine Antwort. Es war eine Kleinigkeit, das wusste ich — aber nicht für Grace. Also schaute ich aus dem Fenster.
    »Das ist nicht sehr hilfreich«, sagte der Anwalt.
    Ich zuckte die Achseln.
    Ich fuhr in die Stadt, weil ich Grace etwas Hübsches kaufen wollte, aber als ich die Stadtgrenze erreichte, hatte ich es mir anders überlegt. Danny hatte Grace nicht überfallen; das hatte ich jetzt endlich begriffen. Das bedeutete, wer immer es getan hatte, lief noch herum. Vielleicht war es Zebulon Faith. Vielleicht auch nicht. Aber Shopping würde mich einer Antwort nicht näherbringen.
    Ich dachte an die Frau in dem blauen Kanu, die ich kurz vor dem Überfall bei Grace gesehen hatte. Sie war auf dem Fluss unterwegs gewesen. Vielleicht hatte sie etwas gesehen. Irgendetwas. Wie hieß sie gleich wieder?
    Sarah Yates.
    Ich hielt am ersten Münztelefon, das ich sah. Jemand hatte den Einband des Telefonbuchs abgerissen, und viele Seiten fehlten, aber die Einträge mit dem Namen Yates waren noch da. Es war weniger als eine Seite. Ich suchte nach einer Sarah Yates, doch die gab es nicht. Ich ging die Reihe der Namen noch einmal langsamer durch. Margaret Sarah

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