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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Frustration aufgesogen wie ein Schwamm. Sie hat alles hingenommen, was er ihr entgegengeschleudert hat. Das machte sie nicht zu einer Heiligen – davon war sie weit entfernt –, aber sie hat Hart und sein Leben erduldet.
    Aber Hart MacKenzie hat sich noch nie beugen oder entschuldigen oder zum Wohle eines anderen zurückstecken können. Er hat nie gelernt, seine Wut und seine egoistischen Bedürfnisse zu kontrollieren – er weiß noch nicht einmal, dass er sie kontrollieren muss. Sein Vater lässt seine Wut heraus, indem er seine Umwelt terrorisiert, und Hart hat niemals erfahren, dass es auch andere Wege gibt.
    Was immer Hart haben will, nimmt er sich. Und die, die ihm dabei im Weg stehen, zahlen den Preis.
    Er sieht Eleanor an, die ruhig und stark vor ihm steht. Was auch immer er bisher getan hat oder wie sehr er es versucht hat, er hat sie niemals wirklich für sich gewonnen. Und das macht ihn rasend.
    »Ich kann deinen Vater ruinieren«, droht er. »Denke ja nicht, dass ich das nicht könnte. Ihn ruinieren, dich ruinieren … ganz leicht.«
    Eleanor nickt grimmig. »Ich bin sicher, dass du das kannst. Du bist reich und mächtig, und alle werden sagen, was für eine Närrin ich doch bin, dich abzuweisen.«
    »Ich scherze nicht, El. Ich kann ihn zerstören. Willst du das?«
    Hart wartet auf Eleanors Furcht, wartet, dass sie etwas sagt oder tut, um ihn dazu zu bringen, die Drohung zurückzunehmen. Er wartet auf ihre Verzweiflung, auf ihren Versuch, ihn wieder dazu zu bringen, zu lachen und seine anzüglichen Witze zu machen. Er wartet, dass sie ihn besänftigt, dass sie tut, was er will. All das, was Angelina immer getan hat.
    Eleanor sieht ihn lange an, die Schatten des verwilderten Gartens huschen über ihr Gesicht. Sie lässt keine Angst erkennen. Nur Traurigkeit.
    »Bitte geh, Hart.«
    Hart knurrt unwillig. »Du hast eingewilligt, mich zu heiraten. Wir haben einen Vertrag. Es ist zu spät.«
    Eleanor schüttelt den Kopf. »Nein. Bitte geh.«
    Hart packt sie fest am Arm. Sie sieht ihn überrascht an, und er lockert seinen Griff, gibt sie aber nicht frei.
    »Was willst du ohne mich anfangen, Eleanor? Du hast niemanden, zu dem du gehen kannst, und du hast nichts. Ich kann dir alles auf der Welt geben. Das habe ich dir gesagt, erinnerst du dich?«
    »Ja, aber welchen Preis werde ich dafür zahlen?«
    Das war der Moment, in dem Hart die Beherrschung endgültig verlor. Heute wusste er, dass es damals und während der langen darauffolgenden Jahre jene Unbeherrschtheit gewesen war, die ihn alles gekostet hatte. Er war zu jung gewesen und zu sehr von sich überzeugt, um zu begreifen, dass er nicht jeden auf der Welt einschüchtern konnte, schon gar nicht Eleanor Ramsay.
    »Du bist ein Nichts.« Seine Worte hatten wie ein Knurren geklungen. »Du bist die Tochter eines verarmten Earls, der zu senil ist zu begreifen, wer für sein Essen aufkommt. Ist es das, was du für den Rest deines Lebens willst? Armut und Schwachsinn? Wenn ich dich verlasse, bist du am Ende. Ruiniert. Niemand wird das wollen, was Hart MacKenzie übriggelassen hat.«
    Eleanor schlug ihm ins Gesicht. Er spürte den Schlag kaum, packte sie am Handgelenk. Sie starrte ihn an, ihre Augen schossen Blitze.
    Sie sagte kein Wort. Sie musste es nicht. Sie riss sich aus seinem Griff los, starrte ihn noch einen Moment lang an, dann wandte sie sich ab und ging. Mit hoch erhobenem Kopf. Ihr Schal und ihre Röcke blähten sich im Wind. Eleanor Ramsay ging fort aus Harts Leben.
    Hart spürte sich fallen, tief und tiefer in einen Abgrund, den er selbst geschaffen hatte. »El!«, hatte er gerufen, kläglich und mit rauer Stimme.
    Sie war nicht stehengeblieben, hatte sich nicht umgewandt. Sie war weitergegangen, hatte nicht mehr zurückgeschaut, bis ihre Gestalt mit den Schatten des verwilderten Gartens verschmolzen war. Hart hatte die Hände auf seinen Schädel gepresst, als er sie fortgehen sah. Sein Herz hatte ihm so sehr wehgetan, dass er gedacht hatte, es würde brechen.
    Er hatte es natürlich nicht so weit kommen lassen. In den folgenden Wochen hatte Hart versucht, Eleanor zu bewegen, ihren Entschluss zu überdenken. Er hatte versucht, Lord Ramsay auf seine Seite zu ziehen, und musste feststellen, dass Eleanor ihrem Vater alles erzählt hatte … jede peinliche Einzelheit.
    »Es tut mir leid, MacKenzie«, hatte Lord Ramsay betrübt gesagt, als Hart zu ihm gekommen war. »Aber ich stehe hinter meiner Tochter. Sie haben ein recht übles Spiel gespielt.«
    Selbst

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