Der dunkle Herzog
MacKenzie. Ich soll tun, was du willst, weil ich an einen gewissen Platz in deinen Plänen passe, und so ist es auch mit Mrs Palmer. Du behandelst uns gleich; jede von uns hat ihren Platz in deinem Lebensplan.«
»Eleanor …«
Sie hebt abwehrend die Hand, ihre redegewandte Natur übernimmt die Führung. »Was mich wütend macht, sind die anderen Dinge, die sie mir erzählt hat. Über deine Launenhaftigkeit und deine Wutanfälle. Wie du zwischen heiß und kalt wechselst, dass Mrs Palmer sich nie sicher sein kann, was du heute von ihr willst und was morgen oder wie deine Laune sein wird. Sie hat mir gesagt, dass sie begonnen hat, andere Frauen in das Haus zu holen, weil Seine Lordschaft sich zu langweilen anfing. Sie wusste, dass sie alles ihr Mögliche gegen deine Langeweile tun musste, damit du sie nicht verlässt. Du hast sie benutzt, und sie ist vor dir gekrochen, um dir zu gefallen. Und am Ende hast du sie weggeworfen, weil du sie nicht länger brauchtest.« Eleanor hält inne, ihr Gesicht ist gerötet, sie atmet heftig. »Wie konntest du zu einem Menschen so grausam sein?«
Hart geht einige Schritte von ihr weg. »Habe ich das richtig verstanden? Du willst unsere Verlobung lösen, weil ich unfreundlich gegen eine Kurtisane war?«
Er sieht den verkniffenen Zug um ihren Mund und weiß, dass er das Falsche gesagt hat. »Wohl mehr als unfreundlich. Du hast mit ihr gespielt, wie du mit jedem spielst – wie du mit mir gespielt hast. Es dürfte keinen Unterschied machen, ob diejenige eine Kurtisane oder ein Straßenmädchen oder die Tochter eines Earls ist.«
Jedes Wort ist ein Schlag, weil jedes Wort wahr ist. Sie trifft ihn, und Hart schlägt zurück. »Vielleicht bin ich kein so starker Verfechter der Gleichheit wie du.«
Eleanor zuckt zusammen, und Hart begreift, dass er sie vielleicht verlieren wird. »Grausamkeit ist Grausamkeit, Hart.«
»Und wann hatte ich je eine Chance, nicht grausam zu sein?«, ruft Hart. »Falls ich das bin, dann ist das so, weil ich es nicht anders gelernt habe. Auf diese Weise habe ich überlebt. Du hast meinen Vater kennengelernt; du weißt, wie ich aufgewachsen bin. Du weißt, was er meinen Brüdern und mir angetan hat, zu was er uns gemacht hat.«
»Ja, klage deinen Vater an, soviel du willst – und ich weiß, wie furchtbar er ist. Ich habe es miterlebt. Und du tust mir deswegen unendlich leid, glaube mir. Aber du hast die Möglichkeit, dich zu entscheiden. Die Entscheidungen, die du triffst, sind deine eigenen, nicht die deines Vaters.« Ihre Augen werden schmal. »Und untersteh dich, Mrs Palmer dafür zu bestrafen, dass sie es mir gesagt hat. Sie hat schreckliche Angst vor dir, weißt du das? Ihr ist bewusst, dass du ihr dieses Tun niemals verzeihen wirst und dass sie dich für immer verloren hat. Und doch hat sie den Mut gefunden, zu mir zu kommen und mit mir zu sprechen.«
Selbst jetzt ist Hart in seiner unbegreiflichen Dummheit überzeugt, Eleanor doch noch für sich gewinnen zu können.
»Ja, um dich dazu bringen, dich von mir abzuwenden«, sagt er prompt. »Offensichtlich hat sie damit Erfolg. Sie mag dir wie eine bedauernswerte Seele vorgekommen sein, aber ich versichere dir, dass Angelina Palmer eine berechnende Hexe ist, die alles tun würde, um zu kriegen, was sie haben will.«
Eleanors Augen weiten sich. »Ich wäre dir dankbar, zu akzeptieren, dass ich weiß, was ich sage. Natürlich ist Mrs Palmer kalt und berechnend – sie muss es sein, eine Frau in einer solchen Situation, allein auf der Welt, mit dir als ihrem einzigen Beistand. Aber du hast sie nicht gesehen. Sie hat gewusst, dass alles, was sie mit dir hatte, zu Ende sein wird, wenn sie mit mir redet. Sie hat sich damit abgefunden. Abgefunden. Du hältst mich für eine unerfahrene junge Frau, die von einem weltfremden Vater aufgezogen worden ist, aber ich weiß einiges über die Menschen. Jedenfalls genug, um zu sehen, dass du Mrs Palmer zerbrochen hast. Sie hat sich für dich aufgeopfert – sie würde alles auf der Welt für dich tun –, und du hast sie zerbrochen. Warum sollte ich nicht denken, dass du das Gleiche mit mir machen wirst?«
Hart kann nicht atmen. Eleanor steht da wie ein Racheengel und konfrontiert ihn mit allem, zu dem er geworden ist. Durch sein eigenes Tun.
Mit zittriger Hand streicht er sich über das Gesicht, bemerkt, dass es nass von Schweiß ist.
Du hast sie zerbrochen.
Vielleicht hat er das getan. Angelina hat seine Bedürfnisse, seine Schrecken, seine Launen und seine
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