Der dunkle Herzog
stützte sich mit einer Hand auf den Rand des Schreibtisches, alle Muskeln seines Arms waren angespannt, seine Schulter war rund und fest. Harts nackte Oberschenkel zeigten sehnige Stärke, und dass er den Kopf nachdenklich gesenkt hielt, zeigte keine Anmutung von Schwäche.
Dies war der Hart, den Eleanor vor Jahren gekannt hatte, der, dessen Heiratsantrag sie ohne Zögern angenommen hatte. Er hatte den Körper eines Gottes gehabt, ein Lächeln, das ihr Herz hatte dahinschmelzen lassen, ein sinnliches Funkeln in den Augen, mit denen er nur sie, sie ganz allein angesehen hatte.
Er war immer stolz auf seinen Körper gewesen, hatte sich durch Reiten und Laufen, Boxen, Rudern oder welche Sportart ihn auch immer begeistert hatte, in Form gehalten. Nach dem Eindruck, den sie hatte, war Hart noch muskulöser und härter geworden, seit diese Aufnahme gemacht worden war. Eleanor spielte mit der Vorstellung, eine Aufnahme von ihm zu machen, in dieser gleichen Pose, um einen Vergleich anstellen zu können.
Eleanors Blick schweifte zu jenem Teil von Harts Anatomie, für den sie, so hatte sie sich eingeredet, gar kein Interesse hatte. Auf dem Foto wurde Harts Phallus zum Teil von seinem Oberschenkel verdeckt, aber er war zu sehen – nicht erigiert, aber voll und groß.
Sie erinnerte sich an das erste Mal, als sie Hart nackt gesehen hatte – im Sommerhaus von Kilmorgan, in dem kleinen Pavillon, der auf einer Klippe thronte und einen weiten Blick über das Meer bot. Hart hatte als letztes Kleidungsstück seinen Kilt abgelegt und Eleanor dabei mit seinem sinnlichen Lächeln angesehen, während sie sah, dass er nichts darunter trug. Er hatte gelacht, als ihr Blick nicht anders konnte, als an seinem Körper entlangzuwandern hin zu seinem Glied, erigiert und sie begehrend. Sie hatte nie zuvor einen unbekleideten Mann gesehen, ganz zu schweigen von einem solchen Mann.
Sie erinnerte sich daran, wie ihr Herz geklopft hatte und dass sie rot geworden war. Und sie erinnerte sich an das triumphierende Gefühl, zu wissen, dass der berüchtigte Lord Hart MacKenzie ihr gehörte. Er hatte Eleanor auf die Decke gelegt, die er klugerweise für ihren Ausflug hatte einpacken lassen, und sie seinen Körper erkunden lassen. An jenem Nachmittag hatte er Eleanor alles gelehrt, was ihr gefallen hatte. Er hatte seine Sache ausgesprochen gut gemacht.
Harts Lächeln, sein tiefes Lachen, die unglaublich sanfte Art, wie er sie berührt hatte, hatte dazu geführt, dass sie sich unsterblich in ihn verliebt hatte. Eleanor hatte geglaubt, die auserwählteste Frau auf Erden zu sein, und sie war es gewesen.
Eleanor seufzte und steckte die Fotografie mitsamt ihren Erinnerungen zurück in ihr Versteck.
Sie wohnte drei Tage in Harts Haus, als sie in einem Brief die zweite Fotografie bekam, an sie persönlich adressiert und überbracht.
3
»Für Sie, Mylady«, sagte Harts perfektes Hausmädchen und machte einen perfekten Knicks.
Auf dem Umschlag stand:
Lady Eleanor Ramsay, zurzeit Grosvenor Square, Nummer 8
. Dieselbe Handschrift in derselben sorgsamen Weise, aber kein Siegel, kein Hinweis darauf, woher der Brief kam. Der Umschlag war steif und schwer, und Eleanor wusste sofort, was sie darin finden würde.
»Wer hat den Brief gebracht?«, fragte Eleanor das Hausmädchen.
»Der Junge, Mylady. Der, der Seiner Gnaden auch sonst die Briefe bringt.«
»Wo ist dieser Junge jetzt?«
»Weitergegangen, Mylady. Er trägt die Briefe den ganzen Platz bis hinauf zur Oxford Street aus.«
»Ich verstehe. Nun, danke.«
Eleanor würde diesen Jungen finden und ihm einige Fragen stellen müssen. Sie ging wieder hinauf, schloss sich in ihrem Schlafzimmer ein, zog einen Stuhl ins Licht am Fenster und öffnete den Umschlag.
In ihm steckte ein Stück billiges Papier, wie es zentnerweise in jeder Schreibmaterialienhandlung verkauft wurde, sowie ein Stück gefalteter Karton, in dem sich eine weitere Fotografie befand.
Auf dieser stand Hart an einem hohen Fenster, von dem aus man auf eine weite hügelige Landschaft blickte. Er hatte dem Fotografen den Rücken zugewandt, stützte sich mit den Händen auf die Fensterbank und trug keinen Faden am Leib.
Ein breiter muskulöser Rücken, der sich zu einem Po verjüngte, der so fest wirkte, wie er nur sein konnte. Harts Arme waren angespannt, trugen sie doch sein Gewicht, während er sich aufstützte.
Die Fotografie war auf festem Papier abgezogen worden, sehr ähnlich dem von Visitenkarten. Auf ihr fand sich kein Hinweis auf
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