Der dunkle Herzog
hätte gedacht, es würde dir gefallen, mich vernichtet zu sehen.«
»Nicht auf diese Weise. Du verdienst es nicht, dass man über dich lacht. Die Königin würde über diese Aufnahmen zutiefst entsetzt sein, und sie verfügt über großen Einfluss – sie und der Prinzgemahl haben Aufnahmen von Nackten gesammelt, wusstest du das? Nicht viele haben die Fotografien zu sehen bekommen, aber sie hat sie mir einmal gezeigt. Sie liebt es, über Albert zu reden. Sie hat ihn angebetet.«
Ihre Worte erstarben, als Hart sie ansah, sein goldfarbener Blick ruhte starr auf ihr.
»Was verdiene ich dann, Mädchen?« Seine Sprache klang ein wenig verwaschen, was bedeutete, dass er auf dem besten Weg war, völlig betrunken zu sein. Hart zeigte nur selten eine Reaktion auf übergroßen Alkoholgenuss, wenn es also wie jetzt der Fall war, musste er bereits weit über den Rausch hinaus sein. »Was verdiene ich, Eleanor?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Du hast verdient, dass ich die Verlobung gelöst habe. Damals. Vielleicht verdienst du es nicht, dass ich dir so lange nicht vergeben habe, oder dass ich zu stolz war, auch nur mit dir zu reden. Aber das ist abgehakt. Wir haben beide unser Leben weitergelebt. Getrennt. Wie es hat sein sollen.«
»Hat es so sein sollen?« Seine Stimme klang tief, leise, die Schlafzimmerstimme eines männlichen MacKenzies.
»Wir hätten uns zu sehr aneinander gerieben, Hart, das weißt du.« Sie rieb ihren Daumen und ihre Fingerspitzen aneinander. »Es hätte zu viele Funken geschlagen.«
»Aye, du hast Feuer in dir, Mädchen, das ist wahr. Und Temperament.« Der wunderbare Highland-Akzent wurde breiter, als er noch mehr von dem Whisky trank. »Und das Feuer einer ganz anderen Art. Ich habe das nicht vergessen.«
Auch Eleanor hatte es nicht vergessen. Hart hatte genau gewusst, wie er sie erregen konnte, wie er sie berühren und sie an sich ziehen musste, wie er sie dazu bringen konnte, die ersten Küsse zu gewähren. Hart hatte gewusst, wie er sie streicheln, was er ihr ins Ohr flüstern musste, wie er seinen Atem über ihre Haut streifen lassen musste.
Eine Lady durfte vor ihrer Hochzeitsnacht eigentlich nichts über Männer wissen, aber Eleanor hatte alles über Hart MacKenzie gewusst. Seinen muskulösen, harten Körper, die alten Narben, die sich in Zacken über seinen Rücken zogen, das Feuer seines Mundes auf ihrem, die Geschicklichkeit seiner Hände, wenn er die Knöpfe und Bänder ihrer Kleider geöffnet hatte.
Drei Mal hatte er sie verführt, und drei Mal hatte sie es zugelassen. Das erste Mal war es im Sommerhaus geschehen, dann in diesem Schlafzimmer und das dritte Mal in seinem Schlafzimmer in Kilmorgan. Sie waren verlobt, hatte sie es vor sich selbst gerechtfertigt. Wem taten sie damit schon weh?
Hart saß in seinem Sessel auf der anderen Seite des Zimmers und trank Whisky, aber er hätte ebenso gut neben ihr stehen können, hätte wieder mit den Fingerspitzen ihren Rücken streicheln und sie zum Zittern bringen können, wie er es immer getan hatte.
Eleanor verbannte die angenehmen Erinnerungen aus ihren Gedanken. Sie musste konzentriert bleiben, oder sie würde ihm zu Füßen sinken und ihn anflehen, sie wieder zum Zittern zu bringen. »Wegen dieser Fotografien«, sagte sie. »Ich habe bei keiner von ihnen etwas entdeckt, das mir einen Hinweis darauf gegeben hätte, wer sie geschickt haben könnte.«
Er richtete sich auf. »Bei keiner von ihnen? Es gibt eine weitere?«
»Ich habe sie heute Nachmittag erhalten. An mich ausgehändigt, an diese Adresse. Ich hatte nicht die Gelegenheit, deinen Botenjungen zu befragen, wer ihm den Brief gegeben hat.«
Hart setzte sich gerade in seinem Sessel auf, er wirkte nicht länger betrunken. »Dann weiß diese Person, dass du hier bist.«
»Grundgütiger, das dürfte inzwischen ganz England wissen. Lady Mountgrove wird es inzwischen jedem erzählt haben. Sie hat gesehen, dass du mich hergebracht hast, erinnerst du dich? Ich bin sicher, sie wird dieses Haus beobachtet haben, um herauszufinden, ob ich es wieder verlassen habe. Was ich selbstverständlich getan habe, aber danach bin ich sofort zurückgekommen. Und geblieben.«
»Ich werde den Botenjungen befragen.«
Eleanor schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Die Fotografien wurden an mich geschickt. Ich werde das tun.«
Hart stellte das Glas auf der Armlehne des Sessels ab. »Diese Person weiß, wer du bist und wo du bist, und das gefällt mir nicht.« Er streckte die Hand aus. »Zeig mir
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