Der dunkle Herzog
sie auf die kleine Bank. Er schob einen Arm unter ihr Knie und zeigte ihr, wie sie ihr Bein um seines schlingen musste. Als Eleanor ihn anstarrte, war ihm bewusst, dass sie zu begreifen begann, dass ihre Beziehung zu Hart MacKenzie, welcher Art auch immer diese wäre, nichts Herkömmliches an sich haben würde. Er sah ihr Verlangen erwachen, sah sie den Entschluss fassen, dass sie es sich gestatten würde, zu genießen, was er ihr zeigen würde.
Jener kurze Augenblick des Sichergebens hatte sein Herz – und andere Teile seines Körpers – anschwellen lassen. Hart hatte in jenem Moment geglaubt, dass er Eleanor für sich gewonnen hatte, aber er war ein Narr gewesen.
Der nächste Brief war voll der Neckereien Harts über jene kurze Begegnung im Bootshaus und enthielt einige dumme Anspielungen auf den Gehstock. Eleanor hatte ihm einen aufreizenden Brief zurückgeschrieben, der Harts Blut zum Wallen gebracht hatte. Er hatte darauf gebrannt, sie wiederzusehen.
Er fand den Brief, den er geschrieben hatte, nachdem Eleanor seinen Heiratsantrag angenommen hatte, den er ihr im Sommerhaus von Kilmorgan gemacht hatte.
Dich nackt im Sonnenschein zu sehen, mit dem schottischen Wind, der mit deinem Haar spielt, hat alle meine Taktiken, dich zu gewinnen, zum Teufel gejagt. Ich wusste, dass deine Antwort, würde ich dich fragen, eine endgültige sein würde. Kein Zurück. Ich wusste, ich hätte es seinlassen sollten, aber irgendetwas trieb mich, und ich stellte die närrische Frage. Glücklicher Mann, der ich bin, gabst du mir die Antwort, die ich hören wollte. Und deshalb, wie versprochen, wirst du alles haben, was du dir je gewünscht hast.
Jung und arrogant hatte Hart gedacht, dass Eleanor ihm zu Füßen fallen und auf ewig gehören würde, wenn er ihr seinen Reichtum auf einem Silbertablett präsentierte. Er hatte sie ganz und gar falsch eingeschätzt.
Der nächste Brief war geschrieben worden, nachdem Hart Eleanor mit in die Nervenheilanstalt zu Ian genommen hatte. Er war der Beweis dafür, dass Eleanor nicht weniger war als außergewöhnlich.
Ich segne dich tausendmal, Eleanor Ramsay. Ich weiß nicht, was du getan hast, aber Ian hat auf dich reagiert. Manches Mal spricht er kein Wort, tagelang nicht, wochenlang. Bei einigen meiner Besuche hat er nur aus dem Fenster gestarrt, oder er war mit diesen verdammten mathematischen Gleichungen beschäftigt, ohne mich anzusehen. Ganz gleich, was auch immer ich versucht habe, damit er meine Anwesenheit wahrnimmt. Er ist eingeschlossen in seine eigene Welt, an einem Ort, an den ich nicht gehen kann. Ich wünsche mir zutiefst, diese Tür aufzustoßen und ihn herauszulassen aus seinem Gefängnis, doch ich weiß nicht, wie.
Aber dich hat Ian angesehen, El, er hat mit dir gesprochen, und er hat mich gefragt, als ich ihn heute besucht habe, wann du und ich heiraten werden. Ian sagte, dass er will, dass wir heiraten, weil er dann aufhören kann, sich um mich Sorgen zu machen. Weil er mich bei dir sicher aufgehoben weiß.
Er hat mir das Herz gebrochen. Ich gebe vor, ein starker Mann zu sein, meine Liebe, aber wenn ich bei Ian bin, weiß ich, wie schwach ich doch eigentlich bin.
Bedrückt blätterte Hart durch die übrigen Briefe. Es waren nicht viele, denn nachdem seine Verlobung mit Eleanor offiziell verkündet worden war, waren sie und er oft zusammen gewesen. Die wenigen Briefe, die er geschrieben hatte, wenn er ohne sie in London geweilt hatte, oder in Paris oder Edinburgh, waren voll der Preisungen ihrer Schönheit und ihres Körpers, ihres Lachens und ihrer Wärme. Er fand den Brief, in dem er ihr voller Freude mitgeteilt hatte, dass er nach Glenarden kommen werde, wenn er seine Angelegenheiten in Edinburgh erledigt habe. Es war der letzte Brief vor jenem schicksalhaften Besuch, als Eleanor im Garten auf ihn gewartet und ihm den Ring zurückgegeben hatte.
Die beiden letzten Briefe waren einige Jahre nach der Auflösung der Verlobung geschrieben worden. Hart öffnete sie und fühlte sich wie betäubt von der Überraschung, dass Eleanor sie überhaupt aufgehoben hatte. Er las sie in nicht chronologischer Folge. Im ersten teilte er Eleanor mit, dass Ian nach dem Tode des alten Dukes zur Familie zurückgekehrt war:
Er ist noch immer Ian, und ist es doch nicht. Er sitzt schweigend da, antwortet nicht, wenn wir mit ihm reden, schaut nicht einmal hoch, wenn wir ihn ansprechen. Er ist irgendwo in sich drinnen, gefangen von Jahren des Schmerzes, der Enttäuschung und offensichtlichen
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