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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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schießen. Er nahm den Jagdführer mit, aber ich traute ihm nicht. Ich schloss nicht aus, dass er zurückkehren, sich auf ein Pferd setzen und mit dem Gewehr quer durch das Land zu der Anstalt reiten würde, in der Ian sich noch immer befand.
    Mein Vater muss geahnt haben, dass ich ihm folgen würde, denn er hatte den Jagdführer vorausgeschickt und wartete an einer einsamen Stelle auf mich. In dem Moment, in dem ich seiner gewahr wurde, hielt Vater mir auch schon das Gewehr vor das Gesicht, den Finger am Abzug.
    Ich habe gegen ihn gekämpft. Es war ein wahnsinniger Kampf um das Gewehr, dort im Wald. Der Lauf schien ewig auf mich zu zielen, und ich wusste, wenn ich an diesem Tag sterbe, würden meine Brüder keine Chance gegen ihn haben, trotz der Papiere, die er unterzeichnet hatte. Er würde eine Möglichkeit finden, die Übereinkunft zu annullieren und ihnen das Leben noch schwerer zu machen, als er es bis jetzt schon getan hatte. Und Ian würde sterben.
    Endlich bekam ich das Gewehr zu fassen, und jetzt zielte es auf ihn.
    Ich könnte lügen und mir einreden, es sei ein Unfall gewesen. Dass ich um das Gewehr gerungen habe und dass sich dabei der Schuss löste. Aber ich hielt es in den Händen, El. Bevor ich den Abzug betätigte, habe ich im Geiste im Bruchteil einer Sekunde die Jahre des Schreckens vor mir gesehen, die wir würden zu ertragen haben, wenn er am Leben bliebe. Unser Vater war ein hinterhältiger und geistesgestörter Mann, und Gott helfe uns, wir haben unseren Teil seines Wahnsinns von ihm geerbt. Ich wusste, dass Ian niemals vor ihm sicher sein würde, ganz gleich, wie sehr ich auf ihn aufpasste, wenn ich jetzt nicht handelte.
    Dort im Wald habe ich dieser Hölle ein Ende gemacht. Ich betätigte den Abzug und schoss ihm ins Gesicht.
    Der Jagdführer kam herbeigerannt. Ich hielt das Gewehr am Lauf, und mein Entsetzen muss mir ins Gesicht geschrieben gewesen sein. Die Waffe habe geklemmt, sagte ich. Es habe einen Rückschlag gegeben, als der Schuss losgegangen sei.
    Der Jagdführer wusste es, ich weiß, er wusste es, aber er sagte, aye, Seine Gnaden muss es versäumt haben zu überprüfen, dass der Lauf leer ist, ehe er auf einen verirrten Vogel geschossen hat. Unfälle passieren.
    Und so ist der dreizehnte Duke of Kilmorgan gestorben. Meine Brüder vermuten die Wahrheit, ebenso wie der Jagdführer, aber sie haben nichts gesagt, und ich habe ihnen nichts gesagt. Ich habe mir in jenem Wald geschworen, dass sie niemals für das bezahlen sollen, was ich getan habe.
    Heute Abend gestehe ich Dir meine Sünden, Eleanor, und nur Dir allein. Morgen kommt Ian heim. Vielleicht können die MacKenzies ein wenig Frieden finden, obwohl ich es bezweifle, liebe El, weil wir uns so gar nicht auf den Frieden verstehen!
    Danke, dass Du mir zugehört hast. Ich kann fast hören, wie Du auf deine klarsichtige Art jetzt sagst: »Du hast getan, was du getan hast. Lass es gut sein.«
    Ich wünschte, ich könnte Dich das sagen hören, mit Deiner so sanften Stimme, aber mach Dir keine Sorgen. Ich werde nicht nach Glenarden kommen und mich Dir zu Füßen werfen. Auch Du verdienst Frieden.
    Gott schütze Dich
.
    Hart hörte ein leises Geräusch. Mit Tränen in den Augen schaute er von dem Brief auf und sah Eleanor in der Tür stehen, sittsam und anständig in einem bis zum Kinn hoch zugeknöpften Kleid. Die Lippen leicht geöffnet, starrte sie ihn an.

11
    »Du solltest ihn doch verbrennen«, sagte Hart. Er konnte nicht aufstehen, konnte sich nicht bewegen, er fühlte sich erschöpft von dem, was er gelesen hatte.
    Eleanor schloss die Tür und trat an den Tisch, der mit Briefen übersät war. »Ich konnte es nicht, irgendwie.«
    Ihm wurde bewusst, dass sie nicht fragen musste, welchen Brief er meinte. »Warum nicht?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Vermutlich weil du von allen Menschen, denen du es hättest sagen können, mich ausgewählt hast.«
    »Es gab niemand anderen«, sagte Hart. »Niemanden auf der Welt.«
    Hart schloss das Buch und stand auf, seine Beine fühlten sich schwer an. Er musste Eleanor berühren. Sie beobachtete ihn, als er zu ihr kam, und sagte kein Wort, als er die Hände um ihr Gesicht schloss und sich hinunterbeugte, um sie zu küssen.
    Sie schmeckte nach Sonnenschein. Hart hielt nicht inne, um sich zu fragen, warum sie heraufgekommen sei, ob Isabella erwartete, dass sie gleich wieder herunterkäme. Hart interessierte nur, dass Eleanor hier war, dass er ihre Wärme unter seinen Händen fühlte, die Frau,

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