Der dunkle Herzog
Hunden und Ziegen der Roma der Tollerei angeschlossen und bellten oder blökten ohne Unterlass. Die Kinder schrien in einer Lautstärke, die Farbe von den Wänden hätte abblättern lassen können.
Fleming kam Hart und Eleanor entgegen. Mit einer Hand führte er sein Pferd am Zügel, in der anderen hielt er seine unvermeidliche Flasche. »Grundgütiger, das ist ja das reinste Massaker«, sagte er und nahm einen Schluck. Hart stimmte ihm zu.
Jetzt bemerkten die herumtobenden Kinder Hart und Eleanor und stürmten zu ihnen. Aimee schrie aus voller Lungenkraft: »Onkel Hart! Tante Eleanor! Kommt und seht euch unser Zelt an! Es ist ein richtiges Romazelt!« Die Kinder der Roma scharten sich um sie, einige verstanden Aimees Englisch mit dem französischen Akzent, andere nicht. Aber sie alle lachten Hart an, und ihre dunklen Augen glänzten.
Erwachsene folgten den Kindern – Mac, Daniel, Ian und Ainsley, die stehenblieb, um ihre kleine Tochter Gavina auf den Arm zu nehmen. Sie hatten sie nach dem Kind genannt, das Ainsley verloren hatte. Ians Sohn Jamie sah seinen Vater, tapste entschlossen auf ihn zu und schlang die Arme um Ians Beine.
Ians Augen verloren den üblichen, in die Ferne gerichteten Blick und wurden weich, als er seinen Sohn ansah. Er strich dem Jungen übers Haar, dann ließ er Jamie auf seinem Fuß sitzen, während er langsam auf Hart zuging. Jamie lachte, er liebte dieses Spiel.
»Was ist passiert?«, fragte Ainsley, die Gavina vor dem Regen abschirmte. »Irgendetwas ist passiert, Eleanor. Sag schon.«
Ian blieb neben David stehen und hob Jamie hoch, zum einen, um ihn von den Hufen von Davids Pferd fernzuhalten, und zum anderen, um ihn die Nüstern des Tieres streicheln zu lassen.
»Eleanor wird Hart heiraten«, sagte Ian.
Ein tiefes Lächeln erblühte auf Ainsleys Gesicht, während Eleanor der Mund offen stand. »Woher um alles in der Welt weißt du das, Ian MacKenzie?«
Ian antwortete nicht. Jamie tätschelte weiterhin mit seiner kleinen Hand das Pferd.
»Wirklich?«, fragte Daniel.
»Leider«, sagte David. »Ich bin ein unglücklicher Zeuge.«
»Nächsten Monat«, sagte Hart knapp. »Auf Kilmorgan.« Er war sich Eleanors Hand in seiner Armbeuge sehr bewusst. Ihr Griff wurde fester, als er es sagte.
»Nächsten Monat?«, fragte Ainsley und machte große Augen. »Das ist sehr knapp. Isabella wird erbost sein. Sie wird eine große Hochzeit wollen.«
Mac lachte laut heraus. »Gut gemacht, Eleanor. Du hast ihn endlich an die Leine gelegt.«
»Du schuldest mir jetzt zwanzig Pfund, Onkel Mac«, erklärte Daniel.
»Und mir auch, Mac MacKenzie.« Ainsley hob ihre Tochter auf den Arm und wandte sich zum Gehen. »Und zwanzig schuldest du Ian und Beth. Das wird dich lehren, gegen Eleanor zu wetten.«
Mac hörte nicht auf zu lachen. »Ich bin glücklich zu verlieren. Aber ich dachte wirklich, du würdest ihn in die Wüste schicken, El. Schließlich ist er ein verdammter Schuft.«
»Noch steht sie nicht vor dem Altar«, gab Fleming zu bedenken. »Doppelt oder gar nichts, dass sie es sich bis dahin noch anders überlegt?«
Mac winkte ab, er grinste noch immer. »Ich habe meine Lektion gelernt. Wette niemals gegen etwas, das mit Hart MacKenzie zu tun hat. Er ist verschlagen und hinterhältig, und er gewinnt jedes Mal.«
»Ich sage, das wird er nicht«, sagte Fleming in seinem trägen Tonfall.
Daniel zeigte auf ihn. »Abgemacht. Ich nehme die Wette an. Ich sage, Eleanor wird mit ihm vor dem Altar stehen.«
Hart ignorierte sie alle. Er zog Eleanor an sich und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, um vor allen zu bekunden, dass sie sein war, vor der Familie, vor Freunden und Rivalen.
Nur Ian blieb still. Aber der Blick, mit dem er Hart ansah – einem Blick ausgesprochener Zufriedenheit –, nervte Hart ein wenig. Ian MacKenzie war ein Mann, der immer bekam, was er wollte, und manchmal war Hart sich nicht ganz sicher, was Ian wollte. Aber er wusste, er würde es herausfinden, und dass Ian gewinnen würde, was immer es auch war.
Gladstone verlor die Regierungsmehrheit. Mit einem glanzvollen Ergebnis stimmte Harts Koalition, im Unterhaus geführt von David Fleming, gegen Gladstones Gesetz, das nur eine schwache Unterstützung fand. Gladstone, der sein eindrucksvolles Stirnrunzeln zeigte, sagte nichts dazu, außer dass er das Parlament auflöste und Neuwahlen ankündigte.
Am selben Abend flog ein Stein durch eines der Vorderfenster von Harts Haus am Grosvenor Square. Um den Stein war ein
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