Der dunkle Herzog
gesagt, bis auf den Grund seiner dunklen Seele hinunter.
Hart stand im Schlafzimmer, das mit den alten Möbeln vollgestellt war, in denen Eleanor so eifrig gesucht hatte. Er erinnerte sich an ihr rotgoldenes Haar unter dem kleinen runden Hut mit dem kurzen Schleier, der ihr über das Auge gerutscht war. Er dachte an ihr verwirrendes warmes Lächeln.
»Ich kann es nicht tun, Ian«, sagte er laut.
Hart schämte sich weder seiner Neigungen noch dessen, was er bei den Liebesspielen getan hatte. Aber er dachte daran, wie Eleanor ihn auf dem Kanalboot angesehen hatte. Verlangen, Vertrauen und Entzücken hatten in ihren Augen gelegen. Er brauchte nicht mehr, dachte er.
Warum soll das nicht genügen, Ian MacKenzie?
Du musst Eleanor das Haus zeigen. Wenn du ihr alles darüber gesagt hast, wirst du es wissen.
Nein. Ian irrte sich. Manche Dinge blieben besser ungesagt und begraben.
Er ging rasch voran bei seiner Suche, entdeckte nichts und verließ das Haus, um in die Bond Street zu fahren. Dort kaufte er für Eleanor das prächtigste Brillantcollier, das er finden konnte.
Eleanors Hochzeitstag zog hell und klar herauf. Es war ein sanfter schottischer Aprilmorgen, und nur jenseits der Hügel, inmitten derer Kilmorgan lag, zogen einige Wolken über den Himmel.
Eleanor stand in ihrem Zimmer und ließ sich von Isabella, Beth und Ainsley ihren Hochzeitsstaat anlegen. Seidenhemd und Seidenunterhose, ein neues Korsett mit hübschen rosa Schleifen die Front hinunter, eine große Tournüre, um viele Meter Satin zu halten, ein Oberteil aus Seide, das sich eng um Eleanors Schultern schmiegte und im Rücken hochgeknöpft war. Saatperlen und Spitze schmückten es, und Meter um Meter von Rüschen rieselten vorn den Rock hinunter. Der Rock bauschte sich sanft über der Tournüre und war mit Rosen, sowohl aus Seide als auch echten geschmückt. Von dort floss der Stoff zu Boden und endete in einer langen Schleppe, die ebenfalls mit Saatperlen und Spitze bedeckt war.
Maigdlin lächelte, als sie eine weitere Nadel in Eleanors schimmerndem rotem Haar befestigte. »Sie sind schön wie ein Gemälde, Mädchen – Mylady. Schön wie ein Gemälde.«
»Absolut wunderschön.« Isabella trat einen Schritt zurück und klatschte in die Hände, als sie ihr Werk betrachtete. »Ich würde dich am liebsten in den Arm nehmen und dich auffressen, aber ich habe zwei Stunden gebraucht, damit du so aussiehst wie jetzt, El, also werde ich mich beherrschen.«
»Umarmungen kommen später«, sagte Ainsley fröhlich. Sie saß auf dem Bett und legte letzte Hand an Eleanors Schleier. »Und auch der Hochzeitskuchen – ein sehr schöner, leckerer mit vielen Rosinen und kandierten Orangen. Am glücklichsten Tag deines Lebens solltest du deinen Kuchen genießen.«
Der glücklichste Tag ihres Lebens.
Eleanors Kehle war trocken, und in ihrem Magen stach sie ein kalter Schmerz.
Sie hatte Hart seit jenem herzzerreißenden Vormittag auf dem Kanalboot und der späteren fröhlichen Feier mit der Familie und den Roma kaum zu Gesicht bekommen.
Er war sofort mit David nach London zurückgekehrt, um bei der Parlamentsauflösung zugegen zu sein, während Isabella Eleanor, Beth und Ainsley in die schnellsten, intensivsten und aufgeregtesten Festvorbereitungen einbezogen hatte, die Eleanor je im Leben erlebt hatte. Keine Kosten wurden gescheut, nichts war zu extravagant – aber geschmackvoll, alles musste absolut geschmackvoll sein. Nichts Übertriebenes oder Vulgäres für die neue Duchesse of Kilmorgan.
Eleanor hatte Hart nur einmal allein getroffen – als er für einen Tag nach Berkshire gekommen war und ihr den Ring überreicht hatte. Eleanor drehte ihn jetzt auf ihrem Finger hin und her. Die Brillanten und Saphire fingen das Licht ein; es war derselbe Ring wie damals bei der ersten Verlobung. Sie hatte ihn Hart im Garten von Glenarden an jenem Tag hingeworfen, an dem sie die Verlobung gelöst hatte.
»Ich dachte, du hättest ihn Sarah gegeben«, hatte sie gesagt, als Hart ihr den kalten Ring auf den Finger gesteckt hatte.
Harts Stimme klang ruhig, seine warme Hand umschloss ihre. »Ich habe ihn nur dir gegeben. Für Sarah habe ich einen neuen gekauft. Dieser Ring gehörte meiner Mutter.«
»Wie die Ohrringe.« Die in Eleanors Schmuckschatulle lagen, sorgsam in ein weiches Tuch eingeschlagen.
»Genau. Du hättest ihr gefallen.«
Eleanor dachte an die vornehme Dame, die sich im Kreis der ungebärdigen MacKenzies verloren und allein gefühlt haben musste.
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