Der dunkle Herzog
Blatt Papier mit einer Nachricht gewickelt, die ankündigte, dass der Duke of Kilmorgan von nun an als erklärter Feind der Fenier galt.
Hart warf den Zettel in seine Schreibtischschublade und wies seinen Majordomus an, die Fensterscheibe ersetzen zu lassen.
Er war jedoch nicht so dumm, diese Drohung nicht ernst zu nehmen. Er verdoppelte die Zahl seiner Leibwächter, wenn er in London unterwegs war, und schickte nach Inspektor Fellows. Zumindest war Eleanor in Berkshire sicher.
»Setzen Sie sich«, sagte Hart gereizt, als Fellows dem Befehl Folge leistete und Harts Arbeitszimmer betrat. »Stehen Sie nicht herum, als hätte man Ihnen einen Schlagstock in den Hintern geschoben. Sie machen mich nervös.«
»Gut«, entgegnete Inspektor Fellows. Er nahm Platz, saß aber kerzengerade da und wirkte kein bisschen geduckt und gehorsam.
Während Cameron, Mac und Ian ohne viel Aufhebens Fellows als einen der ihren akzeptiert hatten, umkreisten Hart und Fellows einander noch immer argwöhnisch. Sie waren im gleichen Alter, ähnelten einander, und beide hatten sehr hart gearbeitet, um dorthin zu gelangen, wo sie waren – jeder in seiner Welt.
»Wie ich höre, sind Glückwünsche angebracht«, sagte Fellows. Die Zeitungen hatten es herausgeschrien, obwohl die offizielle Anzeige noch gar nicht erschienen war.
Der Duke of K- wird die Tochter eines gelehrten Peers heiraten und zur selben Zeit die Herrschaft über England übernehmen,
hatte eine Zeitung verkündet. Eine andere hatte geschrieben:
Der schottische Duke wird seine erste Liebe heiraten, nachdem er länger als ein Jahrzehnt damit gewartet hat. Allerdings wird man daher nie behaupten können, er habe mit Eile geheiratet und werde das mit Weile bereuen.
Und anderen Unsinn.
»Was bedeutet, dass ich zu beschäftigt bin, um mich mit dieser Art von Drohungen zu befassen.« Hart reichte Fellows das Blatt Papier, das am Vorabend samt Stein durch sein Fenster geflogen war.
Fellows nahm es vorsichtig in die Hand, las es und zog die Augenbrauen hoch. »Nicht viel, dem man nachgehen kann. Was den Schützen angeht, sind auch keine Fortschritte zu verzeichnen, muss ich leider zugeben.«
»Schon gut. Es geht um Iren, die auf einen Schotten wütend sind, und ich weiß, dass es seine Zeit braucht, sie ausfindig zu machen. Was ich will, ist, dass Sie mir diese Leute vom Hals halten. Und dass sie – oder sonst jemand – unter keinen Umständen in die Nähe meiner Familie kommen.«
»Das ist ein bisschen viel verlangt. Was Sie wollen, ist ein Leibwächter.«
»Ich habe Leibwächter. Ich habe drei von ihnen in Berkshire zurückgelassen, um Eleanor zu beschützen. Sie ist bei meinen Brüdern, die jetzt auf sie aufpassen werden. Aber ich muss meinen Geschäften ohne Einschränkungen nachgehen können. Sie sind pfiffig, Fellows, und clever. Sie werden das hinkriegen.«
»Sie haben eine recht hohe Meinung von meinen Fähigkeiten«, entgegnete Fellows trocken.
»Sie haben Ian und mich fünf Jahre lang mit einer Zähigkeit verfolgt, die unseren Vater stolz gemacht hätte.«
»Aber ich habe mich geirrt«, machte Fellows klar.
»So wie ich mich damals auch geirrt habe, was diesen Fall betrifft. Darin sind wir uns ähnlich. Wenn wir von einer Sache überzeugt sind, kann uns nichts aufhalten. Aber lassen wir uns von Emotionen leiten, sehen wir nichts. Ich war blind vor Sorge um Ian und habe die Wahrheit nicht sehen können.« Hart schwieg einen Moment. »Das bin ich noch.«
Fellows las noch einmal die Drohung. »Ich verstehe, was Sie meinen. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Hart lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Übrigens sind Sie zur Hochzeit eingeladen. Isabella wird Ihnen noch eine formelle Einladung schicken.«
Fellows steckte das Papier in seine Tasche. »Sind Sie sicher, dass Sie mich dabeihaben wollen?«
»Was ich will oder was Sie wollen, ist gleichgültig. Wenn Sie nicht kommen, werden Beth und Isabella, Ainsley und Eleanor höchst unerfreut darüber sein. Sie werden es mir vorhalten. Auf ewig.«
Fellows entspannte sich immerhin so weit, dass er lachte. »Der große Duke – nervös gemacht von seinen Schwägerinnen und seiner Zukünftigen?«
»Sie haben sie doch kennengelernt. Nur sehr starke Frauen halten es aus, mit den MacKenzies zu leben, und wenn einer von uns solch eine Frau findet …« Er tat, als würde es ihn schaudern.
»Ihre Brüder scheinen recht zufrieden mit ihrem Leben zu sein«, stellte Fellows fest.
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