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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Ma’am.«
    »Weiß deine Mutter von den Feniern? Und dem Revolver?«
    »Meine Mum ist tot.«
    Eleanor ließ sich auf den Stuhl sinken, den Hart geräumt hatte. Hart hatte ihn gewählt, weil er höher war als der weich gepolsterte, auf dem Darragh saß. Er wertete es als Vorteil, auf die Person herunterzuschauen, die es zu befragen galt. Die erhöhte Sitzposition war perfekt dazu geeignet, deutlich zu machen, dass persönliche Bequemlichkeit für Hart nicht von Belang war. Er konnte die ganze Nacht lang wen auch immer befragen, das war die Botschaft, die dieser Stuhl vermittelte.
    Eleanor war das alles egal. Sie sah einfach nur einen Stuhl und nahm darauf Platz.
    »Das tut mir leid«, sagte sie. »Hast du andere Angehörige?«
    »Meine Schwester. Sie hat geheiratet und ist nach Amerika gegangen.«
    »Warum bist du nicht mit ihr gegangen?« Sie hörte sich interessiert an.
    »Sie hatten nicht genug Geld, Ma’am.«
    »Ich verstehe. Ich begreife, was geschehen ist, Darragh. Du hast versucht, Hart zu erschießen, und aus Versehen hast du mich getroffen. Ich stelle mir vor, dass es schwierig war, in all dem Durcheinander zu zielen, und ich habe versucht, Hart beiseite zu stoßen. Ich werfe dir nicht allzu sehr vor, dass du Hart töten wolltest, denn er kann einen sehr wütend machen, aber ich nehme dir ein wenig übel, dass du meine Hochzeit ruiniert hast, ganz zu schweigen von meinem Hochzeitskleid. Meine Schwägerinnen haben sich die Finger kaputtgearbeitet, um alles vollkommen zu machen. Sie sind sehr aufgebracht.«
    Darraghs Zorn kehrte zurück. »Meinen Sie, das macht mir etwas aus?«
    »Es macht etwas aus, mein Junge«, sagte Eleanor und strich mit den Fingerspitzen über ihren Verband. »Alles macht etwas aus. Alles, was du tust, wirkt sich auf jemanden aus, auch wenn du das jetzt vielleicht noch nicht verstehst. Du hast eine Pistole erhoben, aber noch bevor du sie abgefeuert hast, hast du das Leben jedes Menschen im Saal verändert. Du hast sie dazu gebracht, Furcht zu empfinden, Unsicherheit. Du hast sie damit konfrontiert, dass ihnen an einem Ort, an dem sie sich sicher fühlten, plötzlich Gefahr drohte. Es waren Kinder in diesem Saal, Babys. Übrigens solltest du froh sein, dass Ian MacKenzie von seinen Brüdern zurückgehalten worden ist, denn er war drauf und dran, dir den Kopf dafür abzureißen, dass du seine beiden kleinen Kinder dieser Gefahr ausgesetzt hast. Du solltest hoffen, dass er nicht aus seinem Zimmer kommt.«
    Darragh schluckte. »Ian MacKenzie? Ist das der Verrückte?«
    »Jeder sollte sich wünschen, verrückt zu sein wie Ian. Aber sogar Ian würde sehen, dass du selbst noch ein Kind bist – wenn er lange genug damit wartet, dich zu töten, um das zu bemerken.«
    »Ich bin kein Kind mehr! Scheißengländerin.«
    »Halte deine Zunge im Zaum, Junge«, knurrte Hart.
    »Doch, du bist ein Kind«, sagte Eleanor, unbeeindruckt von der Unterbrechung. »Und außerdem bin ich keine Engländerin. Ich bin durch und durch eine Schottin aus den Highlands.« Sie verfiel in den breitesten schottischen Akzent, den Hart je gehört hatte. »Meine Familie hat nicht einen Tropfen englisches Blut in ihren Adern.«
    »Sie lügen.« Darraghs Augen funkelten. »Man hat mir alles über Sie berichtet. Ihre Urgroßmutter hat sich für einen Engländer zur Hure gemacht, um an einen Titel zu kommen. Deshalb ist Ihr Vater ein Earl. Sie sind durch und durch englisch.«
    Zu Darraghs Überraschung – und auch zu Harts – begann Eleanor zu lachen.
    »Ach du meine Güte, erzählt man sich diese Geschichte immer noch? Die Leute glauben aber auch alles, nicht wahr? Ich werde dir erzählen, wie es wirklich gewesen ist, Bursche.« Sie beugte sich vor, um sich Darraghs Aufmerksamkeit zu sichern, ihr roter Zopf schwang hin und her.
    »Zuerst einmal – es war meine Ururgroßmutter. Ihr Mann, ihre Brüder, ihr Vater und die Brüder ihres Mannes gingen alle nach Culloden, um gegen die Engländer zu kämpfen, die vom Duke of Cumberland angeführt wurden. Man nannte den Duke nur
Den Schlächter
. In Culloden starb ihre ganze Familie, bis auf den letzten Mann.«
    Eleanors schottischer Akzent wurde unmerklicher, auch wenn eine kleine Spur davon blieb.
    »Als Einzige blieb meine Ururgroßmutter Finella übrig, allein in ihrem großen Haus. Nun, die Engländer sahen die herrlichen Ländereien von Glenarden und erklärten alles für konfisziert, als reif zum Pflücken, da alle Männer der Familie tot waren. Meine Ururgroßmutter sagte,

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