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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Glenarden wäre keinesfalls ohne Besitzer – schottisches Land kann an die Frauen fallen, und da ihr Mann der Laird gewesen war, war jetzt sie der Laird, und das Land gehöre demnach ihr.
    Den Engländern gefiel das nicht, das kann ich dir versichern. Die Highlander waren besiegt worden und hätten sich beugen müssen. Und da war dieses Mädchen, jünger als ich es jetzt bin, das den Engländern trotzte und behauptete, Glenarden gehöre ihr und ihren Erben. Nun, ein englischer Colonel sagte zu ihr
Heirate mich, und ich werde hier leben, und du kannst bleiben, und unsere Kinder werden das Land erben.
Meine Ururgroßmutter dachte darüber nach und sagte dann
Einverstanden
, und der Mann zog ein. Die Engländer waren erfreut über diesen Colonel, weil er Finella dazu gebracht hatte, sich ihnen zu fügen, und sie machten ihn zum Earl. Sie nannten ihn Earl Ramsay, denn das war Finellas Familienname väterlicherseits. Aber schon sehr bald nach der Heirat starb der Mann. Meine Ururgroßmutter hatte inzwischen ein Baby bekommen, einen Sohn, und der wurde der Earl.«
    Darragh öffnete den Mund, aber Eleanor hob die Hand. Hart bemerkte, dass alle Männer im Zimmer, Inspektor Fellows eingeschlossen, Eleanors Worten lauschten und auf das Ende der Geschichte warteten.
    »Was Finella nicht gesagt hatte – das Geheimnis, das sie bis zu ihrem Tod bewahrt und nur ihrem Sohn anvertraut hat, als er alt genug war, es zu verstehen –, war, dass sie das Baby schon in sich getragen hatte, als dessen Vater in den Krieg zog. Er war der Sohn ihres schottischen Ehemannes, und Finella hatte einen Weg gesehen, ihn zu retten, indem sie den Engländer heiratete. Sie hat die Engländer getäuscht und glauben gemacht, das Kind sei von dem Colonel und würde deshalb nach englischem Recht Glenarden erben. Die Engländer haben nie erfahren, dass Finellas Sohn nicht das Kind des Engländers war. Er war ein waschechter Highland-Schotte, vom Clan der Ramsays mütterlicherseits und dem Clan der McCains väterlicherseits. Mein Vater ist der direkte Abkömmling jener tapferen Frau und ihres kleinen Sohnes, und ich bin es auch. Also wirf mich nicht in einen Topf mit den verdammten Sassenachs, Darragh Fitzgerald.«
    Hart hatte diese Version der Geschichte noch nie gehört, aber falls Eleanors Ururgroßmutter Eleanor ähnlich gewesen war, dann glaubte er jedes Wort. Hart konnte sich die Frau vorstellen – mit ihrem rotgoldenen Haar und den karierten Röcken, die sich im Wind blähten –, wie sie den englischen Bastarden erklärte, dass das Land ihr gehörte und die Sache damit erledigt sei.
Aber ich lasse mich davon überzeugen, die Dinge auf eure Art zu tun, wenn ihr das wollt,
würde sie sagen und sie aus ihren großen kornblumenblauen Augen ansehen und dann mit dem weitermachen, was sie wollte.
    »Sag mir eines«, wandte sich Hart an Eleanor. »Wie kam es, dass der englische Colonel schon so bald gestorben ist?«
    »Oh, Finella hat ihn vom Dach gestoßen«, sagte Eleanor. »Von jener Ecke genau über meinem Schlafzimmer. Von dort herunterzufallen ist eine üble Sache. Wenn man den Geschichten glaubt, dann ist er einfach schrecklich zu ihr gewesen. Deshalb kann ich es ihr nicht verdenken, dass sie das getan hat.«

16
    Hart sah Darragh an, der mit offenem Mund zugehört hatte. »Erinnere mich daran, Darragh, mit meiner Frau nicht aufs Dach zu gehen.«
    »Lieber nicht«, pflichtete Eleanor ihm bei. »Du kannst recht lästig sein.«
    Eleanor lächelte Darragh an. »Du siehst also, dass ich die Engländer ebenso wenig liebe wie du. Jener Colonel hat sich seinen Weg in Ururgroßmutter Finellas Haus erzwungen und hat sie sich zu Willen gemacht, und darum kann ich ihr die Sache mit dem Dach gewiss nicht vorwerfen. Ich für meinen Teil würde sehr gern sehen, dass England von Schottland abgetrennt und übers Meer davontreiben würde – außer dass meine beiden Schwägerinnen Sassenachs sind, und ich sie zuvor hier in Sicherheit wissen möchte. Zusammen mit Lord Camerons Roma-Freunden. Und Mrs. Mayhew und Franklin und allen Dienstboten aus Harts Haus in London. Nicht zu vergessen meine englischen Freunde und die Kollegen meines Vaters an den vielen Universitäten und im Britischen Museum.« In einer hilflos anmutenden Geste hob sie die unverletzte Hand. »Du siehst, dass die Dinge gar nicht so einfach sind, nicht wahr? Zu sagen, diese Menschen sollen leben, weil sie das sind, und jene sollen sterben, weil sie es nicht sind. Schwarz oder weiß – und man muss

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