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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Wunder, dass der Arm sich so seltsam anfühlte.
    Der Schmerz vertrieb den Nebel des Schlafes, und Eleanor erinnerte sich wieder. Sie war mit Hart durch den Ballsaal zur Tür gegangen, als ein Junge in der Uniform eines Stalljungen durch die offene Tür hereingestürmt war, mit der Pistole gezielt und geschossen hatte. In Panik hatte sie Hart zur Seite gestoßen. Die Kugel musste sie getroffen haben, als sie und Hart zu Boden gegangen waren.
    Sie hob den Arm, und Schmerz durchschoss ihn wie eine Flamme.
    Ihrem Aufschrei folgten rasche Schritte, dann stand Maigdlin an ihrem Bett. »Mylady, ist alles in Ordnung? Brauchen Sie mehr Laudanum? Ich werde es holen.«
    »Nein.« Eleanor legte sich wieder hin, vorsichtig und darauf bedacht, sich nicht zu hastig zu bewegen. »Ich will nicht schlafen. Wo ist Hart? Geht es ihm gut?«
    »Seine Gnaden ist in seinem Arbeitszimmer, Mylady. Ich meine, Euer Gnaden. Er tobt und brüllt ganz schrecklich. Der Konstabler hat diesen Jungen weggebracht, obwohl Seine Gnaden ihm gesagt hat, dass er das nicht tun soll, und jetzt droht Seine Gnaden damit, ihn zu entlassen, wenn er den Jungen nicht wieder hierherbringt. Aber der Konstabler sagt, er untersteht dem Magistrat, und jetzt will Seine Gnaden, dass dann eben auch der Magistrat herkommt. Und die Gäste wissen nicht, was sie tun sollen – die Hälfte von ihnen ist abgereist, aber die anderen bleiben über Nacht und alles ist ein einziges Durcheinander.« Maigdlin erzählte die Geschichte mit Hingabe. »Seine Gnaden ist völlig außer sich wegen der Kugel, die Sie getroffen hat. Ganz verrückt ist er.«
    »Sie hat meinen Arm gestreift. Jetzt erinnere ich mich.«
    Maigdlins Augen wurden rund. »Nein, Euer Gnaden. Sie ist richtig durchgegangen. Der Doktor sagt, es ist ein Glück, dass sie nicht im Knochen steckengeblieben ist oder Ihnen Ihre Adern zerfetzt hat. Sie ist glatt durchgegangen und auf der anderen Seite wieder herausgekommen. Er sagt, wenn Sie sich nicht geduckt hätten, hätte sie Sie genau ins Herz getroffen.«
    »Oh.« Eleanor schaute wieder auf ihren Arm. Der Revolver war viel zu schwer für die schmalen Hände des Jungen gewesen. Er konnte gar nicht in der Lage gewesen sein, richtig zu zielen. »Was ist mit meinem Kleid?« Eleanor biss sich auf die Lippen. Sie dachte an die Rüschen aus Spitze und Rosen und fühlte einen Stich des Verlusts. Es war so wunderschön gewesen, und sie und Hart hatten noch nicht für das Hochzeitsfoto posiert.
    »Ihre Ladyschaften kümmern sich gerade darum. Lady Cameron sagt, Sie werden das Kleid gewiss haben wollen, aber sie weint wegen des Kleides. Und die beiden anderen Ladys auch.«
    »Sagen Sie ihnen, dass es mir gutgeht und dass sie das Kleid retten müssen. Und jetzt helfen Sie mir in meinen Morgenrock. Ich werde nach unten gehen, um mit meinem Mann zu sprechen.«
    Mein Mann.
Wie leicht ihr die Worte über die Lippen kamen.
    »Seine Gnaden sagt, Sie sollen das Bett nicht verlassen. Unter keinen Umständen.«
    »Seine Gnaden ist sich zu sicher, dass ich seinen Befehlen gehorchen werde. Und jetzt helfen Sie mir.«
    Maigdlins besorgte Miene wich einem sonnigen Lächeln. »Ja, Euer Gnaden.«
    Der Magistrat fand sich schließlich auf Harts Befehl hin ein. Harts Diener, die ehemaligen Faustkämpfer und der Konstabler brachten den Jungen zurück nach Kilmorgan. Fellows begleitete sie und führte den Übeltäter in Harts Arbeitszimmer.
    Der Konstabler drückte den Jungen auf einen Stuhl vor Harts Schreibtisch. Es war ein bequemer, gepolsterter Stuhl, der für Harts wichtige Gäste gedacht war.
    Die Vorfahren der MacKenzies starrten von den Wänden des riesigen Zimmers herunter, alle in dasselbe Karomuster in Dunkelblau und Grün gekleidet wie Hart. Ihre Blicke schienen sich auf den jungen Mann zu richten, der sich vor ihnen zusammenduckte.
    Hart lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und sah ihn ebenfalls an. Er war noch immer voller Zorn, dessen Galle er bitter in seinem Mund schmeckte. Als er Eleanor hatte fallen sehen und das viele Blut bemerkte, hatte er eine schreckliche Hilflosigkeit empfunden, wie er sie niemals wieder erleben wollte. Er hatte geglaubt, dass er sie verlieren würde, wie angestrengt er auch kämpfte. Jetzt, in diesem Moment. So, wie er Sarah, wie er Graham verloren hatte.
    Der Attentäter war ein Kind. Der Junge konnte nicht älter als dreizehn sein, höchstens vierzehn. Er hatte ein bleiches Gesicht, seine Haut wirkte durchscheinend, er hatte den Teint der keltischen Stämme

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