Der dunkle Highlander
kam aus der oberen Etage des Fünfzehn-Zimmer- Apartments; der schottische Akzent beschwor die Assoziation mit rauchendem Torffeuer, Steinen aus grauer Vorzeit und altem Whisky herauf.
Nur Dageus MacKeltar durfte Katherine O'Malley ungestraft »Katie-Mädchen« nennen.
Sie stieg die Wendeltreppe hinauf und betrat das große Schlafzimmer mit der gewölbten Decke, dem Marmorkamin und dem Panoramablick über den Park. Auf der Schwelle blieb sie stehen und verschlang ihn mit hungrigem Blick. Er hatte eine schwarze Leinenhose an, und sie wusste, dass er unter dieser Hose nichts trug außer dem vollkommensten männlichen Körper, den sie je gesehen hatte. Sie betrachtete die breiten Schultern, die stählerne Brust, den muskulösen Bauch und, besonders ausgiebig, die beiden Muskelstränge über dem Hosenbund.
»Zum Verzehr geeignet?« Er ließ seinen Blick über sie gleiten. Seine goldenen Augen blitzten. »Komm her.« Er streckte die Hand aus. »Mädchen, du raubst mir den Atem. Heute Abend ist mir dein Wunsch Befehl. Du musst mir nur sagen, was du möchtest.«
Sein langes mitternachtschwarzes Haar schimmerte im warmen Schein der indirekten Beleuchtung; es umflutete seine Schultern und fiel hinab bis zur Taille. Katherine sog scharf den Atem ein. Sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn dieses Haar über ihre nackten Brüste strich, ihre Brustwarzen reizte oder über ihre Schenkel fiel, während er sie von einem Höhepunkt zum nächsten trieb.
»Als ob ich überhaupt was sagen müsste. Du weißt genau, was ich möchte, noch bevor ich es selbst weiß.« Sie hörte selbst die Schärfe in ihrer Stimme; wahrscheinlich war sie auch ihm nicht entgangen. Es machte sie wahnsinnig, dass er sie so gut kannte. Er gab ihr stets, wonach sie verlangte, ehe sie sich über ihre Wünsche überhaupt im Klaren war.
Das machte ihn zu einem gefährlichen Suchtmittel.
Er lächelte, aber seine Augen blieben ernst. Ob diese Augen jemals lächelten? Sie veränderten sich nie, sondern beobachteten stets aufmerksam. Sie waren wachsam und abwartend wie die Augen eines Tigers, und gleichzeitig wirkte sein Blick immer belustigt und distanziert. Hungrige Augen. Raubtieraugen. Oft hatte sie nicht übel Lust, ihn zu fragen, was diese Tigeraugen sahen. Welche Urteile er fällte und worauf zum Teufel er eigentlich wartete. Aber sobald sie seinen gestählten Körper spürte, vergaß sie alles andere, und wenn sie dann wieder über ihrer Arbeit saß, war es für Fragen zu spät.
Sie schlief seit zwei Monaten mit ihm und wusste dennoch nicht mehr über ihn als an dem Tag, an dem sie sich im Starbucks gegenüber von O'Leary Banks und O'Malley zufällig getroffen hatten. Katherine war Partnerin in dieser Kanzlei - zum Teil hatte sie das ihrem Vater, dem Seniorpartner, zu verdanken, zum Teil ihrer eigenen Skrupellosigkeit. Ein Blick über den Rand ihrer Cappuccinotasse auf diesen eins neunzig großen, dunklen Mann hatte genügt, um zu wissen: Den musste sie haben. Möglicherweise fasste sie diesen Entschluss, weil er ihr direkt in die Augen geblickt, dabei lässig die Schlagsahne von seinem Mokka geleckt und ihre Fantasie geweckt hatte. Bestimmt konnte diese sinnliche Zunge noch weit intimere Dinge vollbringen. Oder einfach weil er pure Leidenschaft und Hitze ausstrahlte. Und ganz sicher reizte sie die Gefahr, die spürbar von ihm ausging. Ob sie ihn eines Tages wie andere umstrittene, in allen Medien präsente Mandanten vor Gericht verteidigen musste?, fragte sie sich manchmal.
Noch am selben Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren, wälzten sie sich auf seinem makellos weißen Berberteppich, rollten vom Kamin bis zu den
Fenstern und kämpften wortlos um die Vormachtstellung. Bis es ihr nicht mehr wichtig war, wie er sie nahm - Hauptsache, er tat es.
Katherine O'Malley genoss den Ruf, dass ihre Zunge rasiermesserscharf war und sie den nötigen Verstand besaß, diese Waffe richtig einzusetzen. Aber bisher hatte sie ihre Klinge noch kein einziges Mal gegen Dageus MacKeltar gerichtet. Sie hatte keinen blassen Schimmer, wie er seine verschwenderische Lebensführung finanzierte, wie er sich die obszön teure Kunstsammlung und die kostbaren antiken Waffen leisten konnte. Sie wusste nicht einmal, wo und wann er geboren war.
Wenn sie im Büro an ihrem Schreibtisch saß, bereitete sie im Geiste einen ganzen Katalog mit drängenden Fragen vor, aber wenn sie ihm gegenüberstand, blieben ihr die Worte jedes Mal im Halse stecken. Sie, die im
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