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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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ZERSTÖREN. IHRE ENTSCHEIDUNG, DIESE RAUMSTÖRUNG ZU DURCHFLIEGEN, WAR KLUG.«
    »Ich bin froh, dass Sie meine Intuition bestätigen. Was wollen Sie?«
    »ANDERE STREBEN NACH ZERSTÖRUNG. ICH MÖCHTE UMGESTALTEN.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »JEDER DER SECHS«, fuhr die Stimme fort, »STREBT NACH EINEM ANDEREN AUSGANG. DURCH DIESE GEGENSÄTZLICHEN BESTREBUNGEN WERDEN WIR IHR IMPERIUM ZERREISSEN. ABER ZERSTÖRUNG IST NICHT MEIN ZIEL.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »SEIEN SIE VORBEREITET, ADMIRAL«, erklärte die Stimme. »IHRE ENTSCHEIDUNGEN WERDEN SICH AUF DEN VERLAUF DER GESCHICHTE AUSWIRKEN. ANDERE DER SECHS WERDEN VERSUCHEN, SIE ZURÜCKZUHALTEN.«
    Plötzlich erwachte der Funkverkehr wieder zum Leben, der Bugschirm zeigte ein Bild an. Niemand sprach ein Wort, nicht mal Admiral MacEwan.
    »Admiral.«
    Sie drehte sich zu Arturo um.
    »Ist alles in Ordnung, Admiral? Mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Mit dieser Stimme«, sagte sie. »Haben Sie sie gehört?«
    Arturo sah sie fragend an. »Welche Stimme?«
    »Sie haben keine Stimme gehört, als wir den Riss durchflogen? Als wir gescannt wurden?«
    Er und alle anderen auf der Brücke schüttelten den Kopf; keiner von ihnen hatte etwas gehört.
    »Wir sind durch«, meldete Arturo. »Admiral, sehen Sie sich das an.«
    Er deutete auf das Display vor ihm. Das Bild einer Kamera, die genau nach achtern ausgerichtet war, zeigte, dass der Riss nur noch ein greller Lichtklecks war, von dem sechs farbige Fäden
ausgingen. Noch während sie zusahen, zog sich dieses Licht immer weiter zusammen, bis es restlos verschwunden war.
    »Wir haben’s geschafft«, sagte Schelling. »So gerade eben.«

Pali Tower Imperiales Oahu, Sol-System
    Nic fühlte, dass es geschah, doch es lief zu schnell ab, als dass er es noch hätte verhindern können. Innerhalb von Sekunden wurde er von hunderten seiner Kopien abgeschnitten, die eigenständig jenseits des Risses aktiv waren.
    Er konnte sich daran erinnern, wie er Ähnliches auf dem Schlachtfeld erlebt hatte. Ein Schwertkämpfer schlug einem Widersacher die Hand ab, woraufhin der Verletzte eine scheinbare Ewigkeit lang auf den blutenden Stumpf starrte, ohne begreifen zu können, dass sich da nicht länger eine Hand befand. Schmerz und Trauma hatten das Gehirn noch nicht erreicht.
    Im Büro von Antonio St. Giles im Pali Tower sowie an zehntausenden anderen Orten überall im Sol-Imperium versuchte Nic sich vorzustellen, was ihm soeben widerfahren war.
    Die Masterversion seines Programms erzeugte eine visuelle Darstellung des KEYSTONE-Systems. An Bord der Kenyatta II , die nahe dem Riss im Einsatz war, herrschte eine lebhafte Diskussion darüber, dass ein Dutzend Schiffe soeben durch den Riss gekommen war. Die Scan-Daten zeigten farbige Lichtbänder, die in der Raumstörung auftauchten, nach außen strahlten und dann ganz verschwanden, offenbar in den Sprungraum.
    Das ergab keinen Sinn. Genau genommen ergab überhaupt nichts mehr einen Sinn. Die abrupte Unterbrechung so vieler Verbindungen zum or’a’th’n war durchaus mit einer Verstümmelung auf dem Schlachtfeld vergleichbar – und nun erfasste der Schock Nics Hauptprogrammierung.
    Drei Minuten zuvor schloss sich der Riss.

    Vier Minuten zuvor war eine seiner Subroutinen auf der Terrasse der Zor-Einrichtung gestanden und wollte Commander St. Giles und Mya’ar HeChra wissen lassen, was der Prophet plante, sollte sich das Volk nicht wieder dem Krieg anschließen.
    Drei Minuten und zweiundvierzig Sekunden zuvor hatte Mya’ar HeChra das or’a’th’n wahrgenommen und ihm vorgeworfen, er sei Shrnu’u HeGa’u! Nein, eigentlich hatte Nic ihn auf diese Idee gebracht, um ihn zu verspotten – so wie Niccolò es auch gemacht hätte. Nein, dachte er. Nicht einmal Niccolò hätte sich das alles ausdenken können.
    Teile seiner Programmierung hatten verheerende Ausfälle zu verzeichnen, augenblicklich hatte er fast ein Drittel seiner Verarbeitungsleistung eingebüßt. Subroutinen waren jetzt damit beschäftigt, alle nicht unbedingt notwendigen Funktionen abzuschalten und die Aufgaben anders zu verteilen. Ihm kam es vor, als hätte er zu viel vom guten Florentiner Wein getrunken – oder als hätte ihn ein Blitz getroffen …
     
    Eine Erinnerung kam ihm ins Gedächtnis zurück: strömender Regen, Donnerschlag so laut, als würde Gott mit einem Hammer auf seinen Amboss schlagen. Vom Himmel zuckte ein bläulicher Blitz herab und beleuchtete die Türme und die mit roten Ziegeln

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