Der dunkle Kreuzzug
sie. »Hier ist das Flaggschiff Tristan da Cunha , wir nähern uns dem Riss.«
Zwanzig Sekunden verstrichen, während die Sonde sich weiter ihrem Ziel näherte. Ron Marroux’ Jägerpiloten waren in diesem Moment mit den letzten Startvorbereitungen befasst.
»Der Riss wird kleiner, Admiral«, sagte Schelling. »Sehen Sie! Es ist so, als würden sich die Ränder zusammenziehen.«
»Er schließt sich«, bestätigte sie. »Ron, wie lange braucht die Sonde noch?«
»Vier Minuten zwanzig«, antwortete ihr Geschwaderkommandant. »Jäger sind gestartet.«
» Tristan , hier ist Robertson von KEYSTONE. Geschwader sind unterwegs, wir sind in Alarmbereitschaft. Was ist da los, Admiral?«
Wenigstens funktioniert das Kom noch, dachte sie.
»Wenn ich das wüsste, Allan, würde ich es Ihnen verraten. Wie sieht der Riss von Ihrer Seite aus?«
»Er ist … voller Licht. Wir können die Sterne auf der anderen Seite nicht mehr sehen. Außerdem ändert er eindeutig die Form.«
»Können Sie das etwas genauer sagen?«
»Er schrumpft. Wir erfassen ihn mit …« – er hielt wohl kurz inne, um seine Anzeigen abzulesen – »… einer Breite von weniger als siebenhundert Kilometern und einer Höhe von annähernd dreihundert Kilometern. Und die Orbitalstation ist komplett abgeschaltet – vollständiger Energieausfall.«
»Vor zwei Stunden war der Riss noch neunhundert Kilometer breit«, gab Barbara zurück. »Er wird sich schließen.«
Arturo Schelling sah sie an. »Auch so eine schottische Intuition, Admiral?«, fragte er.
Sie antwortete nicht darauf. »Allan, wir haben eine Sonde losgeschickt, die in etwa dreieinhalb Minuten den Riss passieren wird. Ich muss wissen, ob sie durchkommt und in welcher Verfassung sie sich befindet, wenn sie KEYSTONE erreicht.«
»Wir halten die Augen offen, Admiral.«
»Gut. Halten Sie auch diesen Kanal offen.«
Upendra-System
»Ich glaube nicht, dass da jemand nur mal guten Tag sagen möchte«, meinte Kot E Showan, deutete auf den Bugschirm des Schiffs und sah zur Seite in Jackies Richtung. Seine langgliedrigen Hände hielt er an den Seiten, nicht sorgfältig vor sich verschränkt. Vermutlich erwartete er einen Kampf. Ch’en’ya hielt ihre Flügel in einer neutralen Position.
Auf dem Bugschirm wirkte die César Hsien , ein Schiff der siebten Generation, bedrohlich groß, die Abwehrfelder waren aktiviert, die Geschützschächte geöffnet.
»Eingehender Ruf«, sagte jemand von der Brückencrew.
»Jetzt geht es los«, meinte Captain Showan. »Ich grüße Sie«, sagte er in den Raum. »Ich bin Kot E Showan vom unabhängigen Handelsschiff Rxe E Mhnesr . Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Hier spricht Captain Feng von der César Hsien . Ergeben Sie sich und machen Sie sich bereit, dass wir an Bord kommen.«
»Zu welchem Zweck?«
Ein Holo von Darrin Feng nahm vor dem Pilotendisplay der Rxe E Mhnesr Gestalt an; neben ihm waren Informationen in der fließenden Schrift der Otran zu lesen.
»Das Flaggschiff meiner Flotte ist soeben explodiert, Captain.
Minuten zuvor verließ ein kleines Raumfahrzeug das Flaggschiff und dockte offenbar bei Ihnen an. Sie werden sich ergeben und zulassen, dass wir an Bord kommen. Ansonsten werde ich Ihr Schiff an einem Dutzend Stellen von meinen Marines aufbrechen lassen.«
»Ich verstehe. Gut, dann werde ich noch eine Kanne Tee aufsetzen«, sagte Showan. Er sah zur Seite in Jackies Richtung und ließ die Verbindung unterbrechen, bevor Feng noch etwas erwidern konnte. »Wenn Sie mir vor der Ankunft der bewaffneten Streitkräfte noch etwas sagen wollen, ha Gyaryu’har , dann sollten Sie es besser jetzt machen. Ich glaube, sobald die an Bord gekommen sind, werden wir nicht mehr sehr viel Privatsphäre haben.«
»Ich bin nicht für die Zerstörung der Emperor Ian verantwortlich, jedenfalls nicht direkt«, erwiderte Jackie. »Und das Gleiche gilt für se Ch’en’ya.«
»Dieses Lichtband?«
»Ja.«
»Es scheint das System durchquert zu haben, um in den Sprung zu gehen. Der Vektor entspricht der Position des Portal-Systems.«
Jackie und Ch’en’ya sahen sich an.
»Ich bin zu meinen zahlenden Passagieren normalerweise ausgesprochen höflich«, erklärte Captain Showan. »Aber ich werfe Sie den ka E dar vor« – er deutete auf die César Hsien -, »wenn Ihre Anwesenheit weitere Gefahr für mein Schiff bedeutet. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Völlig klar, Captain«, sagte Jackie. »Vielleicht sollten wir nach unten zur Luftschleuse gehen, um die
Weitere Kostenlose Bücher