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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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Goldmine, was Informationen anging, solange sie die richtigen Fragen stellte. »Was ist das wichtigste Merkmal?«
    »Metalle, und das in rauen Mengen. Es gibt da einen riesigen Asteroidengürtel, der voller Rohstoffe steckt. Folglich gibt’s da auch zahlreiche kleine Schiffswerften.«
    »Sie meinen, für Kaufleute und dergleichen?«
    »Ja, dergleichen«, bestätigte Kendall. »Und für einige andere auch: Scouts, wissenschaftliche Schiffe, Unternehmer …«
    »Piraten.«
    »Ich bin mir sicher, so würden sie sich selbst nicht bezeichnen, aber es stimmt, es sind Piraten. Als Abfallprodukt aus einem Vierteljahrhundert Krieg treibt alles mögliche Material durchs All.«
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht.«
    »Das machen Leute von der Navy nie«, antwortete Kendall. »Wofür auch? Einmal benutzt, dann wird es weggeworfen. Aber Plünderer haben die Schlachtfelder nach allem Brauchbaren abgegrast, seit Menschen mit Schwertern und Piken aufeinander losgingen.«
    Er hat für alles eine Analogie auf Lager, ging es ihr durch den Kopf. »Und dann enden diese Dinge an Orten wie dem Crozier-System.«

    »Richtig. Und es schwirrt noch genug von dem Zeug da herum, was die Imperiale Navy bis heute nicht abgeholt hat. Ich kann’s ihnen nicht verdenken.«
    »Ist es ein gesetzloses System?«
    »Oh, so würde ich das nicht formulieren. Da herrschen eigene Gesetze, aber ich bezweifle, dass jemand, der ungewöhnliche Situationen handhaben kann, da irgendwelche Schwierigkeiten bekommen dürfte. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Ms. Laperriere.« Kendall stützte sich auf die Konsole und drehte sich zu Jackie um, sodass die zwischen ihnen schwebenden Daten in etwa so aussahen wie eine Karnevalsmaske. »Ich glaube, Sie werden da keinerlei Probleme haben.«
     
    »Ich glaube, Sie werden da keinerlei Probleme haben«, hörte sie Kendalls Stimme in ihrem Kopf, als sie auf der Hauptpromenade der Station Kensington stand und das Computerdisplay nach einem Flug absuchte, der sie nach Crozier oder zumindest in die Nähe bringen würde. Ja, überlegte sie. Ich würde sagen, ich habe ein paar ›ungewöhnliche Situationen‹ erlebt.
    Plötzlich fiel ihr ein Name auf der Liste der startenden Schiffe ins Auge. CROZIER, stand da geschrieben. START 18:30. RXE E MHNESR.
    Kein Zor-Schiff, eindeutig auch kein menschlicher Name. Und nicht genug Apostrophe für einen Rashk-Namen, überlegte sie. Damit blieb nur noch eine Möglichkeit.
    Na, das nenne ich doch eine Herausforderung, dachte sie, während sie sich die Andockstelle merkte. Eine Reise auf einem Otran-Schiff. Sie war bislang nur zwei oder drei Angehörigen dieser katzenartigen Aliens begegnet. Ihre Diplomaten beim Hohen Nest und am Hof des Imperators waren von höchst ungewöhnlichem Schlag. Die Otran galten als die einzelgängerischste der vier Spezies im Sol-Imperium und hielten sich fast nur auf ihrer Heimatwelt auf. Entdeckt hatte man sie vor über einem Jahrhundert und sie dann sehr behutsam und mit großer Sorgfalt ins Imperium eingegliedert.

    Vor Jahren war sie von Sergei instruiert worden, als sie noch neu in ihrem Amt war . ›Sehr behutsam‹ ist die beste Methode, um mit den Otran umzugehen, dachte sie und erinnerte sich an Sergeis Bemerkung : »Die beste Methode, um mit hochexplosivem Sprengstoff zu hantieren.«
    Die Otran hatten ein grundlegendes Problem: Sie konnten einfach keinem Kampf aus dem Weg gehen. Im Lauf der Zeit hatte sich in ihrer Kultur eine Vielzahl von Glaubensrichtungen entwickelt, und von jedem erwachsenen Otran erwartete man, dass er sich für die Glaubensrichtung entschied, die am ehesten seinen Ansichten entsprach. Traf ein Otran auf einen anderen, und beide hatten einen akzeptablen Glauben – es hatte irgendwas mit den »achtundvierzig Aspekten der Gottheit« zu tun, wie sie sich erinnerte -, dann war alles in Ordnung. Vertrat aber einer von ihnen einen nicht anerkannten Glauben, dann kam es zum Kampf, der in manchen Fällen bis zum Tod geführt wurde. Ihre Kriege waren Stellvertreterkämpfe, eine Art Olympischer Spiele, allerdings mit Toten und Verletzten. Es war zwei Otran oder auch zwei Gruppen von Otran oder zwei Otran-Nationen nicht möglich, sich darauf zu einigen, dass man unterschiedlicher Ansicht war. Ein solcher Gedanke war für die Otran völlig verrückt.
    Genauso verrückt war für sie eine Regierung, die das Volk vertrat, zumindest dann, wenn es um Entscheidungen ging, bei denen die eine Seite die andere nicht restlos überzeugen konnte. Wenn ein

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