Der dunkle Kreuzzug
von Commander St. Giles. Kanev war fort, der Schmerz ebenfalls. Seine Hände hielt er verkrampft auf seine Oberschenkel gedrückt.
»Und ich werde gleich auch fort sein«, sagte Stone und grinste abermals auf diese bedrohliche Weise. »Aber bevor ich gehe, werfen Sie einen Blick auf Ihre Hände.«
»Meine Hände?«
Stone machte eine auffordernde Geste. »Sehen Sie schon hin.«
Nic betrachtete seine verkrampften Hände, dann öffnete er sie langsam. In jeder Hand hielt er einen Schlüsselbund mit vier Schlüsseln.
»Es gibt acht Sicherheitssperren und Zerstörungsmechanismen in Ihrer Programmierung. Sie haben die Schlüssel dazu jetzt in der Hand. Denken Sie darüber nach, mein Freund. Denken Sie nach. Denken Sie über die Möglichkeit nach, sich im Himmel zu langweilen oder in der Hölle eine tolle Zeit mit den genialsten Männern der Geschichte zu verbringen – angefangen bei Niccolò Machiavelli.«
»Mit dem ich nichts gemein habe«, sagte Nic und drehte die Schlüssel immer wieder in seinen Händen hin und her.
»Sie machen Fortschritte dabei. Ein Teil des Problems war, dass Sie ein Satz Heuristiken waren, die Sie wie Niccolò reden und gehen ließen, die Sie aber eindeutig nicht zu ihm machten. Jetzt …« Er lächelte und deutete auf Nics Hände. »Jetzt können Sie die Pforte zu Ihrem wahren Ich öffnen.«
Die Tür des Aircar ging auf, aber Mya’ar wartete nicht erst darauf, dass die Stufen ausgefahren wurden, sondern überwand mit einem mühelosen Satz die eineinhalb Meter bis zum Boden. Der esGyu’u des Hohen Nests war bereits auf dem Weg zur Sicherheitsbarriere, während Simon fünfzehn Sekunden später die Stufen hinuntereilte.
Simon atmete tief durch und sah nach rechts, wo das Land
steil abfiel bis zu jenem Ort, an dem die Nachfahren der Opfer von Kamehameha deren Knochen fanden und beerdigten. In der Ferne konnte er die Lichtkonstellationen von Kanehoe und Kailua erkennen.
Etwas veranlasste ihn dazu, sich umzudrehen, eine plötzliche Brise, die etwas heftiger war als der Wind, der ihn umwehte.
An der Spitze des Pali Tower – siebzig oder achtzig Meter oberhalb seiner eigenen Position – war für einen kurzen Moment ein vielfarbiges Aufleuchten zu bemerken.
Er sah zu Mya’ar und stellte fest, dass jemand bei ihm stand, der diesen visuellen Effekt nicht bemerkt zu haben schien. Sogar von dieser Position konnte Simon ausmachen, dass der andere ein Holo war. Nach ein paar Sekunden wandte sich Mya’ar ab und ging weg. Das Holo verschwand.
» se Mya’ar«, sagte Simon, als der Zor-Gesandte sich ihm näherte.
» se Simon.« Mya’ar hielt seine Flügel in einer neutralen Stellung. »Der esGa’uYe ist fort, und das … Sicherheitsprogramm … beteuerte, es sei alles in Ordnung. Aber etwas stimmt hier nicht, mein Freund. Etwas ist geschehen, und ich bin mir sehr sicher, dass sich dafür kein Beweis finden lassen wird. Wir werden vor Commander St. Giles wie Narren dastehen … dennoch bin ich unverändert der Meinung, dass etwas vor ihm verborgen gehalten wird.«
»Was ist mit seinem Sicherheitsprogramm?«, fragte Simon.
Mya’ar zuckte mit den Schultern. »Lassen Sie uns zur Party zurückkehren, se Simon.«
9. Kapitel
Es liegt in unseren Händen, uns gegen eine Niederlage abzusichern, doch für die Gelegenheit, den Feind zu besiegen, sorgt der Feind selbst.
Sun Tzu
Die Kunst des Krieges, IV:2
Juni 2422
Gorgon-System
Die Tristan da Cunha war das namengebende Schiff ihrer Klasse, das erste von vier Schiffen, die in den Jahren 2420 und 2421 in der Mothallah-Werft gebaut wurden. Mothallah war die älteste und angesehenste Werft im Sol-Imperium – dort wurden seit dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert Kriegsschiffe gebaut -, und in den letzten Jahrzehnten hatte sie Aufträge zuhauf erhalten.
In jeder Hinsicht war die Tristan bislang die Krönung des Schiffsdesigns des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts. Sie verfügte über acht Flugdecks, die jeweils zwei Jäger-Geschwader aufnehmen konnten: eines im Einsatz und eines in Einsatzbereitschaft. Unter idealen Bedingungen konnten sogar alle sechsundneunzig Jäger gleichzeitig unterwegs sein. Insgesamt war die Tristan da Cunha ein ausgesprochen passendes Raumfahrzeug, um den Roten Admiral zu befördern. Die Seychelles , die Réunion und die Barbados waren nach dem gleichen Plan gebaut worden, dennoch war Barbara zu der Ansicht gekommen, dass die Tristan wirklich ihr Schiff war. Es ließ sich nicht mit den Spezifikationen
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