Der dunkle Kreuzzug
Smith stand so abrupt auf, dass sie sich reflexartig ebenfalls erhob. Er ballte die Fäuste. »Ich weiß es.«
»Dann sagen Sie es mir.«
»Sie wissen es bereits«, entgegnete er. »Sie haben es bereits gesehen, so wie se Ch’en’ya und Owen Garrett es auch schon sahen.«
»Was haben wir gesehen?«
»Es war in Owens Dsen’yen’ch’a , Ms. Laperriere. Sie haben das Ding gesehen, diesen Riss im All. An einem Ende befindet sich das KEYSTONE-System – am anderen … das Vuhl-Territorium.« Er erfasste sie mit einem eindringlichen Blick. »Wenn Admiral Andersons Flotte das KEYSTONE-System erreicht, werden seine Schiffe in die uns zugewandte Seite des Vuhl-Territoriums fliegen.«
Jackie legte eine Hand auf das gyaryu .
Sagt mir, wandte sie sich an die Bewohner ihres Schwerts, sagt mir, was er weiß … was ich sah.
Im Vuhl-Schiff gab es eine Explosion an der Stelle, an der bereits ein Loch geklafft hatte. Nun war dort das Weltall auf der anderen Seite des Schiffs zu sehen … und noch etwas anderes.
»Was ist denn das?«
Byars Flügel bildeten den Mantel der Wachsamkeit. »Die Sterne sind … falsch, se Jackie.«
»Vergrößern um zweihundert«, rief sie. Sofort änderte sich die Ansicht auf dem Display und zoomte an das Vuhl-Schiff heran. Noch während sie zusahen, wurden Heck und Bug ebenfalls von Explosionen zerrissen und trieben davon, bis das Display sie nicht mehr erfasste. Zurück blieb ein unregelmäßig geformtes, einige hundert Kilometer großes Sternenfeld, das dort nicht hingehörte.
»Das sieht aus wie ein Loch im All, ein Riss. So etwas … habe ich noch nie gesehen.«
»… das entzieht sich unserer Kontrolle.«
»Ja.« Byars Flügel nahmen die Pose der Ehrerbietung gegenüber esLi ein. »Ich bitte achttausendmal um Entschuldigung, se Jackie, aber so war es schon immer.«
» se Ch’en’ya war nicht dort«, sagte sie leise. »Wir hatten sie noch nicht gefunden.«
»Sie musste nicht dort sein«, antwortete Smith. »Sie träumte, der Riss würde dort sein.«
»Sie träumte es?«
»Ja.« Smith lächelte. Er war äußerlich völlig ruhig, doch seine Augen ließen erkennen, welche Gefühle in ihm loderten. »Sie kann den Flug des Volks sehen, Ms. Laperriere.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Wie bitte?«
»Wo ist sie jetzt?«
»Ich hatte hier keine Möglichkeit, mit ihr Kontakt aufzunehmen, Ma’am«, entgegnete er. »Aber ich gehe davon aus, dass sie sich in Kürze auf den Weg machen wird. Wenn Sie mit ihr reden möchten, können Sie hier auf sie warten. Höchstwahrscheinlich werden in Kürze alle meine Lieutenants anwesend sein.«
Im Korridor vor der Zelle beobachtete Commodore Searles sehr aufmerksam, was sich zwischen dem Gyaryu’har und seinem Gefangenen abspielte. Keine von Smiths Bemerkungen hatten etwas Bedrohliches an sich, was für die gesamte Unterhaltung zwischen
ihm und der Schwertträgerin des Hohen Nests galt. Aber da war irgendein unterschwelliger Tonfall, den er nicht zu fassen bekam.
Von den beiden Personen in der Zelle und allen im Korridor davor unbemerkt, wurde die Szene auch noch von einer anderen Intelligenz beobachtet. Nics Kopie, die in den Hauptcomputer der Oberon-Sternbasis überspielt worden war, korrigierte seine gespeicherten Informationen auf der Grundlage dessen, was er dort sah und hörte. Dieser Vorgang lief viel schneller ab, als es ein Mensch hätte messen können, doch ein Parameter in der KI wäre bei einer Analyse sofort aufgefallen.
Garrett ist nicht der Meister, bestätigte Nics Programmierung. Er ist lediglich ein Werkzeug für Smith.
Es war die Art, wie er über Garrett sprach und wie er selbst auftrat. Er war der Führer der Organisation. Alle visuellen Hinweise und Psycho-Werte, die Nic empfangen konnte, wiesen deutlich in diese Richtung.
Vor fünfundzwanzig Jahren, als Owen Garrett von den mysteriösen polychromatischen Aliens aus dem Schwarmschiff der Vuhl gerettet wurde, da sagte man ihm, er werde ein Lehrer sein. Nic hatte die Mitschrift von Owen Garretts Abschlussbesprechung aus dem Jahr 2397 an Bord der Duc d’Enghien vorliegen. Laut Garrett hatten die Unbekannten, die für seine Flucht aus dem Vuhl-Schiff sorgten, ihm erklärt, er werde den »Anderen« lehren. Offenbar war Smith dieser Andere. Als sich die beiden Männer vor sieben Jahren im Harrison-System begegnet waren, da wurde der Ausgang dieser Begegnung von Smith bestimmt, nicht von Garrett. Es war vielleicht von Anfang an Smiths Plan gewesen.
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