Der dunkle Kreuzzug
Analyse spielte sich innerhalb von Nanosekunden ab, und als sie abgeschlossen war, wurde ein Kom-Strahl oberster Priorität in Richtung Sol-System gesendet.
»Sie rechnen damit, dass die ganze Flotte bei KEYSTONE vernichtet wird?«
»Nein, das glaube ich nicht. Sobald Admiral Anderson erkennt, womit er es zu tun hat, wird er einen Weg finden, um den Rückzug anzutreten.«
»Und dann?«
»Bitte, Ms. Laperriere, tun Sie doch nicht so arglos. Admiral Anderson wird meine Organisation benötigen, um den Feind bei KEYSTONE zu vernichten. Diese Schlacht ist erst der Anfang. Jenseits dieses Risses finden sich noch Dutzende, vielleicht sogar hunderte von Vuhl-Planeten. Ich gehe davon aus, dass wir sie alle besuchen werden.«
Smith lächelte. Jackie erkannte diesen Gesichtsausdruck wieder. Er war identisch mit dem, den sie bei Sharia’a gesehen hatte, als sie ihm das erste Mal begegnet war.
Es war die Kraft des Wahnsinns, und der Schleier wurde gelüftet.
Was er mit diesem Ausdruck und seiner Bemerkung hatte sagen wollen, war offensichtlich, ohne dass er es aussprechen musste.
»Ich nehme an, Sie werden sie einfach nur wütend machen«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Ich kenne diese Ansprache: wie unwirksam und nutzlos die Feldzüge der Imperialen Navy gewesen sind, dass die Pattsituation eine Folge ihrer Abneigung ist, ›enGa’e’Li zu empfangen‹, oder wie Sie das formulieren. Für mich ist ziemlich deutlich, dass die Vuhl sich bei KEYSTONE auf eine große Schlacht gefasst machen und dass an ihren Außenposten auf dieser Seite des Risses keine nennenswerte Streitmacht mehr vorhanden ist. Ihre bisherigen Siege sind daher statistisch unbedeutend, da Sie es dort nicht mit der sonst üblichen Gegenwehr zu tun bekamen.«
»Meinen Sie?«, antwortete Smith. »Dann glauben Sie also nicht, wir könnten einen Unterschied bewirken?«
»Ich habe das Protokoll von Admiral Andersons Unterhaltung mit Captain Amoros von der Epaminondas gelesen«, sagte sie.
»Diane Amoros. Eine tapfere Soldatin.«
»Ich kenne das Protokoll«, wiederholte sie. »Sie behauptete, Sie
und Ihre Organisation seien die Einzigen, die einen Sieg über die Vuhl ermöglichen würden. Und sie behauptete, zwischen uns und den Vuhl gebe es keinerlei Gemeinsamkeiten.«
»Ms. Laperriere«, sagte Smith und setzte sich wieder hin. Einen Moment darauf nahm auch Jackie abermals Platz. »Ms. Laperriere«, begann er noch einmal. »Owen hat Ihnen gesagt, was wir über die Absichten unseres Feindes wissen. Mit den Vuhl ist kein Kompromiss möglich, sie müssen ausgelöscht werden.«
»Ich habe diese Unterhaltung schon einmal geführt. Mit Ch’en’ya.«
»Und sie konnte Sie nicht überzeugen? Vielleicht gelingt mir, was sie nicht schaffte. Sehen Sie, Ms. Laperriere, die menschliche Rasse wird der Herausforderung gewachsen sein, wenn die Kraft der Geschichte es erfordert. Fünfundzwanzig Jahre lang haben wir ruhig und zurückhaltend diesen Krieg geführt. Diese Zeit ist vorbei – denn jetzt werden wir mit aller Kraft gegen den Feind vorgehen. Lassen Sie mich Ihnen eine Tatsache verraten, Ma’am, von der ich hoffe, dass Sie sie nicht vergessen werden, während die Ereignisse ihren Lauf nehmen. Die Geduld der Zivilisation ist aufs Äußerste strapaziert, Ms. Laperriere. Es ist nicht viel mehr nötig, um sie restlos aufzubrauchen.« Er beschrieb mit beiden Händen eine Geste, als würde er eine Frucht schälen. »Unsere Zurückhaltung im Umgang mit diesen Kreaturen basiert einzig auf dieser Geduld, und bald wird sie erschöpft sein. Und wenig später, Ms. Laperriere, wird es keine Vuhl mehr geben.«
Der Platz der Helden Zor’a-System
Das Hohe Nest unterhielt einen Schlupfwinkel im Grat von Shar’tu, unweit der Stelle, an der sich der Zugang zur Ebene der Schmach befinden sollte. Früher einmal war der Hohe Lord für niemanden mehr zu erreichen gewesen, sobald er sich dorthin zurückgezogen
hatte. Doch im fünfundzwanzigsten Jahrhundert gab es keine Autoritätspersonen mehr, die zu irgendeiner Zeit unerreichbar waren.
Während die Flotte den Sprung nach KEYSTONE unternahm, um in die Schlacht zu ziehen, setzte ein Aircar mit dem Hohen Lord Sa’a HeYen und ihrem Gefolge auf der Landeplattform auf. Nachdem der Antrieb abgeschaltet worden war, stiegen zwei Krieger aus, gefolgt vom Hohen Lord und dem Meister des Sanktuariums.
Byar HeShri blinzelte im grellen Sonnenschein des späten Nachmittags und hielt seine Flügel in einer neutralen Position. Der
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