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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Leben gab, dann war es dieser: Der Anblick zweier Liebender, blendend schön und strahlend vor schwarzen Wolkenstrudeln. Zwei Menschen, die allein gegen die Welt standen.
    An meinem Hochzeitsmorgen hatte ich befürchtet, Tian würde mich nicht erkennen. Nun, auch da hatte ich mich getäuscht.
    »Canda!« Der Wind übertönte seine Stimme, ich sah nur die Bewegung seiner Lippen. Er starrte mich an wie einen Geist. Hat dir deine blonde Hexe nicht gesagt , wer euch aus Ghan gefolgt ist? , dachte ich bitter. Sicher hat sie mich mit keinem Wort erwähnt. Und ihren Mordversuch auch nicht.
    Immer noch konnte ich in ihm lesen wie in einem Buch. Im Bruchteil eines Augenblicks begriff er alles: dass die Kreaturen und Windsbräute mich hätten zermalmen können. Er sah meinen Schmerz, den Verrat und meine ganze Enttäuschung. Sie spiegelten sich in seinen Zügen, als wären wir immer noch verbunden. Paradoxerweise wallte eine jähe, heiße Sehnsucht in mir auf, während meine Hand am Dolch lag. Mein Gesicht wurde kalt vor Tränen. Wärst du fähig, ihn zu töten? , flüsterte es in mir. Ich kannte die Antwort nicht.
    Meine Schwester war weniger sentimental. Sie erfasste die Situation mit einem Blick und entdeckte Amad. Sofort ließ sie Tians Hand los und riss einen Revolver hoch. »Nein!« Auch diesen Schrei von Tian spürte ich nur wie eine Interferenz im Wind. Er fiel meiner Schwester in den Arm. Im Heulen des aufziehenden Sturms spielte sich die Szene wie ein Stummfilm vor mir ab. Ein heftiger Kampf, ein Streit, bis Tian meiner Schwester grob den Revolver entriss und sich wieder mir zuwandte. Und dann wurde meine Welt ein weiteres Mal völlig aus den Angeln gehoben, und alles, woran ich felsenfest glaubte, zerbrach: Die Frau, die Tian liebte, zückte ein Messer und riss es hoch. Für einen irrealen Moment war ich sicher, in einem Traum zu sein – nur dass es diesmal nicht der Rabenmann war, der Tian töten wollte.
    Noch während mein Schrei in meiner Kehle brannte, zerriss ein Schuss die Luft, blitzte die Klinge auf und zuckte durch die Luft davon. Blondes Haar flog, als Schwester Glanz stürzte, aus der Balance gebracht von der Wucht des Geschosses, das ihr die Waffe aus der Hand geschlagen hatte. Amad senkte den Revolver und sprintete los. Tian stürzte neben dem Mädchen in die Knie, umfasste ihr Gesicht mit verzweifelter Zärtlichkeit, half ihr auf.
    Nur ich sah, wie sie dabei einen Stein aufhob.
    »Tian, weg von ihr!«, brüllte ich – zu spät. Der Schlag fällte ihn hinterrücks, ohne einen Schmerzensschrei sackte er auf die Knie und kippte vornüber. Meine Schwester umklammerte ihn und zerrte den Bewusstlosen zur Himmelslinie. Meine Lungen stachen, fast hatte ich sie erreicht, aber Amad war schneller. Er stieß sich ab und riss meine Schwester zu Boden. Tian fiel wie eine Puppe, schlug hart auf und rollte ein Stück bergab, bis sein Kopf gegen einen Felsbrocken prallte. Ich kam zu spät, um es zu verhindern. Im Laufen hob ich den Revolver auf. Und dann wurde mir klar, dass ich niemals allein gegen meine Schwester bestehen könnte. Ich hörte nur die dumpfen Schläge, zu schnell waren die Hiebe. Amad und sie kämpften. Das Messer blitzte in ihrer Hand. Ich hatte nicht gesehen, wann sie es aufgehoben hatte. Sie erwischte Amad mit einem Tritt gegen die Brust, der ihn zurückwarf. Er rollte sich ab und nutzte den Schwung, um dem nächsten Schlag auszuweichen. Es krachte, als er ihr den Gewehrkolben gegen das Handgelenk schlug und sie entwaffnete. Amad pflückte das Messer aus der Luft und verharrte.
    Schwer atmend stand sie da, ohne Waffen, das Gesicht schmerzverzerrt, und hielt sich den verletzten Arm. Keuchend kam ich neben Amad an, gefolgt von der Grauen. Wie eine Front standen wir ihr gegenüber, hinter uns Tian. Sie presste die Lippen zusammen, dann warf sie einen verzweifelten Blick über die Schulter. Der Wind jagte ihr die Tränen schräg über die Wangen. »Verräter!«, fauchte sie Amad zu.
    Ich rannte gleichzeitig mit ihr los. Ihr Haar wehte über meine ausgestreckte Hand, aber sie entglitt mir und … flog davon? Nein, sie fiel! Zwei Arme schlossen sich um meine Taille und rissen mich zurück. Steine lösten sich unter meinen Sohlen und prasselten von der äußersten Kante eines scharf gezogenen Abgrunds. Dann konnte ich nur noch zusehen, wie meine Schwester fünf Meter unter mir auf glattes schwarzes Glas auftraf. Die Angst, sie sterben zu sehen, durchzuckte mich wie ein Schlag. Aber meine Schwester

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