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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ein eingespieltes Theaterstück. Ihr panischer Aufschrei, ihre Hand, die meinen Dolcharm packte. Wir rangen, dann keuchte ich auf, als es ihr mit scheinbar viel Kraft gelang, meine Hand mit dem Dolch herunter auf den Boden zu drücken – am Rand der Haihaut. Ich ließ die Waffe los und packte zu. Die Mégana begriff schneller als ihr Mann. Ihre Stimme gellte schrill im Raum. »Erschießt die Barbarin, setzt die Gefangene außer Gefecht!«
    Wir rissen die Haut hoch, ein funkelnder Schild zwischen uns und den Soldaten, sprangen auf und rannten los. Die Lichter verließen mich schon beim ersten Schritt. Die Wucht der zwei Geschosse bremste uns wie ein Schlag und brachte mich zum Stolpern, aber die Schüsse prallten an der Haihaut ab. Der Mégan bellte einen Befehl. Rechts von mir tauchte ein Soldat auf. Und direkt hinter ihm schnippte Meon aus der Unsichtbarkeit. Dann verschmolz die Zeit zu einem Tanz aus schwarzen Klingen, Gebrüll und Schüssen. Juniper und ich duckten uns, die schützende Haut über uns gebreitet.
    Juniper zog das Gewehr eines Soldaten zu sich und lud es neu durch.
    Doch schon war der Spuk vorbei, die Stille, die folgte, ohrenbetäubend.
    »Sie sind geflohen!«, sagte Trinn atemlos. »Hinter dem Altar mit den Kerzen ist ein Durchgang.«
    In der Ferne erklang ein Alarmsignal. Juniper warf die Haut ab und sprang auf. Der Raum war ein Schlachtfeld. Fünf Soldaten lagen auf dem Boden, kriechendes Rot spiegelte das Licht. Der Stuhl der Mégana war umgefallen – und die Herrscher waren verschwunden. »Was für eine Albtraumstadt«, stieß Juniper hervor. »Und du wolltest wieder so sein wie diese Henker?«
    Wahida kam aus der Tür, die in den Gefängnistrakt führte. Offenbar war sie auf einer eigenen Mission unterwegs gewesen. Blut tropfte von ihrem Sichelschwert, in der Linken hielt sie den Revolver einer Wache, am Gürtel steckte eine weitere Beutewaffe. Mein mathematisches Mädchen verließ sich nie auf die Wahrscheinlichkeit, mit nur einer Waffe einen Kampf zu gewinnen. Sie lauschte auf die Schritte, die sich vor der Haupttür näherten. »In vierzehn Sekunden haben wir den Rest der Wache am Hals.«
    Ich packte den Dolch. »Amad rechnet damit, dass wir den Méganes folgen. Aber wir gehen in den Gefängnistrakt! Wir müssen Tian finden, er kennt die geheimen Wege der Stadt.«
    »Gavran kennt sie«, korrigierte mich Kallas. Dann streckte sie mir die Hand hin und zog mich hoch.
    Wir verbarrikadierten die Tür hinter uns mit den Stühlen aus dem Herrschersaal. Wahida hatte ganze Arbeit geleistet. Kein Wärter stellte sich uns in den Weg, weder auf der Treppe noch unten, wo sich das Gefängnis in vier Gänge teilte. Grünliches Kaltlicht flackerte in nackten Birnen. Nur wenige blasse Gesichter hinter dickem Panzerglas wandten sich uns zu. Die Zellen waren winzig. In graue Kleidung gehüllt kauerten die Gefangenen auf nacktem Betonboden. »Hier vorne ist er nicht«, stellte Trinn fest. Wir schwärmten in die Gänge aus. Ich stürzte in den vierten Gang und atmete auf. Kurz geschorenes Kupferhaar. »Tian!« Er lag mit dem Rücken zu mir. Ich trommelte mit den Fäusten gegen die Scheibe, aber er rührte sich nicht.
    Wahida schlug mit dem Ellenbogen einen Schalter neben der Scheibe ein. Es knackte, dann umwallte mich plötzlich Atem und Husten aus allen belegten Zellen. »Gegensprechanlage«, erklärte sie.
    »Tian!«, wiederholte ich. Aber dann wurde mir bewusst, dass mich meine Hoffnung ein zweites Mal in die Irre geführt hatte. »Jenn?« Der Junge aus dem vierten Ring, der in der Brautnacht Tians Rolle gespielt hatte, richtete sich mühsam auf und wandte sich zu mir um. Man hatte ihm das Haar abgeschnitten. Obwohl meine Lichter mir keinen Glanz mehr liehen, erkannte er mich sofort. Angst huschte über sein zerschundenes Gesicht. Aber als er die anderen sah, die eindeutig keine Gefängniswachen waren, leuchtete Hoffnung darin auf. »Ihr … flieht?«
    Ich nickte. »Wir holen dich raus!« Trinn und Meon stürzten los, als hätte ich einen Befehl erteilt. Jetzt war ich allein in dem langen Gang.
    »Hast du Tian hier gesehen, Jenn? Den Mann im Mantel, der dich betäubt hatte?« Er wollte antworten, aber dann zuckte er zusammen. Oben donnerten Schläge gegen die verschlossene Tür.
    Hier unten bei uns klackte es, Schlösser schnappten, dann glitt das Panzerglas mit einem Surren nach oben. Wahida hatte einen Schlüssel gefunden – oder wohl eher einen Zahlencode geknackt. Kerkergestank brachte mich fast zum

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