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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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aber ich lebe noch. Und wie Ihr Euren Aufzeichnungen sicher entnehmen könnt, habe ich Windsbräuten getrotzt und ein Meer voller Eisenhaie überquert, nur um mein Ziel zu erreichen.« Ich trat noch näher an den hufeisenförmigen Tisch heran und senkte die Stimme. »Ich habe einen Plan, und dafür brauche ich eine Begleitung, eine Haijägerin. Sie ist Euch bereits gemeldet worden. Ohne sie wäre ich nicht so schnell bis zum Medaspalast vorgedrungen. Schon lange sucht sie nach den Dämonen, wie sie uns nennt. Sie träumt von der Gabe des Eroberers, will eine Flotte gründen und neue Jagreviere erkunden. Sie will zu Reichtum kommen und sie wäre die beste Kommandantin, um Truppen durch gefährliches Gewässer zu bringen, wenn es nötig ist. Wenn ihr dieser Frau Tians Gabe vermietet, dann wird sie mir helfen, die anderen Lichter aufzuspüren, die alten Durchgänge in den Weltenhäuten zu finden, in den Palästen, den Zufluchtsorten anderer Wirklichkeiten.«
    »Warum sollten wir ausgerechnet dir eine so wichtige Aufgabe anvertrauen?«
    »Weil es ohnehin meine Bestimmung ist. Genau dafür waren meine und Tians Gaben doch ausgewählt und aufeinander abgestimmt worden. Jeder in Ghan hat eine Aufgabe, danach werden unsere Gaben uns bei der Geburt zugewiesen und unsere Hochzeiten passend kombiniert und innerhalb der Zweiheit wird alles fest verbunden: Mein Talent, Wege zu finden und gut zu berechnen, meine Erinnerung an jeden Schritt, und Tians Gabe, Grenzen zu überschreiten und neue Kontinente zu entdecken. Zusammen ergibt das eine Zweiheit, die fähig ist, sogar den Himmel zu erobern, die Lichter in anderen Wirklichkeiten aufzuspüren und für Ghan zu erbeuten. Gebt mir die Chance, diese Aufgabe zu erfüllen! Auch ohne Tian.«
    »So viel Einsatzbereitschaft von einer Moreno, die bereit war, eine alte Frau fast umzubringen, um sich unserem Urteil zu widersetzen?«, fragte der Mégan lauernd. Er umkreist das Boot, auf dem ich in meine vier Haihäute gehüllt sitze.
    Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf. »Ich weiß, was ich getan habe, und ich kenne meinen Platz in meiner Stadt …«
    »Du hast keinen Platz mehr darin«, berichtigte mich die Mégana mit freundlicher Kälte. »Alles, worauf du hoffen kannst, ist das, was du mir mit deinem Blut geschworen hast: ein Leben in meinen Diensten.«
    Du meinst wohl ein Leben in Wahnsinn unter Glas, während du meine Lichter für dich benutzt .
    Ich nickte und lächelte. »Und ich bin zurückgekehrt, um diesen Pakt zu erfüllen, Höchste Mutter. Meine Gaben gehören Euch, so habe ich es mit meinem Blut unterzeichnet. Und …« Ich deutete auf den schwarzen Dolch, »… auch den anderen Teil meines Versprechens erfülle ich. Ihr hattet recht. Tian ist schuldig. Und deshalb werde ich ihn töten, mit dieser Waffe, so wie es mein Pakt vorsieht. Und das Letzte, was er sehen wird, bin ich, die Braut, die er verlassen hat, in einem Hochzeitsgewand.«
    Jetzt hatte ich sie. Das war die Sprache, die sie am besten verstanden. Die Augen der Mégana bekamen einen dunklen Glanz und der Mégan zeigte ein schmallippiges, düsteres Lächeln, das mir einen Schauer über den Rücken jagte.
    »Tian hat mir meine beste Gabe gestohlen. Sie war fähig, menschliche Gestalt anzunehmen! Die Lichter sind tückisch und sie lernen, Höchste Eltern! Und niemand kann das besser einschätzen als ich.« Dafür, dass ich keine geborene Lügnerin war, hörte ich mich wohl erschreckend glaubwürdig an. Kallas wurde spürbar nervös.
    Der Mégan hob eine Augenbraue und winkte ab. »Wir wissen schon lange, dass es möglich ist, dass die Lichter uns betrügen können, um ihre Besitzer zu verlassen.«
    Besitzer. Ich fröstelte. Der Mégan legte seine Hand auf die der Mégana, eine seltsam vertrauliche Geste, die mich bei diesem kühlen Paar irritierte. Die alte Frau schluckte, aber ihre Miene blieb maskenhaft. Dennoch hatte ich den Eindruck, sie hätte seine Hand am liebsten weggeschlagen. »Was glaubst du, weshalb unsere Ärzte die Bürger vor den Einflüsterungen der Träume beschützen?«, sagte der Mégan. »Weil es tatsächlich geschehen kann, dass eines davon einen wankelmütigen Menschen wie Tian auf seine Seite zieht.«
    Ich bin also nicht die Erste, die von ihrer Gabe verlassen wurde.
    »Du willst uns also neues Handelsgut bringen«, wechselte die Mégana abrupt das Thema.
    Ich nickte. »Gebt meiner Dienerin Tians Gabe für sieben Monate, Höchste Eltern. Sie bezahlt gut und Ihr könnt nur gewinnen. Und

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