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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ihre Sohlen.«
    »Fabelhaft! Sie sind wirklich eine dolle Nummer, Donald! Als ich Sie eine Eule nannte, wußte ich noch gar nicht, wie recht...«
    Die Vermittlung unterbrach ihn. »Ihre drei Minuten sind um.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich und knallte den Hörer auf die Gabel.

19

    Ich zwängte mich in den Fahrstuhl. Den anderen Fahrgästen, in der Hauptsache Büroangestellte, konnte man förmlich vom Gesicht ablesen, wie sie das Wochenende verbracht hatten. Die Männer hatten sich auf dem Golfplatz oder am Strand ohne Kopfbedeckung herumgetrieben und einen Sonnenbrand geholt. Die Mädchen sahen müde und unausgeschlafen aus und versuchten die Nachwirkungen eines Katers unter einer dicken Schicht Puder zu verbergen. Aber alle blickten verdrossen drein. Nach zwei freien, ungebundenen Tagen erschien ihnen die stickige Enge eines Büros doppelt widerwärtig.
    Elsie saß bereits hinter ihrem Schreibtisch. Als ich mich der Glastür mit der Aufschrift >Cool & Lam, Privatdetektei< näherte, hörte ich das Klappern ihrer Schreibmaschine.
    »Hallo, Donald. Fein, daß Sie wieder da sind. Hatten Sie eine gute Reise?«
    »Es ging.«
    »Was macht der Job in New Orleans?«
    »Der ist noch in der Schwebe. Wo ist Bertha?«
    »Noch nicht da.«
    »Hat sie was über die Roxberry Estates herausbekommen können?«
    »Hm-hm. Eine ganze Menge. Da drüben liegt die Mappe.«
    »Danke. Ich schau’s mir mal an. Wie entwickelt sich denn übrigens die Baufirma?«
    Sie spähte zur Tür hinaus und senkte vorsichtshalber die Stimme: »Bertha hat noch nie so viele Briefe geschrieben und bekommen. Die Korrespondenz ist bei den Akten - bis auf ein paar Briefe, die Bertha in ihrem Schreibtisch eingeschlossen hat.«
    »Worum dreht es sich bei diesen Briefen?«
    »Um Ihre Zurückstellung von einer Militärübung.«
    »Hat sie’s durchgedrückt?«
    Elsie sah wieder zur Tür hinüber. »Bertha wirft mich ‘raus, wenn sie merkt, daß ich geschwatzt habe.«
    »Dabei hab’ ich schließlich auch noch ein Wörtlein mitzureden.«
    »Nein, Donald. Sie würde mich so fertigmachen, daß ich kündigen müßte.«
    »Also, was ist? Hat sie’s gedeichselt?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Letzte Woche.«
    »Danke.«
    Sie beobachtete mich gespannt und runzelte dann verblüfft die Stirn. »Sie lassen sich das einfach gefallen?«
    »Sicher.«
    Mit einem Ruck drehte sie sich zur Schreibmaschine um, hielt ihre Finger einen Moment lang gekrümmt über die Tasten wie ein Pianist, der zum Schlußakkord ansetzt, schmetterte sie dann herunter und begann wie rasend zu tippen.
    »Was haben Sie sonst von mir erwartet?« fragte ich.
    »Nichts.«
    Ich nahm die Mappe mit in mein Büro, setzte mich an den Schreibtisch und las die Notizen durch. Sie sagten mir gar nichts.
    Silas T. Roxberry hatte eine ganze Reihe von Unternehmen finanziert. Ein paar hatte er kontrolliert, andere hatte er lediglich als gewinnbringende Geldanlage betrachtet. Er w r ar vor fünf Jahren gestorben und hatte zwei Kinder hinterlassen, einen Sohn von fünfzehn Jahren namens Roy und eine neunzehnjährige Tochter namens Edna. Da die Geschäfte des Alten ziemlich kompliziert waren und die Teilung des Nachlasses zu einer Wertminderung geführt hätte, war eine Körperschaft gebildet worden. Sie nannte sich die Roxberry Estates und verwaltete das Vermögen für die Erben.
    Howard C. Craig war lange Jahre Roxberrys Privatsekretär und Vertrauensmann gewesen. Nach Roxberrys Tod übernahm er den Posten des Schatzmeisters. Präsident der Körperschaft wurde ein Anwalt namens Bis will, den Silas Roxberry zu seinem Testamentsvollstrecker bestimmt hatte. Biswill befolgte bei seinen Spekulationen das gleiche System wie sein Vorgänger. Da es sich nicht um eine öffentliche Körperschaft handelte, war über den Stand der Geschäfte kaum etwas zu erfahren. Aber Bertha hatte immerhin herausbekommen, daß die Roxberry Estates ihre Rechnungen prompt bezahlten und als solvent galten.
    Es war natürlich möglich, daß Edna Roxberry nach dem Tod ihres Vaters Marco Cutler geheiratet hatte. Ich rief im Büro der Roxberry Estates an, sagte, ich wäre ein alter Freund der Familie, der mehrere Jahre im Ausland verbracht hätte, und fragte, ob Edna Roxberry verheiratet wäre. Die Antwort lautete, nein, im übrigen stünde ihr Name im Telefonbuch, und ob ich nicht eine Nachricht hinterlassen wollte. Ich legte auf.
    Um zehn Uhr war Bertha noch immer nicht aufgekreuzt. Ich sagte Elsie, ich müßte noch einige Gänge machen, und begab mich

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