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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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systematisch und berufsmäßig, und wenn die Ausbeute im Winter auch magerer war, von irgendwas mußte er schließlich leben. So kamen wir auf den Gedanken, daß er sein Arbeitsfeld in den Wintermonaten vielleicht nach Südkalifornien oder Florida verlegte. In San Diego war die Luft rein, aber in Miami stießen wir auf seine Spur und ergatterten sogar ein paar wichtige Flinweise, Fingerabdrücke und dergleichen.
    Das gab uns eine Chance. Wir gingen von der Theorie aus, daß der Bursche ein Einzelgänger war und einen Wagen mit einer kalifornischen Nummer fuhr, und überprüften sämtliche Fahrzeuge, die in einem bestimmten Zeitraum durch die Quarantänestation in Yuma geschleust worden waren. Dabei stießen wir auf einen Mann namens Rixmann. Sein Wagen war in Kalifornien zugelassen, er hatte Yuma drei Tage vor dem ersten Überfall in Los Angeles passiert und kam aus Florida. Wir besahen uns den Burschen näher. Er war ein ganz hübscher Kerl, dunkel, mürrisch und launenhaft, bezahlte seine Miete pünktlich, hatte immer Geld, obwohl er arbeitslos war und fast den ganzen Tag über schlief, und fuhr ein Chevrolet-Coupé. Zwei-, dreimal in der Woche ging er abends ins Kino. Sonst verließ er nur nachts das Haus. Von diesen Fahrten kehrte er immer erst sehr spät zurück. Wovon er lebte und womit er sich beschäftigte, konnte uns seine Wirtin nicht sagen.«
    »War Rixmann der Täter?« fragte ich.
    »Jawohl. Er war der Vogel, den wir suchten. Wir begannen ihn zu beobachten. Drei Nächte später kutschierte er mit seinem Wagen zu einer der bekannteren Poussierstellen und versteckte sich im Schatten hinter einem Baum. Mehr brauchten wir nicht. Wir postierten einen Polizeibeamten und eine Beamtin als Köder und erwischten ihn auf frischer Tat. Natürlich gingen die Jungen nicht gerade schonend mit ihm um, und als er hier im Büro abgeliefert wurde, war er sanft wie ein Lamm. Er hatte kapiert, daß er mit Ableugnen nicht weit kommen würde, und legte ein volles Geständnis ab. Später nahm er sich einen Anwalt und probierte es mit Unzurechnungsfähigkeit. Aber damit hatte er keinen Erfolg.«
    »Wurde er zum Tode verurteilt?«
    »Ja, er landete in der Gaskammer.«
    »Gab er den Mord an Craig zu?«
    »Nein, er stritt ihn bis zum Schluß ab. Ein paar von unseren Leuten glaubten ihm nicht. Aber ich war immer der Meinung, daß er die Wahrheit sagte. Warum hätte er den einen Mord ableugnen sollen, nachdem er den anderen und einen Haufen Überfälle zugegeben hatte?«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer der Täter im Falle Craig gewesen sein könnte?«
    Rondler zuckte mit den Schultern. »Wir haben nicht genug Beweis-material, um den Fall neu aufzurollen. Aber wenn Sie mich fragen: Ich tippe auf das Mädel. Vielleicht war sie verrückt auf Craig und wollte ihn heiraten. Er weigerte sich und gab ihr den Laufpaß. Daraufhin überredete sie ihn zu einer letzten Knutschfahrt, stieg unter irgendeinem Vorwand aus, ging ‘rüber auf die andere Seite, verpaßte ihm eine Kugel, warf den Revolver weg und rannte schreiend die Straße entlang.«
    »Stimmt, so könnte es sich abgespielt haben. Habt ihr irgendwelche Hinweise entdeckt? Fußspuren? Fingerabdrücke?«
    »Nein, rein gar nichts. Wir haben nur eine Beschreibung des Täters. Sie stammt von Roberta Fenn.«
    »Was steht denn da drin?«
    Er zog seine Schreibtischschublade auf und kramte darin herum. »Sie haben Glück. Als wir das Telegramm aus New Orleans erhielten, hab’ ich mir die Unterlagen kommen lassen. Also, der Bursche war mittelgroß, trug einen dunklen Anzug, Mantel und Hut und eine Maske, aber keine Handschuhe. Als er aus dem Gebüsch auftauchte, hinkte er merklich. Später, als er sich aus dem Staube machte, hinkte er plötzlich nicht mehr. Eine lausige Beschreibung!«
    »Hätten Sie was Besseres zustande gebracht, wenn Sie an Stelle des Mädels dabeigewesen wären?«
    Rondler grinste. »Vermutlich nicht. Aber wenn Rixmann nicht der Täter war, dann war’s das Mädchen.«
    »Warum glauben Sie das?«
    »Na, das liegt doch auf der Hand. Nach Rixmanns Verhaftung war mit den Überfällen plötzlich Schluß. Einer von der gleichen Zunft kann’s also nicht gewesen sein. Der hätte sein Gewerbe weiterbetrieben. Diese Brüder lassen sich nämlich nicht so leicht abschrecken.«
    Ich schob meinen Stuhl zurück. »Zünden Sie sich Ihre Zigarre lieber an, bevor Sie sie ganz zerkaut haben.«
    Er starrte mich grimmig an. »Sie haben jetzt eine Menge Informationen bekommen, ohne selbst

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