Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
zu den Büros der Roxberry Estates.
    Die Geschichte der Körperschaft ließ sich von den Schildern neben dem Haupteingang ablesen. Auf dem einen stand >Harman C. Biswill, Rechtsanwalt und Notar, Zimmer 619<, auf dem anderen >Roxberry Estates, Inc. Nr. 619-623« und darunter in kleinerer Schrift >Harman C. Biswill<. Ursprünglich hatte Biswill in einem der Räume seine Anwaltspraxis betrieben, und Silas Roxberry war vermutlich sein Hauptklient gewesen. Nach Roxberrys Tod hatte er den Erben nahegelegt, eine Körperschaft zu gründen, und deren Verwaltung übernommen. Er gab die Anwaltspraxis auf und widmete sich fortan ausschließlich profitablen Geldgeschäften. Man brauchte kein erstklassiger Detektiv zu sein, um zu erkennen, daß Harmann C. Biswill sich weich gebettet hatte.
    Biswill hatte anscheinend eine Schwäche für Büromaschinen. In dem Raum, den ich betrat, gab es Buchhaltungsmaschinen, Rechenmaschinen, Adressiermaschinen, Addiermaschinen. Ein junges Mädchen tippte, mit dem Kopfhörer eines Diktaphons über den Ohren, Briefe auf der Schreibmaschine. Ich stützte mich auf die Schranke und wartete. Eine ältliche Frau blickte auf, kam zu mir herüber und sagte mit einem matten lächeln: »Guten Morgen.«
    Sie war über fünfzig, und man sah ihr an, daß sie ihr ganzes Leben lang redlich gearbeitet hatte. Ihre Augen blickten müde, aber ihr Gesichtsausdruck war freundlich. Sie wirkte beherrscht und zielbewußt.
    Ich folgte einer plötzlichen Eingebung. »Sie sind wohl schon sehr lange bei den Roxberry Estates, stimmt’s? Vermutlich vom ersten Tag ihres Bestehens an?«
    »Ja.«
    »Vorher haben Sie für Mr. Roxberry gearbeitet, wie?«
    »Ja. Was wünschen Sie?«
    »Ich ziehe Informationen ein über einen Mann namens Hale. Uns interessiert seine Kreditwürdigkeit und sein geschäftlicher Ruf.«
    »Dürfte ich Sie um Ihren Namen bitten?«
    »Lam. Donald Lam.«
    »Bei welcher Firma sind Sie tätig, Mr. Lam?«
    »Bei der Firma Cool & Lam. Ich bin einer der Teilhaber. Hale gehört zu unseren Kunden.«
    »Wie lautet sein voller Name?«
    »Emory G. Hale. Er ist Anwalt.«
    »Einen Moment. Ich will mal sehen, ob wir irgendwelche Unterlagen über ihn haben.« Sie begab sich zu einem Karteischrank im rückwärtigen Teil des Büros, zog eine Schublade auf und blätterte die Karteikarten durch. Sie kam zurück und schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Lam. In unserer Kartei ist ein Emory G. Fiale nicht vermerkt.«
    »Vielleicht kam er im Auftrag eines Klienten. Er könnte auch einen anderen Namen angegeben haben. Er ist etwa ein Meter achtzig groß, Mitte Fünfzig, breitschultrig und hat ungewöhnlich lange Arme. Beim Lachen zieht er die Lippen auseinander und beißt die Zähne zusammen. Er hat ein richtiges Pferdegebiß.«
    Sie dachte einen Moment lang nach. »Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht helfen, Mr. Lam. Unsere Geschäftsverbindungen sind sehr mannigfaltig und ausgedehnt. An einen Mann, wie Sie ihn beschrieben haben, erinnere ich mich nicht.«
    »Sind Sie dessen sicher?«
    »Ja, ganz sicher.«
    Ich bedankte mich und wandte mich zur Tür, als mir nachträglich ein Gedanke kam. Ich machte wieder kehrt und fragte: »Sagt Ihnen der Name Marco Cutler was?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Auch nicht Edna Cutler?«
    »Meinen Sie Edna P. Cutler?«
    Ich nickte.
    »O ja, mit Edna Cutler hatten wir sehr häufig zu tun.«
    »Jetzt auch noch?«
    »Nein. Das war noch zu Lebzeiten von Mr. Roxberry. Nach seinem Tode schlief die Verbindung ein.«
    »Miss oder Mrs. Edna Cutler?«
    Sie runzelte die Stirn. »Das weiß ich nicht. In den Büchern wurde sie lediglich als Edna P. Cutler geführt. Sie arbeitete sehr eng mit Mr. Roxberry zusammen. Ich selbst habe sie nie gesehen.«
    »Sie hat hier kein Guthaben mehr?«
    »O nein, schon lange nicht mehr. Frances«, rief sie dem Mädchen an der Schreibmaschine zu, »das Konto von Edna Cutler ist gelöscht, ja?«
    Das Mädchen hörte einen Moment auf zu tippen, nickte bejahend und klapperte weiter.
    Die ältliche Frau verabschiedete mich mit einem müden Lächeln. Ich verließ das Büro, blieb auf dem Korridor stehen und versuchte ein bißchen Klarheit in meine Gedanken zu bringen.
    Edna P. Cutler — sie hatte eng mit Silas Roxberry zusammengearbeitet, sich aber niemals im Büro blicken lassen... Howard Chandler Craig, Vertrauensmann des alten Roxberry und über dessen finanzielle Transaktionen vermutlich bestens informiert — er unternimmt eine Spazierfahrt mit Roberta Fenn -

Weitere Kostenlose Bücher