Der dunkle Punkt
Sie: >Ich.< Frage des Staatsanwaltes: >Warum?< Ihre Antwort: >Damit ich ihn später identifizieren konnte.« Dann wird der Staatsanwalt Sie fragen: >Mr. Lam, ist das der Revolver, den Sie in dem Schreibtisch in New Orleans gefunden haben?« Und so weiter, und so fort.«
»Ich verstehe.«
»In Ordnung«, erklärte Hale. »Wir werden beide unsere Initialen hineinritzen.«
Pellingham führte uns in eine Ecke der Halle: »Ich möchte diesen Punkt so schnell wie möglich klären, weil ich anschließend zum Polizeipräsidium fahren will. Wir müssen die Kugeln aus diesem Revolver mit der Kugel vergleichen, die man in der Leiche des jungen Craig gefunden hat.«
Er setzte sich, legte eine leichte Reisetasche auf seine Knie und holte einen flachen, rechteckigen Holzbehälter hervor. Behutsam schob er den Deckel zurück. Auf dem Boden des Kästchens lag, mit Bindfaden befestigt, der 38-er Revolver, mit dem mich die Detektei vor einigen Monaten ausgerüstet hatte.
Hale stürzte sich förmlich darauf. »Das ist er! Das ist der Revolver aus dem Schreibtisch! Ich gehe jede Wette ein, daß es sich um dieselbe Waffe handelt, mit der Craig erschossen worden ist.«
»Ritzen Sie Ihre Initialen hinein«, sagte Pellingham und reichte ihm sein Taschenmesser. »Jetzt Sie, Mr. Lam, wenn ich bitten darf.«
Ich nahm das Messer und beäugte das Schießeisen von allen Seiten. »Ich halte es für dieselbe Waffe. Allerdings hab’ ich mir die Seriennummer nicht gemerkt. Aber ...«
»Zum Kuckuck, Lam, was ist denn in Sie gefahren! Sie wissen doch genau, daß das der Revolver aus dem Schreibtisch ist!« rief Hale.
»Los, ritzen Sie Ihre Initialen hinein«, drängte Pellingham. Ich gehorchte.
Bertha betrachtete die Waffe und dann mich. Ihr Blick sprach Bände. Hale strahlte.
»So, jetzt haben Sie den Revolver identifiziert«, erklärte Pellingham. »Bleiben Sie auch dabei. Lassen Sie sich nicht von irgend so einem Winkeladvokaten ins Bockshorn jagen, wenn es zum Kreuzverhör kommt.«
Der Lautsprecher dröhnte, »Telegramm für Leutnant Pellingham aus New Orleans. Begeben Sie sich bitte zur Auskunft, Leutnant.«
»Entschuldigen Sie mich für einen Moment«, sagte Pellingham und machte die Reisetasche zu. Er verschwand in Richtung auf den Auskunftsschalter.
Gleich darauf kam Pellingham, ein Telegramm in der Hand, zurück und stürzte mit eiserner Miene auf uns zu. »Lam, sind Sie Samstag nacht mit einer Maschine von Fort Worth abgeflogen?«
»Warum?«
»Stimmt das oder nicht?«
»Ja.«
»Gut, Lam. Dann muß ich Sie auffordern, mich auf der Stelle zum Polizeipräsidium zu begleiten.«
»Tut mir leid, Leutnant. Ich hab’ noch was Wichtiges zu erledigen.«
»Es ist mir egal, ob Sie noch was zu erledigen haben oder nicht. Sie kommen mit.«
»Haben Sie eine Vollmacht?«
Er steckte die Hand in die Hosentasche. Ich glaubte, er würde seine Dienstmarke herausholen, aber es war nur ein Zehncentstück. »Sehen Sie das hier?« fragte er. »Das ist meine Vollmacht.«
»Sie ist nicht viel wert.«
»Irrtum. Wenn ich das Geldstück dort drüben in den Münzfernsprecher werfe und das Präsidium anrufe, verschaffe ich mir soviel Vollmachten, wie ich brauche.«
Ich sah Hales gespannten Blick, Berthas glitzernde, harte graue Augen und Pellinghams kaltblütige, entschlossene Miene.
»Na, wie ist’s? Kommen Sie mit?«
»Gehen Sie ‘rüber und werfen Sie Ihr Zehncentstück ein«, sagte ich und wandte mich dem Ausgang zu.
Bertha und Emory Hale starrten mir nach, wie vom Donner gerührt. Pellingham zuckte nicht mit der Wimper. Vermutlich hatte er von Anfang an nichts anderes erwartet. Schnellen Schrittes ging er zur Telefonzelle hinüber.
Der Detekteiwagen stand draußen. Ich klemmte mich hinters Lenkrad und raste los. Sicherheitshalber machte ich einen Umweg über Burbank, Van Nuys und Sepulveda bis zum Wilshire Boulevard. Ich wußte, daß Pellingham die anderen Zufahrtsstraßen blockieren lassen würde. Außerdem würde er natürlich eine Beschreibung meines Wagens durchgeben.
22
Ich Heß den Wagen auf einem Parkplatz in der Nähe des Hotels >Palmen-blick< stehen und ging zu Fuß weiter. Im Hotel winkte ich einen Boy heran, suchte zwei Dollar aus meiner Rocktasche und hielt sie ihm unter die Nase. »Womit kann ich Ihnen dienen?« erkundigte er sich.
»Ich brauche eine kleine Information.«
»Schießen Sie los.«
»Hier im Hotel wohnte ein Gast namens Edna Cutler. Die Dame ist heute nachmittag ausgezogen.«
»Hier ziehen jeden Tag eine
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