Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
sonst noch in ihrem Zimmer herumlag, hinein. Danach wischte ich die Türklinken, die Griffe an den Schubladen, das Bettgestell und die Stuhllehnen mit einem feuchten Handtuch ab und forderte einen Boy für mein Gepäck an. Während ich die Hotelrechnung bezahlte, erzählte ich dem Angestellten hinter dem Empfangsschalter mit tiefbetrübter Miene, unsere Mutter wäre ganz plötzlich gestorben, und meine Schwester und ich zögen zu einer Schwester in Venice, die vor Kummer völlig gebrochen sei und einer Stütze bedürfe.
    Mit einem Taxi fuhr ich bis zum Hauptbahnhof, gab den Koffer bei der Aufbewahrung ab, steckte den Gepäckschein in einen frankierten Briefumschlag, kritzelte die Anschrift der Detektei darauf und warf den Brief ein. Danach blieb mir gerade noch genügend Zeit, um ins Büro zu fahren, Bertha abzuholen und mit ihr zum Flughafen hinauszugondeln.

21

    Hale befand sich in Begleitung eines graumelierten Herrn mit Schnurrbart und goldgerahmter Brille, der zu sehr wie ein Bankier aussah, um einer zu sein. Hale war bei bester Laune. Als er uns erblickte, kam er mit ausgestreckter Hand auf uns zu und lächelte so strahlend, wie es ihm sein Gebiß erlaubte. Bertha begrüßte er nur flüchtig. Seine Aufmerksamkeit galt vor allem mir.
    »Lam, es freut mich riesig, Sie zu sehen! Fein, daß Sie mich abholen! Ich möchte Sie... Aber Verzeihung, wo bleiben meine Manieren! Mrs. Cool, darf ich Ihnen Leutnant Pellingham vorstellen? Er ist bei der Polizei in New Orleans. Das ist Donald Lam, Leutnant.«
    Wir schüttelten uns reihum die Hände.
    Hale schien seine Rolle als Zeremonienmeister zu genießen. »Leutnant Pellingham ist Experte auf dem Gebiet der Ballistik. Er hat den Revolver mitgebracht, Lam. Ich habe ihm erzählt, daß Sie dabei waren, als ich die Waffe fand, und daß wir darüber debattierten, ob wir die Polizei sofort benachrichtigen oder das Resultat Ihrer Ermittlungen in Los Angeles abwarten sollten.« Er warf mir einen mahnenden Blick zu.
    Ich nickte und wandte mich an Leutnant Pellingham. »Ich habe bereits mit Sergeant Rondler vom Morddezernat gesprochen.«
    »Haben Sie ihm von dem Revolver erzählt?« erkundigte sich Hale.
    Erstaunt sah ich ihn an. »Natürlich nicht! Wir hatten doch abgemacht, daß ich mich lediglich über den Fall Craig und die Mordwaffe orientieren sollte. Ich sollte Ihnen Bericht erstatten und alles Weitere Ihnen überlassen.«
    »Ganz recht, Lam, ganz recht. So hatten wir es verabredet. Ich habe mich sofort nach Ihrem gestrigen Anruf mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Aber da ist noch ein Punkt, der geklärt werden muß. Sie waren dabei, als ich den Revolver entdeckte. Leutnant Pellingham möchte das von Ihnen bestätigt haben.«
    »Mr. Hale sah sich den Schreibtisch an«, berichtete ich dem Leutnant. »Als wir ihn von der Wand abrückten, fanden wir in einer Art Geheimfach einen Haufen Papierkram, und als wir das Zeug herausklaubten, entdeckten wir darunter das Schießeisen.«
    »Sie können den Revolver natürlich identifizieren?« fragte Leutnant Pellingham.
    »Kaliber 38, blauer Stahl, ein paar Rostflecken. Es...«
    »Darum handelt es sich nicht«, erklärte Pellingham. »Sie sollen mir lediglich sagen, ob die Waffe, die ich mitgebracht habe, mit der Waffe identisch ist, die Sie im Schreibtisch fanden.«
    »Natürlich ist es dieselbe!« rief Hale.
    Ich zögerte. »Keiner von uns beiden hat daran gedacht, sich die Seriennummer zu notieren. Wir sahen uns den Revolver nur an und verstauten ihn gleich wieder im Schreibtisch. Aber wenn Hale sagt, es wäre dieselbe Waffe, dann genügt mir das.«
    »Wir brauchen jemanden, der die Geschworenen in diesem Punkt überzeugt«, warf Pellingham ein.
    »Oh, das ist doch kein Problem«, meinte Hale zuversichtlich.
    »Wenn Sie das Schießeisen bei sich haben, könnten Sie es mir vielleicht gleich mal zeigen. Falls die Identifizierung klappt, ritze ich vorsichtshalber meine Initialen ein.«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee«, sagte Pellingham. »Vor Gericht brauchen Sie ja keinem Menschen auf die Nase zu binden, wann Sie Ihre Initialen hineingeritzt haben. Die Tatsache, daß die Waffe überhaupt gekennzeichnet ist, dürfte völlig genügen. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich fürchte, nicht ganz.«
    »Na, das ist doch einfach. Der Staatsanwalt wild zu Ihnen sagen: >Mr. Lam, ich zeige Ihnen nun einen Revolver, in den die Initialen D. L. hineingeritzt sind. Wer hat die Waffe mit diesen Buchstaben gekennzeichnet?« Darauf antworten

Weitere Kostenlose Bücher