Der dunkle Punkt
möglichst ohne Risiko loszuwerden, verschaffte Cutler sich gefälschtes Belastungsmaterial und drohte ihr mit einem Riesenskandal, falls sie nicht in die Scheidung einwilligte. Edna Cutler räumte das Feld. Cutler machte geltend, daß seine Frau niemals eigenes Vermögen besessen hätte, und führte einen Gerichtsbeschluß herbei, durch den ihm der Erlös aus der Erdölspekulation zugesprochen wurde. Er hatte erreicht, was er wollte.«
Sergeant Rondler hämmerte mit den Fingern einen gedämpften Trommelwirbel. »Dieser Teil liegt ziemlich klar auf der Hand.«
»Der Rest der Geschichte ist genauso simpel. Craig schöpfte Verdacht. Er war Roxberrys Vertrauensmann gewesen und wußte über die verschiedenen Projekte des Alten recht gut Bescheid. Cutler hatte sich bereits zu weit in die Sache eingelassen. Ein Rückzieher wäre ihn teuer zu stehen gekommen. Er behielt Craig im Auge und wartete auf eine günstige Chance. Als Craig mit Roberta ausfuhr, folgte ihm Cutler, überfiel ihn in der Maske des Liebespaargangsters, reizte ihn zum Widerstand und knallte ihn nieder.
Edna Cutler kannte die Zusammenhänge nicht, aber sie machte sich ihre Gedanken. Da sie vermutete, Roberta könnte ihr vielleicht ein paar nützliche Informationen geben, spürte sie ihr bis nach New York nach und von da bis nach New Orleans. Sie freundete sich mit ihr an und horchte sie vorsichtig aus. Außerdem machte sie die Bekanntschaft von Nostrander und fragte ihn um Rat. Nostrander knobelte ein raffiniertes Schwindelmanöver aus, für das Edna Robertas Hilfe in Anspruch nahm, ohne sie jedoch in die Einzelheiten einzuweihen. Cutler ging in die Falle. Als Edna ihm später die Rechnung präsentierte, erkannte er, daß Roberta die Schlüsselfigur in dem Komplott war. Falls er sie zu dem Eingeständnis zwingen konnte, daß es sich um ein abgekartetes Spiel, um eine bewußte Irreführung handelte, würde jedes Gericht Ednas Einspruch zurückweisen. Das war seine einzige Chance.«
»Cutler gibt diesen Punkt zu«, murmelte Rondler verdrießlich. »Aber mehr auch nicht.«
»Er engagierte Hale, weil er dachte, ein New Yorker Anwalt würde unverdächtiger wirken. Aber er veranlaßte Hale, sich an eine Privatdetektei in Los Angeles zu wenden. Hale hatte indessen Edna Cutler aufgespürt und sich von ihr ein Empfehlungsschreiben an Roberta verschafft. In der Rolle eines Versicherungsmannes aus Chikago versuchte er sie auszuholen und festzunageln, und als ihm das nicht glückte, ließ er uns auf sie los. Bei Edna Cutler erreichte er überhaupt nichts. Sie machte einfach keine Fehler.«
»Wie kamen denn die Zeitungsausschnitte und der Revolver in den Schreibtisch?«
»Die Zeitungsausschnitte stammen vermutlich von Roberta, und das Schießeisen hat eine freundliche Seele hineinpraktiziert, um der Sache den letzten Schliff zu geben.«
»Der Revolver ist eine Niete«, knurrte Rondler. »Mit dem Mord an Craig hat er nichts zu tun.«
Ich nickte.
»Sie wollen doch hoffentlich damit nicht andeuten«, sagte Hale empfindlich, »daß ich irgend etwas in den Schreibtisch schmuggelte, Lam.«
Ironisch sah ich ihn an. »Was haben Sie denn in jener Nacht angestellt, in der Sie angeblich in New York waren, Sie Musterknabe?«
»Was soll das heißen?« fragte er erregt.
»Bei Edna Cutler und Roberta hatten Sie nichts erreicht. Als letzte Ausflucht blieb Ihnen nur noch Nostrander. Vermutlich wollten Sie ihn bestechen, und deshalb besorgten Sie sich vorsichtshalber ein Alibi. Sie folgten ihm von der Bar bis zu Robertas Wohnung, und da Sie wußten, daß Roberta nicht anwesend war, ergriffen Sie die günstige Gelegenheit beim Schopfe und gingen hinauf. Sie betraten das Haus etwa zwanzig Minuten nach zwei.«
Hale begehrte auf. »Unsinn! Ich tat nichts dergleichen!«
»Natürlich streitet er es ab«, entgegnete ich, zu Rondler gewandt. »Zehn Minuten später, um halb drei, hörte Marilyn Winton den Schuß.«
»Können Sie Ihre Behauptung beweisen?« erkundigte sich Rondler.
Ich wies mit dem Kopf auf Roberta.
»Dieser Mann klingelte zwanzig Minuten nach zwei an meiner Wohnung und ging ins Haus«, bestätigte sie.
Grinsend sah ich Hale an. Er protestierte empört. »Das ist nicht wahr! Ich muß einen Doppelgänger haben!«
Rondler trommelte auf seiner Schreibtischplatte herum. Er überlegte und wandte sich dann an Edna. »Wie haben Sie sich mit Roberta Fenn in Verbindung gesetzt?«
»Durch ein Inserat.«
»In einer hiesigen Zeitung?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich hatte
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