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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Augenpaare sich erwartungsvoll auf den König richteten. Fünf Edelmänner warteten wie die Geier auf eine Chance, ihr Vermögen durch den plötzlichen Tod eines der ihren zu mehren. Müßig fragte er sich, wem die Wohltat zuteilwerden würde, und empfand Dankbarkeit, dass sein Schwur, der Krone zu dienen, ihn von derart bedeutungslosen Angelegenheiten ausschloss.
    Wie aus eigenem Antrieb stahl sich seine Hand hin zur Mitte seiner Brust, wo das Gewicht einer Verpflichtung heimtückisch ruhte. Eine kalte Erinnerung daran, wer er war und was er niemals sein würde.
    Der König hörte unvermittelt auf zu schreiben, sah seine Offiziere an und schien einen nach dem anderen abzuschätzen. Sein kühler, aufmerksamer Blick glitt über ihre erwartungsvollen Gesichter, als wollte er ihre Ehrenhaftigkeit ermessen, sie abwägen. »Es gibt hier nur einen Mann, dem ich zutraue, meine Interessen in Fallonmour selbstlos zu vertreten«, sagte er. »Einen Mann, den ich mit dieser Aufgabe betrauen kann, ohne zu befürchten, er könnte seine eigenen Pläne für dieses Lehen verfolgen.« Richard Löwenherz’ befehlender Blick richtete sich durchdringend auf Cabal. »Und ihn werde ich schicken.«

1
    England, Juni 1193
    Dieser Tag begann, wie Hunderte vor ihm begonnen hatten, und dennoch fühlte Lady Emmalyn von Fallonmour ein merkwürdiges Prickeln in ihren Adern – es war das wundersame Gefühl hoffnungsvoller Erwartung, das sie geweckt hatte, noch bevor der erste Sonnenstrahl ihre Kammer erhellte. Irgendetwas lag in der Luft; sie konnte es spüren.
    Ob heute der große Tag war?
    Sie war aufgeregt und neugierig, es herauszufinden, und so wusch sie sich rasch und kleidete sich an. Dann verließ sie ihr Zimmer und stieg die Treppe hinab, die sich spiralförmig durch das Herz der Burg wand. Sie ging schnell und leichtfüßig, weil sie wusste, dass sie nur diese kurze Zeitspanne hatte, die ihr ganz allein gehörte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Burg zum Leben erwachte und ihre täglichen Pflichten als Burgherrin sie in Anspruch nehmen würden.
    Zu den Ersten, die Emmalyn an diesem Morgen aufsuchen wollte, würde ganz sicher der Seneschall gehören, dem seit drei Jahren, seit der Abreise Garretts, die Aufgabe anvertraut war, Fallonmour zu verwalten. Der mürrische Alte hatte ihr gestern Abend seine Absicht mitgeteilt, beim ersten Tageslicht hinunter ins Dorf zu gehen, um die frisch geschorene Wolle zu wie gen und den Ertrag der Felder e iner Überprüfung zu unterziehen. Emmalyn hatte durchaus die Absicht, beim Zählen mitzuwirken, zumal sie das rüde Vorgehen des Mannes missbilligte, insbesondere die barsche Art, mit der er ihre Leute behandelte.
    Sie werde ihn auf die Felder begleiten, hatte sie dem Seneschall entschlossen mitgeteilt, aber sie würden erst aufbrechen, wenn sie dazu bereit war. Im Moment hatte sie sich um andere, drängendere Dinge zu kümmern, die nichts mit der Verwaltung der Burg zu tun hatten.
    Fallonmour erwartete einen Neuankömmling.
    Emmalyn überquerte den Burghof und war nervös vor Erwartung, als sie die Ställe erreichte. Der Stallmeister, ein großer, allmählich grau werdender Bär von Mann, war bereits an der Arbeit und hielt Werkzeug in der Hand. Er begrüßte Emmalyn mit einem breiten Lächeln, als sie den Stall betrat.
    »Wie geht es ihr heute Morgen, Thomas?«
    »Gut, Mylady. Ich schätze, es ist jetzt nur noch eine Sache von ein oder zwei Tagen.«
    »Ein oder zwei Tage?« Emmalyn seufzte enttäuscht. »Das ist genau die Antwort, die du mir schon letzte Woche gegeben hast, Thomas. Wird sie denn dieses Fohlen nie bekommen?«
    Der alte Stallmeister lachte in sich hinein. »Das erste kommt meist mit etwas Verspätung, Mylady. Kein Grund, sich jetzt schon Sorgen zu machen. Minerva wird uns schon wissen lassen, wann ihre Zeit gekommen ist.«
    Emmalyn schaute in die sanften braunen Augen ihrer Stute und lächelte. »Hast du das gehört, Minnie? Du wirst bald Mutter sein.« Die kastanienbraune Stute blinzelte durch ihre palmenwedelgleichen schwarzen Wimpern und schnüffelte an Emmalyns ausgestreckter Hand. Dann knabberte sie daran. Sanft, aber energisch genug, um Emmalyn vor Überraschung einen Schrei ausstoßen zu lassen.
    »Es ist alles in Ordnung«, versicherte sie Thomas, als dieser seine Arbeitsgeräte fallen ließ und zu ihr eilte.
    Er beugte sich vor, nahm etwas aus einem Eimer und räusperte sich. In seiner Hand hielt er einen Apfel und ein kleines Messer. Verlegen hielt er beides Emmalyn

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