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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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machen.«
    Luckman sah ihn wütend an. »Ach nein? Scheiße, die können bei uns eingebrochen sein und alles gestohlen haben, was wir besitzen. Jedenfalls alles, was Bob gehört. Und vielleicht haben sie sogar die Tiere umgebracht oder totgetrampelt. Oder…«
    »Ich habe für alle, die in unserer Abwesenheit das Haus betreten, eine kleine Überraschung zurückgelassen. Ich bin erst heute Morgen damit fertig geworden, hab pausenlos gearbeitet, bis ich den richtigen Dreh raushatte. Eine hübsche kleine elektronische Überraschung.«
    Arctor konnte nur mühsam seine Erregung verbergen. »Was für eine Überraschung? Das ist immer noch mein Haus, Jim, und du kannst nicht einfach anfangen, irgendwelche…«
    »Reg dich doch nicht künstlich auf«, unterbrach ihn Barris. »Immer cool bleiben.«
    »Was zum Teufel hast du denn gemacht?«
    »Wenn während unserer Abwesenheit die Vordertür geöffnet wird, schaltet sich automatisch ein Kassettenrekorder ein. Er steht unter der Couch und ich habe eine Kassette mit zwei Stunden Spieldauer eingelegt. Und an drei verschiedenen Stellen Mikrophone platziert und sie…«
    »Du hättest mir das sagen sollen.«
    »Was, wenn sie durch die Fenster kommen?«, warf Luckman ein. »Oder durch die Hintertür?«
    »Um die Wahrscheinlichkeit dafür zu erhöhen, dass sie durch die Vordertür ins Haus eindringen und nicht auf anderen, weniger gebräuchlichen Wegen«, erwiderte Barris, »habe ich in weiser Voraussicht die Vordertür unverschlossen gelassen.«
    Nach einem kurzen Moment der Verblüffung begann Luckman zu kichern.
    »Mal angenommen, sie wissen nicht, dass die Tür unverschlossen ist?«, sagte Arctor.
    »Ich habe einen Zettel drangemacht.«
    »Du willst mich wohl verarschen?«
    »Ja.«
    »Verarschst du uns nun oder nicht?«, sagte Luckman. »Bei dir weiß ich das nie so recht. Verarscht er uns, Bob?«
    »Wir werden’s ja feststellen, wenn wir heimkommen«, erwiderte Arctor mürrisch. »Wenn ein Zettel an der Tür hängt und sie nicht abgeschlossen ist, dann wissen wir, dass er uns nicht verarscht.«
    »Aber sie haben den Zettel vielleicht abgerissen und die Tür abgeschlossen, nachdem sie alles Brauchbare geklaut und den Rest der Einrichtung zertrümmert haben. Das ist also kein zuverlässiges Kriterium. Wir werden’s nie genau wissen können. Jedenfalls nicht mit letzter Sicherheit. Wieder einmal diese Grauzone.«
    »Natürlich mache ich nur einen Witz«, sagte Barris unvermittelt. »Nur ein Psychopath würde so etwas tun – die Vordertür seines Hauses unverschlossen lassen und einen Zettel an die Tür heften.«
    Arctor wandte sich kurz zu ihm um. »Was hast du auf den Zettel geschrieben, Jim?«
    »Ja, an wen ist der Zettel gerichtet?«, wollte auch Luckman wissen. »Ich wusste nicht mal, dass du überhaupt schreiben kannst.«
    Barris sah ihn herablassend an. »Ich habe draufgeschrieben: Donna, komm ruhig rein, die Tür ist offen. Wir…« Er hielt kurz inne. »Die Nachricht war für Donna«, schloss er dann, jetzt weniger selbstbewusst.
    »Er hat’s tatsächlich gemacht«, rief Luckman. »Er hat’s echt gemacht. Alles, was er uns erzählt hat.«
    »Auf diese Weise«, sagte Barris weiter, »finden wir heraus, wer hinter der ganzen Sache steckt, Bob. Und das ist von vorrangiger Wichtigkeit.«
    »Außer sie klauen den Kassettenrekorder«, erwiderte Arctor. Er dachte fieberhaft darüber nach, ob diese neue Entwicklung ein ernsthaftes Problem darstellte. Warum musste Barris auch jede mögliche und unmögliche Gelegenheit dazu benutzen, um sein verdrehtes elektronisches Genie unter Beweis zu stellen? Ach, zum Teufel, sie werden die Mikros schon nach wenigen Minuten finden und dann den Rekorder. Sie werden genau wissen, was in einer solchen Situation zu tun ist. Sie werden das Band löschen und zurückspulen, die ganze Konstruktion so lassen, wie sie war, die Tür nicht abschließen und auch den Zettel daran hängen lassen. Vielleicht wird die offene Tür ihnen den Job sogar erleichtern. Scheiß Barris – immer voller genialer Pläne, das Universum aus den Angeln zu heben. Aber was soll’s, vielleicht hat er ja vergessen, den Rekorder einzustöpseln. Nur… wenn er feststellt, dass der Rekorder nicht eingestöpselt ist…
    Schlagartig begriff Arctor, dass Barris gerade das als Beweis dafür werten würde, dass in ihrer Abwesenheit tatsächlich jemand ins Haus eingedrungen war. Und von diesem Augenblick an würde er keine Ruhe mehr geben und ihnen tagelang damit in den Ohren liegen

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